25.12.04

Medien: Das Jahr der Blogs und Wikis

Die Spiegel-Website bringt es auf den Punkt: Das Internet hat im abgelaufenen Jahr Meilensteine in seiner Entwicklung durchlaufen. Nicht etwa technisch, sondern in inhaltlicher Hinsicht. Sowohl Wikis wie Blogs haben sich als Internet-Tools in einer breiteren Öffentlichkeit ihren verdienten Platz erkämpft. Wenn auch die Blogs bei allzu vielen Zeitgenossen noch unbekannt sind.

Deshalb eine kurze Erinnerung: Wikis sind lexigraphische Interneteinträge, die durch die Nutzer laufend ergänzt werden. Das ergibt eine fortdauernde Qualitätskontrolle und Aktualisierung, aber auch eine laufende Auseinandersetzung zwischen den Zuträgern, was die Sache besonders reizvoll macht. Www.wikipedia.de ist das derzeit nahe liegende Beispiel.

Noch wichtiger sind aber die Blogs, die ursprünglich als Webtagebücher bei eingefleischten Netzfans die Runde machten. Unterdessen dienen Blogs als demokratisierter Medienform, die jedem offen steht. Endlich ist das Publizieren nicht mehr von aufwändigen technischen Einrichtungen abhängig, eine Blogsite dank den Gratisangeboten etwa von Google oder Yahoo innert Minutenfrist online geschaltet. Dass sich Blogsites dann noch die gewünschte Aufmerksamkeit erkämpfen müssen, macht die Sache nicht weniger reizvoll.

So bringt es der Spiegel auf einen passenden Nenner: «Blogs und Wikis sind Teil eines allgemeinen Trends zum "social networking" - das Internet wird für soziale Beziehungen ebenso wichtig wie der Freundeskreis, der Arbeitsplatz oder die Nachbarschaft.»

14.12.04

Finanzen: (Fürs Erste) miese Empfehlungen.

Mit seltener Offenheit berichtet die Konsumentenzeitschrift Saldo in ihrer neuesten Ausgabe vom 8.12.04 über ihre Anlageempfehlungen. Anfangs Jahr hatte sie vier Banken befragt, wie 50'000 Franken mit einem längeren Anlagehorizont durch eine Person mittleren Alters anzulegen seien. Fast ein Jahr später ein zumindest nach dieser kurzen Zeitspanne betrübliches Fazit: Nur gerade die Berner Kantonalbank kam mit ihrer Empfehlung zu einem halbwegs befriedigenden Ergebnis, deren Rendite beträgt 1,6 Prozent. Raiffeisenbank und Bank Coop bewegen sich im Nullbereich.

Vorderhand den negativen Vogel abgeschossen hat die Credit Suisse. Einem Kleinanleger mit nur grad mal 50'000 Franken empfahl sie anfangs 2004 einen Fonds, der an die Wert- und Dividendenentwicklung von 50 grossen Weltunternehmen gebunden ist. Pech, dass die Aktienmärkte wieder einmal unter den Erwartungen gelaufen sind. Resultieren würde bei Verkauf der Papiere ein Verlust von 3,6 Prozent. Allerdings: Der CS-Fonds ist mit einem Kapitalschutz ausgestattet – die CS garantiert nach sechs Jahren zumindest die Rückzahlung des ganzen investierten Betrags, sollten die Kurse sich dannzumal unter dem Kaufpreis bewegen.

Die Saldoanlageempfehlung war bewusst auf einen längeren Zeitraum ausgerichtet, und vielleicht wird das Ergebnis dank der Aktien in den jeweiligen Portefeuilles nach ein paar Jahren besser aussehen. Die Erkenntnis bleibt, dass die gängigen Empfehlungen der Banken für KleinanlegerInnen sehr kritisch zu betrachten sind. Wer vor allem eigene Produkte anbietet, wie das alle Beteiligten machten (die Empfehlung der Bank Coop mit Swissca-Produkten sind quasieigene), ist schon mal verdächtig. Besser würden AnlegerInnen fahren, die aus der breiten Palette von Anlageprodukten die jeweils besten angeboten erhielten, also beispielsweise Obligationen- und Aktienfonds verschiedener Gesellschaften.

9.12.04

(Finanzen) Fondssparpläne auf nachhaltige Anlagen

Das Angebot an Fondssparplänen ist hierzulande noch immer schmal. Zwar bieten die meisten Finanzinstitute dieses besonders für Kleinanleger zu empfehlende Vehikel an. Doch ist dann jeweils nur eine Anlage in den Fonds des betreffenden Instituts möglich. Löbliche Ausnahme ist die Post mit den rund 30 angebotenen Fonds verschiedener Gesellschaften.

Aber auch bei den Angeboten mit Fonds aus dem eigenen Haus gibt es markante Unterschiede. Die UBS bietet beispielsweise – ganz im Gegensatz zu ihrer grossen Konkurrentin CS – alle ihre eigenen (rund 160) Fonds als Bausteine für Fondssparpläne an. Mit solcher Breite kann es neuerdings auch die Raiffeisengruppe aufnehmen. Fast alle ihre (rund 20) Fonds sind als Sparplanbausteine verfügbar. Besonders interessant: auch die auf nachhaltige Anlagen ausgerichtete Gruppe der Futura-Fonds gehört dazu. Der Futura Swiss Stock (Fonds nachhaltiger Schweizer Aktien mit der Valorennummer 1'198’098) ist seit mehr als einem Jahr der erfolgreichste seiner Klasse und damit ein guter Einstiegskandidat.

Noch einige Bemerkungen zu den Vorteilen von Fondssparplänen:
- Ein Einstieg in den Sparprozess ist jederzeit möglich, ebenso dessen Unterbruch oder eine Beendigung. Auch ist es möglich, die Fonds zu wechseln.
- Fondssparpläne ermöglichen regelmässiges Sparen mit kleinen Beträgen, meist ab 50 (bei Raiffeisen) oder 100 (bei Postfinance) CHF pro Monat.
- Ist der Sparplan einmal errichtet, braucht man/frau sich bei einem Dauerauftrag um nichts mehr zu kümmern, auch die aktuelle Lage an den Aktienmärkten spielt keine Rolle.
- Trotz des etwa im Gegensatz zu Deutschland beschränkten Angebots ist es möglich, an der Entwicklung vieler Märkten, etwa von bestimmten Regionen oder Branchen, teilzuhaben.
- Das regelmässige Sparen mit immer gleichen Beträgen bringt in der Regel einen Renditevorteil. Denn immer bei tiefen Preisen der Fondsanteile werden mehr, bei hohen Preisen weniger erworben (sogenannter Cost Average Effect).

Die Raiffeisengruppe hat anlässlich der Lancierung eine informative Broschüre zu Fondssparplänen («Starten Sie zum Fondssparen») publiziert, sie ist auch als pdf-Datei erhältlich unter www.raiffeisen.ch.

4.12.04

(Umwelt) Bhopal nicht vergessen

«Es war einer der größten Chemieunfälle der Weltgeschichte: Vor genau 20 Jahren breitete sich nach einer Explosion in einer Pflanzengift-Fabrik eine riesige Gaswolke über der indischen Großstadt Bhopal aus.» So beginnt die eindrückliche Zusammenfassung des Ereignisses auf www.spiegel.de. Und ähnlich tönen all die Berichte, die derzeit an die Tragödie von Bhopal erinnern.

Seltsam – wo sonst Medienmacht in den vergangenen Jahren viel bewirkt hat, blieb ihre Wirkung bei der Katastrophe in Indien weitgehend aus. Seveso und Schweizerhalle bei Basel sind Mahnmal für die Schweizer Chemie, Tschernobyl hat der Atomkraft den Saft genommen. Doch Bhopal verhallte weitgehend ungehört, obwohl vor allem indische AktivistInnen nach wie vor für eine Aufarbeitung und weiter gehende Entschädigung kämpfen..

Dow Chemical übernahm den Verursacher des Unglücks, Union Carbide, 2001. Während aber ABB heute an den Folgen einer umweltbelasteten Übernahme leidet (Asbestfolgen und Schadenersatzprozesse in den USA), hat DC vorerst den Kopf aus der Schlinge gezogen. Mit der früheren Zahlung von 470 Millionen Dollar soll Union Carbide ihre Schuldigkeit getan haben. Und was macht DC heute sonst noch? Auf der Website (www.dow.com) steht dazu:

«Dow is committed to operating in a legal and ethically responsible manner. The Ethics and Compliance program at Dow provides a framework that supports Dow's Values, which provide the operational foundation for how we conduct our business around the world. Further detail on our policies and practices can be found at our Ethics web site.» Hohe ethische Prinzipien sollen es also sein, die das Handeln des Konzerns bestimmen. Rund um die Uhr bietet der Konzern einen heissen Draht für ethische Fragen an. Bleibt zu hoffen, dass er nicht nur in diesen Tagen intensiv genutzt wird.

Das Ganze ereignete sich in Indien. Und Globalisierung hin oder her: Was in einem der bevölkerungsreichsten Länder der Welt geschieht, ist weit weg von uns, betrifft angesichts des auch sonst dort vorherrschenden Elends kaum und lässt nicht zuletzt die wirtschaftlich Verantwortlichen kalt. Auch bietet sich das Chemieunternehmen Dow Chemical weniger für KonsumentInnenboykotte an, denn mit der Produktion von Zwischenprodukten bleibt die Firma weitgehend unfassbar. Das Gefasel von Reputation Management erleidet in diesem Fall zumindest Schiffbruch. Je länger sich Dow Chemical der Verantwortung verweigert, um so mehr droht dem Konzern aber dereinst eine unkontrollierbare Imageimplosion, mit ähnlich verheerenden Folgen wie die Katastrophe von Bhopal selbst.

26.11.04

(Finanzen) Gibt es transparente Konzerne?

Wohl kaum, doch soll sich das ändern. Immer mehr Rating-Agenturen nehmen sich der Dinosaurier der Wirtschaftswelt an. Gilt die Theorie, diese Dinos verschwänden wie im richtigen Leben sowieso bald, da wegen ihrer Grösse zu unflexibel und nicht überlebensfähig, wären viele Probleme auf der Welt gelöst. Doch bis es soweit ist, müssen wir uns noch eine Weile mit der Realität wirtschaftlich enormer Machtballungen herumschlagen.

Solche Realität bedeutet: Weiter wachsende multinationale Unternehmen! Ihre Wirtschaftsleistung übertrifft unterdessen nicht nur jene von unterentwickelten Staaten in Afrika, sondern munter auch schon die von fortgeschrittenen Volkswirtschaften wie beispielsweise Schweden – oder bald auch der Schweiz.

Ein erster Schritt zur Annäherung ans unheimliche Phänomen ist Transparenz, wie eine Veranstaltung der Agentur inrate kürzlich in Zürich aufzeigte. Öffentlicher Druck wider die umwelt- und sozialschädlichen Auswirkungen dieser Firmen hat in den vergangenen Jahren so einiges bewirkt. Der Schuh- und Sportmodekonzern Adidas unterzeichnete beispielsweise einen Kodex gegen Kinderarbeit und weitere sozialschädliche Geschäftspraxis. Andere Hersteller kommen unter Druck, vor allem wenn die Konsumenten um die Unterschiede wissen. Und dazu braucht es Transparenz.

Hierzulande haben sich etwa die Grossverteiler Migros und Coop zu solchen Anliegen bekannt, aber auch der weltweit zweitgrösste Zementkonzern Holcim, die frühere Holderbank. In Einzelfällen ist es möglich, Transparenz durch das Investitionsverhalten zu honorieren – bei Genossenschaften bleibt das naturgemäss verwehrt. Solch nachhaltiges Investment ist zwar noch ein Nischenverhalten, aber immer mehr Möglichkeiten sind vorhanden. Und mit den grösseren Möglichkeiten wächst der Einfluss solchen Verhaltens. Das machte auch eine Tagung der Alternativen Bank Schweiz klar. Dort wurde allerdings die Wirksamkeit nachhaltiger Investitionen stark angezweifelt. Noch bleibt in der Frage der Transparenz als Grundlage nachhaltigen Investierens viel zu tun.

21.11.04

(Finanzen) Hedge Funds definitiv Nein Danke!

Die Kritik an den undurchschaubaren Finanzvehikeln ist am Wachsen. Der US-Anlageguru Burton Malkiel – unter anderem Verfasser des berühmten Finanzbuchs «A Random Walk down Wallstreet» - rechnet jetzt mit den Hedge Funds ab. Der Tages-Anzeiger bringt im Akonto vom 19.11.04 (mit der irrtümlichen Datumszeile 8.Oktober 2004!) einen Hinweis auf die neueste Studie von Malkiel. Danach wird die Performance der Hedge Funds regelmässig über- und deren Risiko ebenso regelmässig unterschätzt.

Die Abweichungen sind im Wesentlichen darauf zurückzuführen, dass die Indizes für Hedge Funds mitnichten ein getreues Abbild des gesamten Marktgeschehens sind. Wenig erfolgreiche Hedge Funds finden gar nicht Eingang in diese Massstäbe für den Erfolg an den Finanzmärkten. Viele weitere fallen wegen Misserfolg nach kurzer Zeit auch wieder raus. So existieren nach Malkiels Studie von 604 Hedge Funds, die 1996 in verschiedenen Indizes vertreten waren, aktuell nur noch deren 124.

Malkiel und sein Mitautor Atanu Saha haben die Performance der Hedge Funds um diese Verzerrungen bereinigt gemessen, kommen dabei zu einem Durchschnittswert von um die 9 Prozent und damit zu einem mit den Aktienmärkten vergleichbaren Wert. Von Dachfonds für diesen Finanzmarktbereich wird abgeraten, da deren zusätzliche Kosten den Ertrag erst recht sogar unter den Durchschnitt drücken.

17.11.04

(Umwelt) Photovoltaik-Vision für 2030

Die EU-Kommission hatte 2003 einen wissenschaftlichen Beirat berufen, der einen Report erstellen soll über die Photovoltaik-Entwicklung bis 2030. Ein Vorbericht wurde in diesem Herbst in Brüssel diskutiert. Das Fazit: Weltweit können bis 2030 etwa vier Prozent des Strombedarfs durch PV-Anlagen erzeugt werden. In Europa wird die Kilowattstunde Solarstrom dann zwischen 5 und 12 Cent kosten. Das wäre gegenüber heute eine Kostenreduktion von etwa 1:5 bis 1:10, wie die «Sonnenseite» des deutschen Journalisten und Umweltexperten Franz Alt berichtet (www.sonnenseite.com).

Die Fachleute sind sich demnach auch einig: Wenn der Preis für Photovoltaik in etwa 25 Jahren so günstig sein wird, beginnt danach erst richtig der weltweite Aufschwung der Photovoltaikbranche. Der wissenschaftliche Beirat ist mehrheitlich der Auffassung, dass eine Einspeisevergütung wie im Deutschen Erneuerbaren Energiengesetz das effektivste politische Instrument ist, dem Solarstrom zum Durchbruch zu verhelfen.

In der Schweiz warten wir dagegen immer noch auf eine solche gesetzliche Unterstützung – hingegen erweisen sich die Solarstrombörsen der Kommunen als hilfreich. Denn sie garantieren den Produzenten kostendeckende Preise und animieren zu weiteren Investitionen.

14.11.04

(Finanzen) Aufstrebende Märkte

Gleich über eine ganze Zahl aufstrebender Märkte berichtet die Finanzpresse an diesem Tage in ausführlichen Analysen. Russland hat gemäss NZZ vom Wochenende 13./14.11. unter Präsident Putin in den vergangenen Jahren eine erstaunliche wirtschaftliche Entwicklung durchgemacht. In den Jahren zuvor hatte es mit dem Auseinanderbrechen der Sowjetunion vor allem nur Chaos und Abbau gegeben. Doch dann halfen institutionelle Reformen und sicher auch die Erholung des Ölpreises zu einem Aufschwung mit Tigerdimensionen. Seit rund einem Jahr will es aber nicht mehr so richtig weiter gehen. Das zeigt auch das Börsenbarometer an. Zuvor war der russische Index teils um 100 Prozent jährlich gestiegen, nunmehr ist eine Seitwärtsbewegung unverkennbar. Dies allein mag eine erwünschte Verschnaufpause darstellen, die Probleme im politökonomischen Bereich des Riesenlandes sind dennoch gravierend. Und so fragt sich die NZZ wohl zurecht, ob der Schritt zu einem freiheitlicheren Wirtschaftssystem unter Putin nicht vorerst zum Stillstand gekommen sei.

Andere Aussichten gibt es in Ländern des Südens, die bislang als Problemfälle galten. Die Philippinen haben ebenfalls laut NZZ nach dem überzeugenden Wahlsieg der bisherigen Präsidentin eine stabilere Phase vor sich, die eine effektive Bekämpfung der Korruption, nachhaltige Infrastrukturinvestitionen sowie den Abbau der gravierenden Verschuldung erlauben. Das wunderschöne Land in Südostasien könnte bei einer Beruhigung der politischen Verhältnisse auch vom Aufschwung des Tourismus profitieren, der im Vergleich zu Malaysia und Thailand trotz ähnlicher Voraussetzungen noch immer ein kümmerliches Dasein fristet.

Die Zürcher Kantonalbank schliesslich weist in ihrem neuesten Überblick zu internationalen Anlagen auf die gewachsene Stabilität in Lateinamerika hin. Das ist insofern bemerkenswert, als viele lateinamerikanische Länder unterdessen zwar moderate, aber doch deutlich links orientierte Regierungen haben. Diese versprechen offenbar eine glaubwürdigere politische Perspektive als die abgewirtschafteten Rechtsregimes der letzten beiden Jahrzehnte. Gepaart mit einem flexibleren Wechselkursregime verspricht sich die ZKB für die Region eine anhaltende Prosperität, die sich auch für ausländische Investments auszahlen wird. Wie sich die Zeiten ändern!

(Finanzen) Aufstrebende Märkte

Gleich über eine ganze Zahl aufstrebender Märkte berichtet die Finanzpresse an diesem Tage in ausführlichen Analysen. Russland hat gemäss NZZ vom Wochenende 13./14.11. unter Präsident Putin in den vergangenen Jahren eine erstaunliche wirtschaftliche Entwicklung durchgemacht. In den Jahren zuvor hatte es mit dem Auseinanderbrechen der Sowjetunion vor allem nur Chaos und Abbau gegeben. Doch dann halfen institutionelle Reformen und sicher auch die Erholung des Ölpreises zu einem Aufschwung mit Tigerdimensionen. Seit rund einem Jahr will es aber nicht mehr so richtig weiter gehen. Das zeigt auch das Börsenbarometer an. Zuvor war der russische Index teils um 100 Prozent jährlich gestiegen, nunmehr ist eine Seitwärtsbewegung unverkennbar. Dies allein mag eine erwünschte Verschnaufpause darstellen, die Probleme im politökonomischen Bereich des Riesenlandes sind dennoch gravierend. Und so fragt sich die NZZ wohl zurecht, ob der Schritt zu einem freiheitlicheren Wirtschaftssystem unter Putin nicht vorerst zum Stillstand gekommen sei.

Andere Aussichten gibt es in Ländern des Südens, die bislang als Problemfälle galten. Die Philippinen haben ebenfalls laut NZZ nach dem überzeugenden Wahlsieg der bisherigen Präsidentin eine stabilere Phase vor sich, die eine effektive Bekämpfung der Korruption, nachhaltige Infrastrukturinvestitionen sowie den Abbau der gravierenden Verschuldung erlauben. Das wunderschöne Land in Südostasien könnte bei einer Beruhigung der politischen Verhältnisse auch vom Aufschwung des Tourismus profitieren, der im Vergleich zu Malaysia und Thailand trotz ähnlicher Voraussetzungen noch immer ein kümmerliches Dasein fristet.

Die Zürcher Kantonalbank schliesslich weist in ihrem neuesten Überblick zu internationalen Anlagen auf die gewachsene Stabilität in Lateinamerika hin. Das ist insofern bemerkenswert, als viele lateinamerikanische Länder unterdessen zwar moderate, aber doch deutlich links orientierte Regierungen haben. Diese versprechen offenbar eine glaubwürdigere politische Perspektive als die abgewirtschafteten Rechtsregimes der letzten beiden Jahrzehnte. Gepaart mit einem flexibleren Wechselkursregime verspricht sich die ZKB für die Region eine anhaltende Prosperität, die sich auch für ausländische Investments auszahlen wird. Wie sich die Zeiten ändern!

8.11.04

(Finanzen) Unsicherheit nach den Wahlen

Die US-Präsidentenwahl ist entschieden. Unter Börsianern kommt Erleichterung auf, denn Unsicherheit ist Gift für die Börse, da war ein klares Ergebnis mit Bush als Sieger willkommener. Womit sich einmal mehr zeigt, wie die Vertreter der Finanzindustrie einem kurzfristigen Denken verpflichtet sind. Die Kommentare lassen eine langfristige Sicht vermissen.

Nun sei hier nicht die Behauptung in die Welt gesetzt, mit Kerry wäre an den Börsen alles besser und die Krise der letzten Jahre endgültig ausgesessen. Es ist das Schicksal des Börsengeschehens, dass es von stetem Auf und Ab geprägt ist – woran auch ein demokratischer Präsident nichts ändern würde. Immerhin seien aber ein paar Tatsachen in Erinnerung gerufen. So waren die Finanzmärkte unter Präsident Clinton ausserordentlich erfolgreich – Clinton kann man allenfalls vorwerfen, die Marktkräfte zu sehr entfesselt und damit den folgenden Absturz ab März 2001 verstärkt zu haben. Zudem hat Wallstreet trotz politischer Distanz mehr meist von demokratischen Führern als von Republikanern profitiert.

Doch ein anderes Argument ist wichtiger. Die Wirtschaft steht in einer globalisierten Welt vor grossen Herausforderungen. Weit entwickelte Volkswirtschaften wie jene der USA werden sich auf hohem Niveau nur halten können, wenn sie sich für eine nachhaltigere Wirtschaftsweise entscheiden. Das bedeutet unter anderem hohe Investitionen in die Ausbildung breiter Bevölkerungskreise – und zwar dauernd. Es bedeutet auch eine Lösung der Energiefrage, die kaum von der bisherigen und neuen Administration zu erwarten ist. Bush setzt nicht nur im Inland auf das Öl als ewige Energiequelle. Er belegt die ganze Welt diesem Ölregime, indem er alle politischen Entscheide – beispielsweise den US-Krieg in Irak – diesem Regime unterordnet.

Nicht nur Unsicherheit also, sondern vor allem der Sieg von Bush wird langfristig die wichtigste Ökonomie der Welt ins Abseits führen, Budgetdefizite, soziale Ungleichheiten und vieles mehr wären anzufügen. Schlechte Aussichten für die Börse also, auch wenn es in kurzfristiger Euphorie nach einem Bush-Bonus aussieht. Aber eben, die Börsianer denken kaum weiter.

6.11.04

(Medien) Trost von Michael Moore

17 Gründe führt der amerikanische Dokumentarfilmer an, warum wir nach Bushs Sieg nicht verzweifeln sollten. Zu finden auf Moores Website www.michaelmoore.com (einfach auf den Titel klicken). Er hatte sich vehement für den demokratischen Kandidaten eingesetzt und alles versucht. Erreicht hat er immer hin, dass es dieses Mal bei den Wahlen mit rechten Dingen zugegangen zu sein scheint.

Und im alten Europa müssen wir nicht ganz verzweifeln, weil es auch in den USA weiterhin Leute geben wird, die Bush auf die Finger schauen. Dazu gehört weiterhin Moore. Zu seinen Gründen nicht zu verzweifeln gehört das Argument, dass Bush seit 88 Jahren der am schlechtesten wiedergewählte Präsident der USA ist. Allerdings, da gab es ja noch einige wie der Vater Bushs, die sogar abgewählt wurden.

Es waren im Übrigen einzig die Jungen als homogene Gruppe, die für Kerry votierten, sonst entschieden sich offenbar in der Interpretation von Moore alle für den anderen. Dann hoffen wir mal, dass in vier Jahren ein Demokrat oder noch besser eine Demokratin nicht nur deshalb das Rennen macht, weil das Desaster unter Bush nur noch grösser geworden ist.

2.11.04

(Finanzen) Rohstoffe sind der Renner

Immer wieder China sorgt für die entsprechende Schlagzeile: Die Nachfrage aus dem Riesenreich nach Commodities wächst mit Riesenschritten und erklärt die endlosen Preissteigerungen. Nicht nur der Ölpreis kennt in den letzten Monaten einzig die Richtung nach oben.

Da konnte man schon Wetten abschliessen, dass die Fondsindustrie geweckt und neue Rohstofffonds lanciert würden. So geschehen seitens der fusionierten Westschweizer Privatbank Lombard Odier Darier Hentsch, die soeben einen Multifonds Commodities vorstellt. Also wird auch hier wieder bereits auf einen bereits ausgereizten Trends gesetzt, der dem Neuanleger nur einen Absturz bescheren kann? Wohl eher nicht, denn die Sache mit China ist wirklich beeindruckend – und andere Staaten sind derzeit am Nachziehen. Wenn auch ein Einstieg wie stets in Schritten zu bevorzugen ist.

Eine andere Frage stellt sich hingegen: Wie weit ist es sinnvoll, in einen solchen Dachfonds zu investieren? Warum das Geld nicht einfach direkt in die zugrunde liegenden Fonds anlegen? Und damit auf jeden Fall Gebühren sparen, die trotz der Mulitstruktur mit einer voraussichtlichen TER (siehe Beitrag vom 27.10.04) von bis zu 2,5 nicht allzu hoch liegen werden. Möglich ist das, weil die Fonds, in die der LODH Multifonds Commodities investiert, in Form einen Teil ihrer Gebühren zurück vergüten.

Wenn dem wirklich so ist - was zu verfolgen bleibt - bietet der Rohstofffonds vor allem für jene eine Investitionsgelegenheit, die sich mit dem Thema nicht näher befassen mögen und auch wenig Geld anzulegen bereit sind. Warum aber Institutionelle vom Angebot Gebrauch machen sollen, ist nicht einzusehen. Und noch ein Vorteil des Fonds: Er investiert auch in Futures, derzeit aber nur zu rund einem Fünftel. Immerhin profitiert die Anlegerschaft so von einem Instrument, das anderweitig schwierig zugänglich wäre und erzielt einen zusätzlichen Diversifikationseffekt.

27.10.04

(Finanzen) Kosten transparenter

Jetzt ist sie da, die Kostentransparenz im Schweizer Fondsmarkt mit der geheimnisvollen Abkürzung TER. Das steht für Total Expense Ratio und setzt die gesamten Kosten für die Bewirtschaftung eines Fonds in Relation zum durchschnittlichen Vermögensbestand. Die Kennziffer kann also immer erst im Nachhinein festgestellt werden und hat zudem den Makel, dass die ausserhalb der Fondsgesellschaft anfallenden Kosten für den Wertschriftenkauf- und verkauf nicht inbegriffen sind.

Dennoch ist TER ein gutes Hilfsmittel für die fondsbegeisterte Anlegerin oder ihren männlichen Gegenpart. Denn TER umfasst effektiv die meisten der Kosten, sicher rund vier Fünftel. Und macht damit das Ganze transparent und vergleichbar. So wissen wir etwa, dass Aktienfonds in der Schweiz ein durchschnittliches TER von 1,59 Prozent aufweisen – erhoben von der britischen Fitzrovia Fondsagentur. Bei den unterdessen doch recht bescheidenen Renditen geht also ein guter Teil für das Management drauf, auch wenn das in den Performancetabellen nicht direkt ersichtlich ist. Da muss man sich schon die Mühe nehmen, die Factsheets zu den Fonds oder spezielle Aufstellungen zu konsultieren. Die Fondsinformationssite der Schweizer Börse (www.swx.com/investmentfunds) hat nun beispielsweise damit begonnen, alle fondsbezogenen Infos um die TER zu ergänzen.

Natürlich interessiert letztlich die Nettorendite – und ist diese gut, wird man hohe Fondskosten getrost in Kauf nehmen, sie quasi als Preis für die Rendite akzeptieren. Doch leider ist dieser Zusammenhang längst nicht immer gegeben. Das haben unter anderem die Untersuchungen der deutschen Fondsratingagentur Feri Trust gezeigt. Da ist der Russlandfonds der hiesigen Claridenbank wohl eher die Ausnahme als die Regel. Ihm zwackt die Bank eine TER von deutlich über 2 Prozent ab, hat aber in den letzen fünf Jahren auch regelmässig Renditen von über 20 Prozent erzielt. Aber eben, das ist die Ausnahme und die TER sollte nicht höher als 1,5 Prozent liegen!

24.10.04

(Finanzen) Die besten Fondsgesellschaften

Die allgemein anerkannte Qualität einer Fondsgesellschaft ist noch keine Garantie für die Güte eines einzelnen Fonds. Wenn aber die Muttergesellschaft mit vielen ihrer Produkte immer wieder an der Spitze steht, so mag das zumindest ein Argument für den Kauf eines bestimmten Fonds sein, vor allem, wenn noch andere Eckwerte positiv stimmen.

Die deutsche Rating-Agentur Feri Trust wertet regelmässig ihre Ranglisten der einzelnen Fonds aus und untersucht, welche der Fondsgesellschaften überproportional viele Fonds in Toppositionen bringen. Leider gibt es die gleiche Auswertung für den Schweizer Fondsmarkt nicht. Aber da viele hiesige Gesellschaften auch im deutschen Markt vertreten sind, lohnt ein Blick auf die Resultate dennoch. Neben einer hierzulande nicht vertretenen Gesellschaft sind auf den Spitzenrängen zu finden die DWS, die Fondstochter der Deutschen Bank, Franklin Templeton und erfreulicherweise Pictet als beste Fondsgesellschaft mit Schweizer Wurzeln. Sie alle bringen gemäss der Feri-Wertung rund zwei Drittel ihrer Fonds jeweils in die Spitzenränge.

Andere Schweizer sucht man vergeblich unter den Besten, nur gerade Julius Baer macht mit einem Verhältnis von 42 Prozent noch auf sich aufmerksam. Die grössten hiesigen aber, UBS, CS und die Kantonalbankentochter Swissca, überzeugen in der Mehrzahl ihrer Fonds offenbar zu wenig. Da können sich AnlegerInnen nur damit trösten, dass gut platzierte ausländische Gesellschaften – neben Pictet, DWS und Franklin – hierzulande über das Fundslab der Credit Suisse durchaus auch und erst noch kostengünstig zu haben sind (Ausgabeaufschlag für Aktienfonds von generell zwei Prozent). Das gilt beispielsweise für die Fonds von Mellon, Fidelity und Threadneadle. (Quelle: Portfolio international Okt. 04)

21.10.04

(Medien) Wunderbare CH-Photographie

Wer hat sich bei einer tollen Aufnahme nicht schon gefragt, wie sie entstanden ist? Das «Bilder machen» steht im Vordergrund einer Serie über moderne Schweizer Photographie, die seit einigen Wochen jeweils samstags am Vorabend auf Schweizer Fernsehen DRS zu sehen ist. Und weil 28 PhotographInnen porträtiert werden, hält das Vergnügen auch noch viele Wochen an, im Übrigen ist die Serie als DVD inkl. Begleitbuch für nicht ganz billige 85 CHF zu erwerben.

Ähnlich wie in der Architektur haben Schweizer im internationalen Vergleich derzeit Überdurchschnittliches zu bieten. Und so sieht man in der rund viertelstündigen Sendung – es hätte ruhig etwas länger sein dürfen – jeweils einen dieser hervorragenden Künstler an der Arbeit. Und erahnt etwas von der Grandiosität des Werks, wie etwa bei Balthasar Burkhard, dessen grossflächige Schwarz-Weiss Photographien immer wieder entzücken, ja begeistern.

Eine wichtige Rolle bei der Realisierung der Serie spielte gemäss dem federführenden Schweizer Fernsehen die Fotostiftung Schweiz. Bei der Auswahl der Fotografinnen und Fotografen standen zudem Institutionen aus den verschiedenen Landesteilen, das Musée de l’Elysée in Lausanne, das Museo Cantonale in Lugano und das Fotomuseum Winterthur den Produzenten von PHOTOsuisse beratend zur Seite. „Wir hatten wirklich die Qual der Wahl“, sagt Projektleiter Christian Eggenberger. Was wiederum die Vielfalt der CH-Fotoszene belegt. Nur ein Problem bleibt - wie schreibt man denn nun Fotografie - wo das Wort gar in den offiziellen Verlautbarungen mit ph und / oder f daherkommt....

18.10.04

(Umwelt) Bio ist wirklich besser

Was kürzlich hierzulande für Äpfel belegt wurde (siehe Blogtipp vom 25.9.04), schreibt eine östreichische Studie nun für die gesamte Bioproduktion fest. Da ist wirklich nicht nur mehr drin und dran, das ist auch gesünder! Auf der ganzen Breite fanden die beiden Wissenschafter Alberta Velimirov und Werner Müller Folgendes heraus:
- Biogemüse und –obst: Mehr Vitamine, mehr Mineralstoffe, weniger Schwermetalle, höhere Gehalte an sekundären Pflanzenstoffen, höhere Trockenmasse und bessere Haltbarkeit.
- Biogetreide und –hülsenfrüchte: Höherer Gehalt an essenziellen Aminosäuren, geringere Pestizid- und Schwermetallrückstände – und: auch Tiere bevorzugen Biogetreide, so sie denn die Wahl haben.
- Tierische Bioprodukte: Günstigere Fettsäurezusammensetzung, höhere ernährungsphysiologische Qualität bei Eiern, höheres Eigewicht, gentechnikfrei und so fort.

Was also will man mehr? Die Resultate stammen übrigens nicht aus eigener Feldforschung, denn von denen gibt es unterdessen mehr als genug. Vielmehr haben die sich die beiden Forscher der Mühe unterzogen, 170 bestehende Studien aus aller Welt auszuwerten. Bestätigt wurde auch die gute Wirkung von biologischen Lebensmitteln auf die Gesundheit. So war die Muttermilch hochwertiger und die Spermienkonzentration höher bei Frauen respektive Männern, die sich vorwiegend biologisch ernähren. Wenn das kein Grund ist, die höheren Preise zu akzeptieren!

14.10.04

(Finanzen) Wasser gegen Durst und für Profite


SAM Wasserfonds 3J 041015
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Mit dem Wasserfonds hat die Zürcher Sustainable Asset Management (SAM) vor drei Jahren einen unterdessen äusserst erfolgreichen Themenfonds geschaffen. Für einmal war auch das Timing in der Lancierung eines Fonds recht gut, denn die Börsenblase war bereits geplatzt. Der Abschwung traf den Fonds entsprechend vermindert und heute schlägt er im Dreijahresvergleich bereits mit einer positiven Performance zu Buche.

Vier globale Trends prägen den Wasserbereich gemäss Einschätzung der SAM. Das Bevölkerungswachstum und die Verstädterung werden die Nachfrage nach sauberem Trinkwasser und sanitären Einrichtungen unvermindert beflügeln. Die vorhandene Infrastruktur ist vielerorts veraltet und muss in den kommenden Jahrzehnten mit grossem Aufwand saniert werden. Das gilt nicht zuletzt auch für das schweizerische Abwassersystem. Das steigende Gesundheitsbewusstsein rückt die Rolle des sauberen Wassers zunehmend ins Bewusstsein. Und nicht zuletzt werden, wenn auch in einer Präsentation in Zürich unerwähnt, die Liberalisierungsschritte zumindest teilweise Privatisierungen vorantreiben, die das Wasser zunehmend zu einem kommerziellen Gut wandeln. Zumindest in Kooperationen der öffentlichen Hand und privater Unternehmen ergeben sich auch daraus sinnvolle Impulse, während die vollständige Privatisierung der Wasserversorgung ja äusserst umstritten und nach ersten Erfahrungen auch wenig erfolgversprechend ist.

Ungeachtet dieser Privatisierungsproblematik scheint das Potential in diesem Investitionssektor ungebrochen gross. Wobei ein nächster Schritt, nämlich die Entsalzung grosser Mengen von Meerwasser, noch nicht einmal in die Überlegungen mit einfliesst. Sie scheint Experten nach wie vor als zu teuer, als dass sie in breitem Stile zum Einsatz gelangen könnte – die reichen Ölstaaten im Nahen Osten einmal ausgenommen. Der SAM-Wasserfonds, der auch die Schweizer Geberit zu einem der wichtigsten Investments zählt, scheint auf jeden Fall gut für die kommenden Jahre positioniert und als ergänzendes Fondsinvestment vielversprechend.

12.10.04

(Umwelt) Extremer Treibhauseffekt

Die Erde könnte am Beginn eines galoppierenden Treibhauseffekts stehen. Der Kohlendioxid-Gehalt (CO2) der Atmosphäre ist in den vergangenen zwei Jahren sprunghaft gestiegen, wie neue Messungen ergaben und Spiegel online berichtet. Forscher vermuten demnach, dass Ozeane und Wälder ihre Grenzen als Klimagas-Schlucker erreicht haben.

Die jüngste Entwicklung gilt als Anzeichen für eine mögliche Hitzespirale, weil die Ozeane und Wälder der Welt nicht mehr in der Lage sind, alles ausgestossene CO2 zu schlucken. Demnach nahmen die entsprechenden Werte in den vergangenen beiden Jahren sprunghaft zu. Zwei Jahre gelten zwar als unzureichend, um einen Trend zu begründen. Aber selbst skeptische Wissenschafter weisen darauf hin, dass diese Hitzespirale wenn nicht unmittelbar bevorstehe so doch in den nächsten 20 bis 30 Jahren einsetzen könne.

Weil die Welt weiter kräftig fossile Energieträger wie Kohle, Öl und Gas verfeuert und dabei CO2 entsteht, nimmt die atmosphärische Kohlendioxid-Konzentration kontinuierlich zu. Ein Zuwachs in zwei aufeinander folgenden Jahren sei "ein Phänomen" und zugleich "ein Grund, besorgt zu sein", sagte Charles Keeling, einen Pionier auf dem Gebiet der atmosphärischen CO2-Messungen, der britischen Zeitung "The Guardian". Der US-Forscher und Geochemiker kann sich vorstellen, dass die globalen "Kohlenstoff-Senken" allmählich vollaufen, sprich: dass Ozeane und Vegetation es nicht mehr schaffen, zumindest einen Teil des von Menschen freigesetzten Kohlendioxids zu binden.

(Umwelt) Extremer Treibhauseffekt

Die Erde könnte am Beginn eines galoppierenden Treibhauseffekts stehen. Der Kohlendioxid-Gehalt (CO2) der Atmosphäre ist in den vergangenen zwei Jahren sprunghaft gestiegen, wie neue Messungen ergaben und Spiegel online berichtet. Forscher vermuten demnach, dass Ozeane und Wälder ihre Grenzen als Klimagas-Schlucker erreicht haben.

Die jüngste Entwicklung gilt als Anzeichen für eine mögliche Hitzespirale, weil die Ozeane und Wälder der Welt nicht mehr in der Lage sind, alles ausgestossene CO2 zu schlucken. Demnach nahmen die entsprechenden Werte in den vergangenen beiden Jahren sprunghaft zu. Zwei Jahre gelten zwar als unzureichend, um einen Trend zu begründen. Aber selbst skeptische Wissenschafter weisen darauf hin, dass diese Hitzespirale wenn nicht unmittelbar bevorstehe so doch in den nächsten 20 bis 30 Jahren einsetzen könne.

Weil die Welt weiter kräftig fossile Energieträger wie Kohle, Öl und Gas verfeuert und dabei CO2 entsteht, nimmt die atmosphärische Kohlendioxid-Konzentration kontinuierlich zu. Ein Zuwachs in zwei aufeinander folgenden Jahren sei "ein Phänomen" und zugleich "ein Grund, besorgt zu sein", sagte Charles Keeling, einen Pionier auf dem Gebiet der atmosphärischen CO2-Messungen, der britischen Zeitung "The Guardian". Der US-Forscher und Geochemiker kann sich vorstellen, dass die globalen "Kohlenstoff-Senken" allmählich vollaufen, sprich: dass Ozeane und Vegetation es nicht mehr schaffen, zumindest einen Teil des von Menschen freigesetzten Kohlendioxids zu binden.

9.10.04

(Finanzen) Ein weiterer herber Schlag für Aktionäre

Die Deutsche Telekom will ihre Internet-Tochter T-Online von der Börse nehmen. Das meldet Spiegel online. Demnach soll den Aktionären ein Kaufangebot von 8,99 Euro je Aktie gemacht werden. Für die Anleger der ersten Stunde, die einst 27 Euro bezahlt und T-Online die Treue gehalten haben, ist das Angebot «ein herber Schlag». Jegliche Hoffnung ist zunichte gemacht, je wieder zumindest einen Teil der Verluste wettzumachen.

Damit hat die Dotcomblase und allgemeine Börsenhysterie von Anfang des Jahrzehnts ihr vorerst letztes Opfer hervor gebracht. Solche Opfer gab es mitnichten nur im Ausland, sondern auch auf dem begrenzten Schweizer Markt. Indirekt gehört auch die Converium dazu, die Rückversicherungstochter der Zürich, die erst seit rund zwei Jahren als unabhängiges Unternehmen an der Börse kotiert ist und deren Aktionäre derzeit einen ähnlich drastischen Wertverlust beklagen müssen wie jene von T-Online.

Die Lehre aus den diversen Debakeln ist eindeutig. Aktien von Einzelunternehmen zu halten ist höchst riskant, in jedem Falle und bei noch so guten Voraussetzungen. Auch die Neukotierung eines Unternehmens (sogenanntes IPO) ist bei noch so verlockenden Aussichten für KleinanlegerInnen viel zu riskant. Nur wer eine grössere Summe investieren und damit viele Titel kaufen kann, wird sein Anlage in einem genügenden Ausmass diversifizieren können und damit gegen allzu grosse Risiken gefeit sein. 200'000 CHF, verteilt auf zehn bis 20 Titel gelten dem Autor als unterste Grenze für die Anlage in Einzeltiteln. Da liegt das Investieren in Aktienfonds natürlich sehr viel näher.

7.10.04

(Medien) Journalism made in India

Die englische Nachrichtenagentur Reuters geht im Zeichen der Produktionsverlagerung einen Schritt weiter. Ab jetzt soll journalistische Alltagsarbeit – und zwar jene aus dem Finanzbereich – in Indien und nicht mehr in England geleistet werden. Wie schon bei der Informatik ist Bangalore das auserwählte Zentrum, wo Reuters seine bereits bestehende Belegschaft von 300 InderInnen verdoppeln will. Im Gegenzug werden laut einem Bericht der englischen Zeitung Independent 3000 Arbeitsplätze auf der Insel wegfallen.

Die Auslagerung von Arbeitsplätzen wird begünstigt durch die sprachlichen Voraussetzungen. Die anvisierten neuen indischen Arbeitskräfte sprechen hervorragend Englisch und sind im Übrigen ebenso qualifiziert wie die englischen. Nach Reuters-Angaben kosten Berichterstatter in Indien im Vergleich zu etablierten Standorten in New York, London und Singapur 60 Prozent weniger. Einziges Problem der Verlagerung: der grosse Zeitunterschied. Die indische Belegschaft im Bereich des News-Geschäfts wird von nachmittags bis tief in den folgenden Morgen hinein arbeiten müssen.

Noch bevor also die Maschinen das Schreiben der Berichte übernehmen, werden diese in Indien, später einmal in China und weiss wer noch wo verfasst. Einziger Trost: Lokaljournalismus ist wohl gefeit gegen solche Verlagerungstendenzen und wird vielleicht einst noch die Königsdisziplin der hiesigen Schreiberzunft – ganz einfach weil sonst keine JournalistInnen mehr ihr Auskommen finden. (Quelle: Spiegel online – www.spiegel.de hat sich übrigens soeben wieder als meist besuchte Website im deutschsprachigen Raum erwiesen.)

(Finanzen) Schwankungen für Fondsanlage nutzen

Die Anlage mit Fonds ist eine feine Sache, insbesondere für jene, die ein Risiko eingehen und in Aktienmärkte investieren wollen. Aber dann kommen doch die Fragen zuhauf: Welchen aus den hierzulande über 3000 zugelassenen Fonds auswählen, zu welchem Zeitpunkt einsteigen und mit welchen Beträgen mindestens oder höchstens? Und schliesslich, wie umgehen mit den Schwankungen an den Märkten.

Antworten sind einfach, ist die Einsicht mal herangereift, dass die Märkte stets schwanken und diese Schwankungen von niemanden präzis vorhergesagt werden können. Also mache man sie sich zunutze! Dafür eignen sich einerseits Fondssparpläne. Nur ist die Palette der angebotenen Fonds hierzulande leider noch klein. Bezüglich Angebotsbreite und Kosten hat wohl die Post das derzeit beste Angebot.

Oder man lege ähnlich wie bei Fondssparplänen, aber doch in grösseren Beträgen an. Immer so, dass Bares bleibt, um allfällig nötige Zukäufe zu tätigen. Das kann beispielsweise wie folgt aussehen: Die ersten 10'000 CHF werden in einen Fonds angelegt, der seit Erreichen eines Höchstwerts mindestens einen Fünftel an Wert eingebüsst hat – so steigt man sicher nicht im allerdümmsten Moment ein. Legt der Fonds in der Folge wieder zu, ist der Verkauf bei einem Plus von rund 40 Prozent ins Auge zu fassen, denn ewig kanns ja nicht in die Höhe gehen.

Tritt hingegen eine erneute Wertminderung ein, so tätige man einen Nachkauf für ebenfalls wieder 10'000 CHF, sobald das Minus 20 Prozent erreicht. Da Fonds immer ganze Märkte abbilden und solche ganzen Märkte kaum je von der Bildfläche verschwinden, kann man getrost hoffen, dass der Moment des Wiederaufschwungs kommt. Dann wird besonders ins Gewicht fallen, zu den tiefsten Preisen am meisten Fondsanteile gekauft zu haben. Im vorgerechneten Beispiel wird ein dritter Kauf bei der Hälfte des ursprünglichen Anteilwerts fällig. Setzt dann die Erholung ein, ist man bereits nach 40 Prozent schon wieder weit im Plus. Die früheren Wertverluste sind also bald wettgemacht.

Ach ja! Die Frage, welcher Fonds es denn nun sein soll, wurde damit nicht beantwortet. Doch dazu in einem späteren Beitrag.

4.10.04

(Medien) So angeln die Gemeinden Millionäre

Den Schweizer Medienpreis für die ausgezeichnete Recherche gibt es leider noch nicht. Verdient hätte ihn ein Bericht aus dem Beobachter von Anfang Oktober. Simon Thönen beschreibt die Reaktionen von 32 Gemeinden, denen bei Steuerrabatt der Zuzug eines ausländischen Millionärs in Aussicht gestellt wurde. 18 von 32 Gemeinden würden sich auf den Deal einlassen. Womit sie kein ungesetzliches Angebot machten. Denn eine Besteuerung nach Aufwand «bei Ausländern ohne jegliche Erwerbstätigkeit im Inland» gilt als rechtens. Berühmte Beispiele sind etwa der siebenfache Formel-1-Weltmeister Michael Schuhmacher oder die kanadische Countrysängerin Shania Twain. Beide sind mehrhundertfache Millionäre und zahlen hierzulande bei weitem nicht so viele Steuern, wie dies ein Schweizer Bürger müsste.

Den Vogel abgeschossen beim offerierten Steuerrabatt hat die Stadt Winterthur. SP-Stadtpräsident Ernst Wohlwend offerierte dem Steuerflüchtling eine jährliche Pauschalsteuer von 65'000 CHF, obwohl dieser ein Jahreseinkommen von neun Millionen und ein Vermögen von 150 Millionen zu besitzen vorgab. Auch Wohlwend fand das Angebot an den deutschen Anwalt, der die Recherche für den vermeintlichen Millionär durchzog, als ausserordentlich günstig. Und fragte sich bei der Konfrontation mit dem Beobachter, was das Ganze eigentlich bringe.

Abgesehen vom seltsamen Resultat, das eine fragwürdige Praxis des Schweizer Steuerrechts mit allen Konsequenzen ans Tageslicht bringt, ist die Beobachter-Recherche bemerkenswert. Hier hat sich eine Redaktion die Mühe genommen und offenbar keinen Aufwand gescheut, einen Sachverhalt zu hinterleuchten, der in der Öffentlichkeit nach wie vor zu wenig wahrgenommen wird. Das spiegelt sich wiederum in der Resonanz des Artikels. Er wurde bislang nirgends aufgenommen – und der Preis für die ausgezeichnete Recherche wird wohl auf sich warten lassen.

3.10.04

(Medien - Netztipp) Den Medien den Spiegel vorgehalten.

Der eigene Blog in Ehren, aber tipps.blogspot.com verschreibt sich ja einer Mischung aus den Bereichen Finanzen, Medien, Umwelt. Da kann ein reiner Medienblog wie www.medienspiegel.ch mehr in die Tiefe gehen. Täglich wagt dessen Betreiber Martin Hitz, einer der Blogpioniere hierzulande, einen Blick in den Medienspiegel und verweist auf interessante Beiträge aus und über die Schweizer Medienszene.

Da waren es vergangene Woche die Auflagezahlen der Schweizer Printtitel. Sie wur-den in einer Zwischenerhebung ausgezählt – mit ernüchterndem Resultat (1.Oktober). Gleichsam ein Inhaltsverzeichnis des eigenen Blattes bietet Hinz am gleichen Tag. Er arbeitet bei der NZZ, macht damit auch klar, dass mit dem Bloggen kein Geld zu verdienen ist (dieser Frage widmete er einen eigenen früheren Beitrag vom 24.September) – und liefert freitags jeweils die Angaben zu Artikeln, die die Medienseiten der NZZ präsentieren. Diese Artikel lohnen stets einen Hinweis, handelt es sich dabei doch um den einzigen verbliebenen und systematischen Versuch der Printmedien, sich selbst den Spiegel vorzuhalten. Von besonderem Interesse: die Medienseiten der NZZ sind immer mit den Informatikseiten gekoppelt und erlauben so einen Blick auf künftige Entwicklungen.

Doch zurück zum Medienspiegel. Er brachte in der vergangenen Woche auch noch den Hinweis auf die fragwürdige Praxis der Basler Zeitung, für Einträge in den Veranstaltungskalender des neu gestalteten Monopolblattes Geld zu verlangen (30.September). Und in den Tagen zuvor ging es um das häufigere Erscheinen der Bilanz – auch hier bei tipps ein Beitrag (siehe «Flucht nach vorn» vom 29.9.04). Und gelegentlich blickt der Medienspiegel über die Landesgrenzen, etwa bei «Zitieren oder verlinken?» einer netten Geschichte in der Berliner «taz» zur Arbeitsweise der «Netzeitung» vom 27.9.04.

30.9.04

(Finanzen) Die grosse Öko-Fonds-Hitparade

Geld gehört in die nachhaltige Wirtschaft. Davon sind offenbar immer mehr Anlegerinnen und Anleger überzeugt. Und legen ihr Geld sinnvollerweise in Aktien- oder gemischte Fonds an, die sich der Nachhaltigkeit verschrieben haben. Unterdessen sind europaweit mehrere Milliarden Franken unter diesen Vorzeichen investiert, wenn auch die Meinungen darüber auseinander gehen, was denn nun wirklich nachhaltig bedeute.

Licht ins Dunkel bringt das deutsche Verbrauchermagazin Finanztest, eine Spezialausgabe des Heftes Warentest mit einer grossen Übersicht und vielen Begriffsklärungen. Es ist nicht alles Gold was glänzt, auch bei der nachhaltigen Geldanlage. Das macht das Heft (Nummer 10/04) klipp und klar, denn «mit einigen ethisch-ökologischen Fonds ist kein Staat zu machen». Aber immerhin, jene Fonds, die bereits seit fünf Jahren auf dem Markt sind, erweisen sich weder als besser noch als schlechter als der Gesamtmarkt, wenn man auf die Rendite abstellt. Am besten abgeschnitten haben der Fonds Deixa Sustainable Acent Social C und der Fonds Ökovision, der in der Schweiz nicht zugelassen ist.

Von den Schweizer Fonds, die sich das Etikett Nachhaltigkeit aufs Revers heften, ist nur Durchschnittliches zu berichten. Die höchsten Punktzahlen erreichen der UBS Eco Performance und der ValueSar von Sarasin. Besondere Erwähnung verdient der gemischte Fonds Prime Value, der deutlich über dem Durchschnitt unter den Allerbesten fungiert und hierzulande von Elisabeth Höller Vermögensverwaltung vertrieben wird. Als gute Quelle für das Verfolgen der nachhaltigen Fonds gilt dem Finanztest die Site www.nachhaltiges-investment.org.

29.9.04

(Medien) Flucht nach vorne

Die Leserzahlen der Schweizer Wirtschaftspresse sehen schlecht aus, im Falle des bislang monatlich erschienenen Hochglanzmagazins Bilanz sogar sehr schlecht. Parallel zur Auflage hat das Heft in den letzten drei Jahren je gut einen Drittel verloren und stand damit noch ungünstiger da als andere Wirtschaftspublikationen, die wie Handelszeitung, Finanz und Wirtschaft oder Cash je wöchentlich erscheinen. Und jetzt soll es also die vierzehntägliche Erscheinungsweise richten. Ab 2005 wird Bilanz zweimal monatlich herauskommen, im gleichen Rhythmus wie der Beobachter, ebenfalls vom Mutterhaus Jean Frey Verlags AG herausgegeben.

Bilanz werde so für die Werbeindustrie besser planbar, liess Jean-Frey-Chef Filippo Leutenegger verlauten. Und das Konzept des Magazins laute künftig «Köpfe, Karriere, Kapital and how to spend it». Das ist mitnichten neu, hatte die Bilanz doch schon immer die Wirtschaftsgewaltigen in den Vordergrund gerückt, ja den personalisierten Wirtschaftsjournalismus vor 25 Jahren hierzulande erst so richtig eingeführt. Nur kann man sich fragen, ob die kleinräumige CH-Wirtschaft wirklich so viele prominente und fähige Köpfe hervorbringt, als dass die Bilanz in nunmehr doppelter Ladung solche Köpfe interessant und neu präsentieren kann.

Noch ist das Rennen um einen Platz an der Sonne der Schweizer Wirtschaftsberichterstattung nicht entschieden und sind die Erfolgsaussichten der doppelten Bilanz schwierig zu beurteilen. Aber all diese einschlägigen Publikationen zusammen werden dieses Jahrzehnt kaum in unabhängiger Form überstehen. Das dürftige Konzept der künftigen Bilanz lässt für diese selbst nicht allzu viel Gutes erhoffen. (P.S. Der Autor dieses Beitrags war von 2000 bis 2002 Redaktor der Bilanz, Leiter des Ressorts Geld und Kapital und Mitglied der Chefredaktion.)

25.9.04

(Umwelt) Bio is(s)t eben doch besser


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Meldungen über Bioprodukte, die eben doch nicht so ganz biologisch produziert zu sein scheinen, verunsichern. Aber es gibt auch die anderen News, die die Qualität der Bioprodukte belegen. Jüngstes Beispiel: Der Apfeltest der Konsumentenzeitschrift K-Tipp (nicht zu verwechseln mit der Homepage des Blogautors www.tipp.ch) belegt die Pestizidfreiheit von Äpfeln mit dem Bio-Gütesiegel.

Getestet wurden 15 Apfelproben, worunter sich zwei Produkte aus biologischem Landbau befanden. Während bei 11 konventionell erzeugten Äpfeln insgesamt 19 verschiedene Pestizide nachgewiesen wurden, waren neben zwei konventionell produzierten Äpfeln auch die beiden von biologischen Betrieben schadstofffrei. Dennoch empfiehlt der K-Tipp das Waschen von Bioäpfeln vor dem Verzehr. So können die im Biolandbau zur Schädlingsbekämpfung erlaubten Schwefel- und Kupferrückstände beseitigt werden. Pestizide hingegen lassen sich nicht einfach abwaschen, sie befinden sich häufig auch im Fruchtfleisch. (Quelle: K-Tipp Nr.15/04 vom 22.September)

23.9.04

(Finanzen) Leichte Fondsauswahl mit dem CS Fund Lab

Schon fünf Jahre hat das Fund Lab der Credit Suisse auf dem Buckel. 2300 Fonds von über 50 Anbietern können damit unterdessen auf einfache Art und Weise über die CS erworben werden. Die Konditionen sind im Konkurrenzvergleich günstig und einheitlich. Selbst die sonst teuren Aktienfonds ausländischer Anbietergesellschaften kosten nur zwei Prozent der Anlagesumme. Nomalerweise sind das für kleinere Beträge schnell einmal deren fünf und mehr Prozent.

Aber nicht nur die finanziellen Bedingungen sind beim Fondskauf über das Fund Lab günstig. Auch die gelieferten Informationen sind besser denn je, vor allem seit neuerdings zu allen angebotenen Fonds ein Factsheet verfügbar ist, das alle notwendigen Informationen enthält.

21.9.04

(Finanzen) Erstaunliche Parallelen: Stoxx und Nikkei im Vergleich


Stoxx und Nikkei im V#71183
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Der japanische Aktienmarkt hat in den 90er Jahren einen tiefen Fall erlebt, an dem er noch heute zu kauen hat. Nicht weniger dramatisch allerdings war auch der Rückgang der Aktienkurse in Europa zu Anfang dieses Jahrzehnts. «Anlagen aktuell», die regelmässige Börseninformation der Zürcher Kantonalbank, zeichnet in ihrer neuesten Ausgabe die Entwicklung auf und verweist auf frappante Ähnlichkeiten. Über zwei Drittel betrug der Verlust des japanischen Nikkei vor 15 Jahren. Er stürzte damals von einem aus heutiger Sicht astronomischen Hoch von fast 39'000 Punkten auf rund 14'000 Punkte ab. Genau in gleichem Ausmass hat aber auch der Dow Jones Euro Stoxx 50 – der die 50 grössten börsenkapitalisierten Unternehmen Europas enthält - ab anfangs 2000 nachgegeben.

Der deckungsgleiche Verlauf ergab im Weiteren in beiden Fällen eine beträchtliche Erholung um rund 60 Prozent. Womit die vorigen Verluste nicht ausgeglichen waren, da die Ausgangsbasis ja viel tiefer lag. Geht es in gleicher Art und Weise weiter, steht dem europäischen Aktienmarkt allerdings eine schlimme Zeit bevor. Denn in Japan folgte vor zehn Jahren nach dem vermeintlichen Wiederaufschwung ein erneuter Absturz. Die Kurse halbierten sich in der Folge nochmals, bevor eine zögerliche Seitwärtsentwicklung einsetzte. Aus dieser haben sich die japanischen Kurse nicht einmal im laufenden Jahr befreien können, obwohl eine deutliche Erholung prognostiziert worden war.

Also sieht es schlecht aus für Europas Börsen? Die Geschichte an den Finanzmärkten wiederholt sich zwar gelegentlich – aber ein absolut synchroner Verlauf wäre doch erstaunlich. Die Folgen der Osterweiterung, des osteuropäischen Aufschwungs im allgemeinen und der weitere Ausbau der EU sind ein anderer Rahmen als jener Japans im vergangenen Jahrzehnt. Womit sich die europäische Entwicklung an den Börsen von jener des Landes der aufgehenden Sonne unterscheiden dürfte.

Die oben abgebildete Grafik zeigt allerdings auch für die jüngste Vergangenheit eine ziemliche Übereinstimmung des Verlaufs am japanischen und europäischen Markt - dies im Fünfjahresvergleich.

19.9.04

(Foto Umwelt) Idylle im Zentrum der Schweiz


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In Zukunft werden vereinzelt auch Bilder die Tipps zu Medien Finanzen Umwelt verdeutlichen. Die Schifffahrt auf dem Vierwaldstättersee am Fuss des Bürgenstocks zeigt eine heile Umwelt, die es eben auch noch gibt.

(Umwelt) Ökostrom europaweit im Vormarsch

Während in Deutschland in diesem Sommer erstmals 10 Prozent des Stroms aus Erneuerbaren Energiequellen produziert wird, sind es europaweit bereits 12 Prozent Ökostrom. Neun Prozent kommen aus Wasserkraft (Deutschland 3,6 Prozent).

Frankreich hat mit 56 Milliarden Kilowattstunden absolut den höchsten Anteil an der Wasserkraftproduktion (in Prozent liegen Norwegen vorne: 92 Prozent Strom aus Wasserkraft), gefolgt von Schweden 53 Milliarden Kilowattstunden aus Wasserkraft und Spanien mit 40 Milliarden. Österreich gewinnt 72 Prozent und die Schweiz über 50 Prozent des Stroms aus Wasser. Auch in Lettland kommt die Hälfte des Stroms aus Wasserkraftanlagen.

EU-weit kommen 2004 drei Prozent des Stroms aus Sonne, Wind und Biomasse - in Deutschland 6,5 Prozent. Mit knapp 16.000 Windrädern ist Deutschland Windweltmeister - gefolgt von Spanien, Dänemark, USA und Indien. Bei der Photovoltaik führt Japan vor Deutschland und bei Sonnenkollektoren liegt China klar vorn. 2002 wurden im Reich der Mitte etwa 13 Millionen Quadratmeter solarthermische Anlagen installiert. Bei der Biomasse führt Österreich eindeutig vor den skandinavischen Ländern. Bei der Geothermie-Nutzung führt Island weltweit - bei Biosprit liegt Brasilien vorn. (Quelle: Site des Ökoenergiepapstes Franz Alt , siehe Link)

www.sonnenseite.com



17.9.04

(Finanzen) Microfinance für Alle und Jeden

Mikrofinanzierung ist derzeit der grosse Modeschlager der Finanzindustrie. Dabei ist die Idee uralt und gerade hierzulande wohl erprobt. Doch nun schwingen sich zweifelhafte Mitstreiter auf den fahrenden Zug. Früher waren es Kreditgenossenschaften, Raiffeisen- und lokale Sparkassen, die mit kleinen Krediten den Start in eine unternehmerische Tätigkeit ermöglichten. Dieser erhöhte Geldumlauf stand dem europäischen Kleinkapitalismus Pate und ermöglichte einen breiten Wirtschaftsaufschwung im vorletzten und letzten Jahrhundert.

Lange dauerte es, bis es dämmerte. Doch in der entwicklungspolitischen Diskussion der neunziger Jahre setzte sich die Erkenntnis durch, dass für den Süden nicht falsch sein konnte, was sich im Norden derart bewährt hatte. Am Anfang dieses Prozesses stand eine originäre Initiative aus eben diesem sogenannt unterentwickelten Süden. Mit der Grameenbank in Bangladesh wurde das auf Kleinkrediten beruhende selbständige Wirtschaften zum Vorbild vieler neuer Entwicklungsprojekte. Kredite hatte es zwar zuvor schon gegeben, aber nur zu horrenden Zinsen und selten in jenen Kleinbeträgen, die am Anfang einer selbständigen Tätigkeit stehen sollten, ohne den Kreditnehmer oder die Kreditnehmerin zu überfordern. Hier ist die weibliche Form wohl angebracht – das war und ist ein Merkmal des Kleinkreditwesens – vornehmlich Frauen sind die Zielgruppen. Sie gelten als effizienter im Umgang mit dem geliehenen Geld und lassen sich auch eher auf Teamprojekte ein.

Seit rund 30 Jahren ist die kirchlich basierte Oikocredit ist weltweit tätig und sehr erfolgreich mit einem Kreditvolumen von über 300 Millionen Franken. Unterdessen hat die grosse Finanzwelt entdeckt, dass mit einem derart wenn nicht das grosse Geld, so doch ein Geschäft zu machen ist. Kommerzielle Finanzinstitute sind im Nachziehen, wie etwa ResponsAbility, eine Finanzplattform, die so unterschiedliche Banken wie Credit Suisse, Raiffeisen und Alternative Bank Schweiz unterstützen. Und jetzt hat überflüssigerweise das Verlagshaus Ringier das Ganze entdeckt. Da die Wirtschaftszeitung Cash ihr 15-Jahr-Jubiläum feiert und unter anderem auch in Vietnam herausgegeben wird, sollen Ringiermitarbeiter und KundInnen Beiträge bereit stellen, die dann vietnamesischen KleinunternehmerInnen zur Verfügung stehen. So weit so gut, nur gibt es wie aufgezeigt bereits genügend entsprechende Initiativen. Sich einer solchen anzuschliessen, wäre vielleicht weniger publikumswirksam, was ja das Schweizer Boulevardverlagshaus anpeilt. Dafür wäre der Sache erheblich mehr gedient.

14.9.04

(Medien) Köppel und Hitler

Roger Köppel, einst Chefredaktor der Weltwoche und Exponent der neuen konservativen Welle in den Schweizer Medien, hat aus der Fer-ne nachgereicht. Unterdessen ist er Chef bei der Berliner Welt, serbelnder Tages-zeitung des Springer-Verlags. Von der Schweiz kann er trotzdem nicht lassen und beglückt die Leserschaft der Handelszeitung mit einer wöchentlichen Kolumne. Die ist in ihrer letzten Ausgabe dicke Post, der neue Hitlerfilm mit Bruno Ganz Anlass, über den Aufschwung Hitlers zu schwadronieren.

Der deutsche Diktator wurde nur möglich durch Lenin, der Nationalsozialismus nur durch den Sozialismus. So einfach ist das bei Köppel – und bleibt ohne erläuternde Ergänzung. Nun ist es eine Binsenwahrheit, dass geschichtliche Ereignisse immer auch ihre Vorgeschichte und ihre Begleitumstände haben. Mit der Beweisführung direkter Verstrickung wird aber es schwierig. Und im Falle der Deutung des Aufstiegs von Hitler absurd. Denn es gibt vor allem auch wichtige und weniger wichtige Gründe für politische Entwicklungen. Im Falle Hitlers waren das – ohne hier abschliessend Geschichte erklären zu wollen – die Niederlage Deutschlands im Ersten Weltkrieg mit den daran anknüpfenden Reparationszahlungen, die Weltwirtschaftskrise mit der gigantischen Arbeitslosigkeit sowie nicht zuletzt die hausgemachte innenpolitische Lähmung. Aber für Roger Köppel war es Lenin, der Hitler erst ermöglichte.

Köppel galt bislang als Intellektueller der rechten Szene. Zweifel sind nun erlaubt und auch die Handelszeitung gehört gerüffelt. Einen solchen Text unbesehen ins Blatt zu rücken, scheint sich nur durch die aufgeregte Reaktion der Leserschaft zu rechtfertigen. Politische Verantwortung hingegen ist nicht Sache der Redaktion der Wirtschaftszeitung. Und zum Schluss: Wie wäre es mit folgenden historischen Deutungen: Saddam Hussein wurde nur zum grausamen Schlächter durch Vater und Sohn Bush und Christoph Blocher verdankt seinen Aufstieg der Schweizer Wirtschaftselite.

12.9.04

(Umwelt) Drink Swiss!

Es sei darauf verzichtet, das Propagieren der Swissness auf die Spitze zu treiben. Doch bietet der Alltag sinnvolle Angebote, den Konsum Schweizer Qualitätsprodukte zu verbinden mit ökologischem Handeln. Das gilt nicht zuletzt für den Getränkebereich, wo mitunter transportseitig eine höchst fragwürdige Praxis herrscht. Muss es denn Mineralwasser aus Frankreich oder Italien sein, wo doch Wasser allerbester Qualität einer der wenigen hochwertigen Rohstoffe der Schweiz darstellt?

Auch bei Süssgetränken bieten sich geschmackvolle CH-Varianten. Rivella hat es vorgemacht und ist wohl zurecht nach Weltmarktführer Coca-Cola an zweiter Stelle des hiesigen Marktes zu finden. Und da wären noch die vielen Apfelsäfte, die leider nicht mehr auf viel Zuspruch stossen, zumindest bei der jüngeren Generation. Sei es das verstaubte Image, die Nähe zum unpopulären Tellen-Mythos oder die vermeintliche Kalorienbomberaffiche. Langsam aber ist Abhilfe in Sicht.

Mit Getränken, die Mineralwasser mit Apfelsaft mixen, lässt sich je länger je mehr der Markt aufmischen. Erfolgreich unter anderem die Ostscheizer Getränkefirma Möhl, die mit Shorley ein attraktives Getränk lanciert hat mit vielerlei Vorteilen. Die Ingredienzen sind durch und durch schweizerisch (Passugger Mineral und CH-Apfelsaft), die Kalorienzahl mit 26 pro Deziliter vergleichsweise tief, das Image ganz schön sportlich und das Beste: Shorley löscht den Durst auf angenehme Art und Weise. Und das war es doch, was wir von einem Getränk zu allererst wollten!

10.9.04

(Umwelt) Weltgrößtes Solarkraftwerk in Deutschland

Bundesumweltminister Jürgen Trittin hat in Espenhain bei Leipzig die derzeit weltgrößte Anlage zur Erzeugung von Sonnenstrom in Betrieb genommen. "Mit der Einweihung dieser 5-Megawatt-Anlage steigen wir in eine neue Dimension der Erzeugung von Sonnenstrom ein", sagte Trittin.

Die aus 33.500 Solarmodulen bestehende Anlage errichteten das Unternehmen Shell Solar und die Berliner Projektentwicklungsgesellschaft Geosol auf einer 16 Hektar großen Fläche einer ehemaligen Kohlestaubdeponie. "Wir brauchen diese Entwicklung in die Megawattbereiche, damit durch die Massenproduktion von Solarzellen Sonnenstrom schneller billiger wird", so der Bundesumweltminister weiter.

Die deutsche Photovoltaik-Industrie rechnet in diesem Jahr mit einem Marktwachstum von über 50 Prozent. Die Photovoltaik, die Erzeugung von Strom aus Sonnenlicht, erlebt nicht nur in Deutschland einen Boom. Seit Ende der 90er Jahre ist der Photovoltaikmarkt weltweit um mehr als 30 Prozent pro Jahr gewachsen. "In rund 20 Jahren dürfte der globale Jahresumsatz über 100 Milliarden Euro betragen. Das ist vergleichbar zur heutigen Halbleiterfertigung. (Quelle: www.sonnenseite.com von Franz Alt)

9.9.04

(Finanzen) Wie sicher ist die Rente?

Das fragen sich viele AHV- und Pensionskassenversicherte, seit die Diskussion vor allem um die 2.Säule teils groteske Züge angenommen hat. Die Reihe «Wirtschaft im Gespräch» widmete sich anfangs September der Fragestellung und kam naturgemäss zu gegensätzlichen Aussagen. Ein Argument pro Sicherheit wurde nur gestreift, ist aber in den noch heftigeren Diskussionen im Ausland omnipräsent. Die Schweizer Altersvorsorge baut auf die zwei System Umlage- und Kapitaldeckungsverfahren – und ist damit anerkanntermassen weniger krisenanfällig als andere Systeme, die nur auf das eine oder andere setzen.

Die gegenwärtige Form der hiesigen 2.Säule, mit einem ausgeprägten Kapitaldeckungsverfahren, das aber vielverzweigt und schwerfällig ist, stellt dabei wohl eher einen Schwachpunkt dar. Die Versicherten verstehen zu wenig, was läuft. Und Experte Christoph Oeschger, seines Zeichens Vertreter einer PK, meinte, das treffe wohl auch auf viele PK-Verantwortliche zu. Insbesondere auch die Stiftungsräte haben ja erhebliche Probleme, ihre eigenen Kassen zu durchschauen und können somit ihre Verantwortung oft nur mangelhaft wahrnehmen. Immerhin allerdings noch besser als im Falle der Sammeleinrichtungen. Wenn sich nämlich in erster Linie Kleinbetriebe einer solchen von Lebensversicherern betriebenen Institution anschliessen, ist es sowohl um die Transparenz wie um die Mitbestimmung geschehen. Darin waren sich die Diskussionsteilnehmer denn auch einig. Die Lebensversicherer haben in diesem Geschäft eigentlich nichts mehr zu suchen und ihre Chance vertan. Zu nahe lagen ihnen die Ansprüche von Aktionären, Management und Verwaltungsräten oft, als dass sie in diesem Geschäft noch weiter mitwirken sollten.

Hier hörte die Gemeinsamkeit der DiskussionsteilnehmerInnen aber schon auf. Während der Finanzmarktexperte Heinz Zimmermann neben einer stärkeren AHV eine privatisierte 2.Säule forderte – worin in der ZKB-Vertreter Jürg Landolt naturgemäss unterstützte – kündigte Gewerkschaftsfrau Colette Nova erbitterten Widerstand gegen solche Lösungen an. Viele ausländische Erfahrungen wie in Chile, den USA und Grossbritannien hätten gezeigt, dass solche individuelle Lösungen die Versicherten überforderten und letztlich meist benachteiligten. Was Zimmermann nicht in Abrede stellen wollte. Aber er sah in einem naheliegenderen Beispiel auch einen Erfolgsausweis des Modells. Liechtenstein kommt seinen Ideen am nächsten.

7.9.04

(Finanzen) Eine ganze Seite fürs Geld

Die Basler Zeitung hat sich nicht nur ein komplett neues Layout gegeben, sondern auch viele neue Rubriken und Themenseiten. «Spezialgeld» erscheint jeden Montag und führte sich in der ersten Ausgabe mit einer sinnigen Betrachtung zum Wesen des Geldes ein. Geld stinkt nicht nur oder eben doch, Geld verschafft in erster Linie auch Geltung – und dabei ist Geld doch nichts weiter als ein Hilfsmittel, um den Warenaustausch zu vereinfachen. Interessant in diesem Zusammenhang, dass die NZZ vom vorangehenden Wochenende den Ökonomienobelpreisträger Mundell würdigte. Er hatte an einer Tagung in Lindau eine einheitliche Weltwährung gefordert.

Doch zurück zur Geldseite der Basler Zeitung, die also montags künftig Themen wie Anlegen, Versicherungen, Immobilien oder Steuern behandeln will. Sie wird dabei unter anderem auf die Dienste des unabhängigen Finanzdienstleisters VZ Vermögenszentrum zurückgreifen. Da die erste Ausgabe auch noch eine Meldung über die 7,3 Millionen Dollarmillionäre auf der Welt brachte, mag man einwenden, hier seien nur die Reichsten angesprochen. Doch eine strategische Geschäftsentscheidung der Basler Privatbank Sarasin vom gleichen Tag machte deutlich, worum es bei Geldfragen geht. Sarasin spricht künftig auch die Besitzer kleinerer Vermögensbeträge an. Denn die haben häufig das Potential, künftig zu den Vermögenden zu zählen.

2.9.04

(Medien) Reinemachen beim Blick

Die Schweizer Boulevardzeitung hat Prominente nie mit Glacé-Handschuhen angefasst, schon eher in den Himmel gehoben oder im Müll versenkt. Und dann hat sie natürlich die eher seltenen, wirklichen Klatschgeschichten ausgegraben, etwa die Heirat von Fussballfunktionär Sepp Blatter mit seiner mehr als 30 Jahre jüngeren Graziella - oder waren es 40? Unterdessen sind die beiden schon wieder oder bald auf jeden Fall geschieden.

Dass die mehrfachen Blatterstories mit Zitaten gespickt waren, die schlicht erfunden sind, wurde Klatschreporter André Häfliger zum Verhängnis. Gemäss der Website journalists.ch wurde er per sofort freigestellt, da Zitate nicht autorisiert – können sie ja auch nicht, da gar nie ein Kontakt mit Graziella stattgefunden hatte. Das geben die Blick-Verantwortichen in ihrer eigenen Zeitung zu. Gerne gewusst hätte man noch, wer auf der Redaktion die Geschichte verantwortete und wer den Anstoss gab zur in der jüngeren Schweizer Pressegeschichte einmaligen Entlassung wegen falschem Zitat. Doch dazu schweigt der Blick.

(Finanzen) Fair handeln mit Geld!

«In Menschen investieren» ist das Motto der ökumenischen Entwicklungsgenossenschaft Oikocredit. Mit ihren Kleinkrediten hat die Genossenschaft in den letzten beiden Jahrzehnten Tausenden von KleinunternehmerInnen in den Staaten des Südens eine selbständige Existenz ermöglicht. Sei es ein kleiner Beautysalon, der unterdessen dank Oikocredit seine Tätigkeit ausbauen und mehr als ein Dutzend Leute anstellen konnte oder sei es die entlegene Kaffeegenossenschaft. Sie alle haben vom Kapital der Oikocredit und damit von günstigen Zinsen profitiert. Das eingesetzte Kapital umfasst unterdessen rund 250 Millionen CHF und stammt von KleinanlegerInnen auf der ganzen Welt. Sie geben sich mit einem garantierten Zins von zwei Prozent zufrieden.

Eine Ausstellung in der Basler Elisabethenkirche dokumentiert derzeit die eindrückliche Arbeit von Oikocredit (bis 25.September), die unter anderem auch durch zwölf Millionen Franken aus der Schweiz alimentiert wird. Eine Diskussionsveranstaltung anlässlich der Ausstellungseröffnung erhellte die Bemühungen von Oikocredit, denen unterdessen auch kommerzielle Banken in den Süden folgen. Was laut Geschäftsleiter Karl J. Rechsteiner durchaus zu begrüssen sei, weil sich noch unendlich viele Möglichkeiten für die Kreditvergabe eröffneten. Wichtig sei, auf die bereits vor Ort vorhandenen Kapazitäten und Kenntnisse zu bauen. Ein Beispiel solch neuer Tätigkeit ist die Vermittlungszentrale Responsability, die gestützt durch so unterschiedliche Banken wie die Credit Suisse und die Alternative Bank Schweiz derzeit neue Mittel in das Mikrofinanzsystem zu pumpen sucht.

1.9.04

(Medien) Internet für Arbeiter und Angestellte!

Man mag von Billigfluggesellschaften wie easyJet und Ryanair halten, was man will. Wie viele andere Newcomer im Wirtschaftsleben bieten sie immer wieder Anstoss wegen ihrer Arbeitsbedingungen. Während sich aber easyJet vertraglichen Abmachungen mit den Gewerkschaften unterzieht, verweigert die in letzter Zeit noch erfolgreichere RyanAir selbige.

Vielleicht kann das jetzt eine interessante Internetaktion ändern. Die Gewerkschaften wollen in diesen Tagen mit ryan be fair eine Site aufschalten, auf der sich die Angestellten, sonst offenbar durch internen Druck eingeschüchtert, auch anonym zu ihren Ängsten und Sorgen melden können. Denn trotz vergleichsweise guter Bezahlung stimmen nach Verbandsvertretern viele der Arbeitsbedingungen bei Ryanair im Vergleich zu branchenüblichen Regeln eben nicht, die Zahl der Ferientage liege etwa deutlich darunter.

Was hier für Transportangestellte beispielhaft erprobt wird, könnte und sollte Schule machen für Arbeiter und Angestellte in allen Wirtschaftsbereichen. Zu Anstellungsbedingungen gehört nun einmal – dies auch im Sinne der liberalen Wirtschaftstheorie – ein hohes Mass an Information und Transparenz. Da liegt der Einsatz des Internets nahe und man fragt sich schon, warum Gewerkschaften nicht früher und breiter dieses Instrument verwendet haben. Auf dass die Lohnabhängigen – das sind sie halt immer noch – in vollem Wissen um die Bedingungen sich für einen Arbeitgeber entscheiden können. Und auf dass Missstände wo nötig auch öffentlich werden. (Quelle: www.spiegelonline.de)

28.8.04

(Umwelt) Rekordverkäufe für BIO in den USA.

Das vergangene Jahr brachte im Biobereich neue Rekordverkäufe. Erstmals wurden über 10 Milliarden US-Dollar in den USA umgesetzt, was gemäss der Nachhaltigkeitswebsite sustainablebusiness.com einem Plus von einem guten Fünftel entsprach. Dazu kamen auch noch Verkäufe von gegen einer halben Milliarde organischer Nichtlebensmittel wie etwa Körperpflegeprodukte.

Amerika ist damit weiterhin, allen Fastfoodketten zum Trotz, auch der weitaus bedeutendste Biomarkt der Welt. Versorgt wird dieser von rund 12'000 Bauern, die etwa je zur Hälfte Supermärkte und Spezialgeschäfte mit ihren Produkten beliefern. Und Bio hat in den USA keinesfalls Angst vor Bigbusiness. Die Aktien von Whole Food Markets, der grössten Biomarktkette, gehören seit langem zu den geachteten Börsenlieblingen und jetzt experimentiert etwa Stonyfield Farms mit Verpflegungsautomaten in Schulen, die lediglich Bioprodukte anbieten. Noch ist also die Esskultur in Amerika nicht verloren.

27.8.04

(Finanzen): Umstrittene Anlagestrategien.

In Zeiten des lange anhaltenden Aufschwungs lag man mit einer Strategie unzweifelhaft besonders gut und risikolos im Rennen um den Anlageerfolg. «Kaufen und Halten» hiess das geldversprechende Stichwort. Es brachte für Viele den grosssen Reibach– bis um Absturz in den ersten Jahren des neuen Jahrtausends.

Nach der langen Baisse und dem erfolgreichen 2003 glaubten sie sich bereits wieder bestätigt in der Haltung, lange genug auszuharren bringe irgendwann schon wieder den Aufschwung. Doch nun kamen und kommen all die Vermögensverwalter, die das Ende dieser einfachen und verständlichen Strategie verkünden. Letztes Beispiel: Beat Wittmann, der sich in einem Tages-Anzeiger-Interview (Akonto 27.8.04) als Anlagestratege der Claridenbank vom «Kaufen und Halten» verabschiedet. Neuerdings gilt es demnach wieder als unerlässlich, aktiv zu handeln, zu kaufen und zu verkaufen. Das unter Nutzung neuer Anlageinstrumente wie der Hedge Funds – und natürlich unter Nutzung der professionellen Vermögensverwaltung.

Doch bleiben die neuen Strategie ohne Tatbeweis. Noch immer haben sie in nur wenigen Fällen langfristig irgendwelche Benchmarks, also Masstäbe für die Marktentwicklung geschlagen. Erst wenn beispielsweise aktiv gemanagte Fonds nicht mehr reihenweise schlechter als solche Benchmarks abschneiden, disqualifiziert sich die Strategie «Kaufen und Halten». Wobei natürlich das Halten einen Zeitraum mehrerer Jahre umfasst und nicht unbedingt mehrerer Jahrzehnte. Wer aber in grossen Zügen die Marktentwicklung verfolgt, wird sehr wohl erkennen, wann eine Baisse zu einem besonders günstigen Einstieg und ein Börsenhoch zur Realisierung eines Gewinns führen sollte. Wobei letzteres aller Erfahrung nach und zugegebenermassen nicht allen immer leicht fällt.

24.8.04

(Medien) Netztipp Nummer 4: www.moveon.org

Jetzt machen sie alle mobil im US-Wahlkampf. Symphatisch berührt da die Kampagne amerikanischer Künstler, die via eigene Website für John Kerrys Wahl die Trommel rühren und gleichzeitig eine Petition ans Weisse Haus propagieren: «Every voter should be able to verify his or her vote on a paper ballot. Election officials must make sure electronic voting terminals produce Voter-Verified Paper Ballots....» Die Angst vor einem neuerlichen Debakel der US-Wahlmaschinerie wie vor vier Jahren ist gross.

Michael Moores Film Fahrenheit 9/11 führt es ja erneut vor Augen: Die Resultate der damaligen Wahl sind doch sehr zweifelhaft und zumindest möglich erscheint, dass George W. Bush nur Präsident der USA werden konnte, weil einige der Wahlmaschinen entweder falsch funktionierten oder manipuliert wurden. Ein nochmaliges Debakel mit gleich gravierenden Folgen für die Politik der Supermacht der Welt zu verhindern, ist das unterstützenswerte Ziel der Kulturschaffenden und ihrer Website www.moveon.org.

23.8.04

(Medien) Netztipp Nummer 3: www.sonnenseite.com

Franz Alt ist einer der grossen Umweltpioniere und –journalisten in Deutschland. Mit seiner Sonnenseite stellt er umfassende Informationen zu seiner eigenen Vortrags- und Schreibtätigkeit ins Netz. Womit www.sonnenseite.com zu einem Fundus für Alle wird, die an den Fortschritten im Bereich der erneuerbaren Energien interessiert sind.

Da geht es in erster Linie um die Sonnenenergie, die in einem sinnvollen Energiemix zumindest ihren zentralen Platz haben wird – ob sie schliesslich zur wichtigsten erneuerbaren Energie werden kann, entscheiden kaum die Richtungskämpfe unter den Theoretikern, sondern allein die Praxis der Zukunft. Dass dabei die Sonne nicht die schlechtesten Karten hat, zeigt Franz Alt durch seine umfassenden Recherchen. In einem der neuesten Beiträge vom 21.8. weist er auf das nunmehr grösste Solarstromprojekt Deutschlands hin, das soeben im Saarland realisiert wurde. Im Endausbau wird ei Anlage auf dem Gelände eines früheren Kohlekraftwerks nach eigenen Angaben gar die grösste Solaranlage der Welt darstellen.

20.8.04

Umwelt: Klimawandel vor der Haustüre

Bislang konnten wir uns beruhigt zurücklehnen, der drohende Klimawandel schien vor allem eine Gefahr für andere Regionen der Welt. Die Inseln der Malediven würden bald versinken, die afrikanische Sahelwüste vom ganzen Kontinent Besitz ergreifen, Nord- und Südpole schmelzen und wegen des verbundenen Ozonlochs die Bevölkerung Australiens bald gar nicht mehr an die Sonne gehen dürfen. Doch nun tönt es bedrohlicher, und fast keiner schaut hin.

Die Klimaerwärmung wird in Europa besonders stark ausfallen, lässt uns die Europäische Umweltagentur (EUA) gemäss neuestem Bericht zu den Auswirkungen des Klimawandels wissen. Kalte Winter, so die EUA, könnten bis 2080 fast ganz verschwinden, heiße Sommer, Dürren und Perioden mit starken Regenfällen an Häufigkeit zunehmen. Auch Überschwemmungen und Hochwasser würden Europa öfter heimsuchen. Nachzulesen ist das ausführlich auf Spiegel online (www.spiegel.de/wissenschaft/erde/0,1518,313967,00.html). Unter den hiesigen Medien befindet es grad mal die NZZ vom 20.8.04 (im Netz nur für Abonnenten zugänglich) als nötig, vom Bericht überhaupt Kenntnis zu nehmen und kurz dessen Befund für die vergangenen Jahre zu zitieren. Ja es ist wirklich wärmer geworden – und der Autor würde anfügen, uns wird bald ganz schön heiss werden unter dem Arsch, vor allem wenn wir derart ignorant auf die Situation reagieren.

19.8.04

Medien: Freie Fahrt im Internet!

Der französische Sozialphilosoph André Gorz bringt es auf den Punkt: Die Wissens- oder Informationsgesellschaft ist durch dreierlei gekennzeichnet: Die Tendenz zur Privatisierung, zur Patentierung und zur Verwertung. Letztere überschattet alles, das Wissen wird möglichst überall in bare Münze umgepolt und damit verwertet. Das ist pervers, wenn es um die Errungenschaft des modernen und freien Zutritts zu Grund- und Hochschulbildung geht. Das ist ebenso pervers, wo Medikamente, die Leben retten könnten, aufgrund ihrer Patentierung extrem teuer bleiben und damit für eine Mehrzahl der Kranken, vor allem in Staaten des Südens, unerreichbar. Da ist die unlängst getroffene Regelung für Aidspräparate nur die Regel von der Ausnahme.

Eine freie Sphäre bildet nach wie vor das Internet, wenn auch die Medienkonzerne seit letztem Jahr je länger je mehr auf Dienste umstellen, die nur über Bezahlung zugänglich sind. Und doch finden sich im Internet immer noch in erster Linie Gratisinformationen. Deren Zahl steigt derzeit dank den aus dem Boden schiessenden Bloggs ins Unermessliche. Zwar tauchen neue Probleme auf, wie etwa das Auffinden und die richtige Auswahl, ebenso jenes der Manipulation. Und doch lässt die freie Zugänglichkeit des Internet mit gutem Grund hoffen, dass es diese Probleme gleich selber zu lösen vermag.

16.8.04

Umwelt: Sonnenstrom immer günstiger

So billig kann der Strom von der Sonne sein und vorbei ist die Zeit, als Solarstrom aus Preisgründen nicht mehrheitsfähig war: Denn bis zum Jahrtausendwechsel zahlte man landauf landab gut und gerne einen Franken oder mehr für eine Kilowattstunde. Unterdessen aber hat sich der Preis fast halbiert. So kostet die Kilowattstunde beim Elektrizitätswerk der Stadt Zürich (www.ewz.ch) dank einer Verbilligungsaktion unterdessen nur noch 59,5 Rappen.

Insgesamt 69 Anlagen erzeugen für das EWZ Sonnenstrom, mit einer jährlichen Leistung von rund 2500 Kilowatt. Die neueste Anlage beim Stadtspital Waid kam im Mai dieses Jahres hinzu. Eine ähnlich grosse Anlage produziert beispielsweise auf dem Hauptbahnhof seit dem Jahre 1999 Sonnenstrom. Bereits sind weitere Anlagen in Planung, so mit der Basler Adev Solarstrom AG (www.adev.ch) in Zürich-Wollishofen. Bei der Adev kann man im Übrigen Aktien eines Schweizer Solarunternehmens zeichnen kann. Derzeit läuft dort eine Kapitalerhöhung.

Wer also Sonnenstrom zur Deckung seines Energiebedarfs beziehen will – sei es teils oder ganz – ist mit der Solarstrombörse der Stadt Zürich besonders gut und preiswert bedient. Aber auch andere Schweizerische Elektrizitätswerke bieten unterdessen den Strom von der Sonne an, so unter anderem in Basel. Weitere Informationen sind über www.swisspower.ch abrufbar.

14.8.04

Finanzen - Tipp Nummr 1: Fondsanlage regelmässig

Wer weiss schon, wann der richtige Moment für ein Investment gekommen ist? Die langjährige Analyse renomierter Anlageprofis zeigt vor allem eines: Auch sie liegen immer wieder falsch! So hat sich seit einigen Jahren die Erkenntnis durchgesetzt, dass nur eine regelmässige Anlage in kleineren Schritten langfristig Erfolg verspricht. Denn selbst gute Anlagefonds schaffen es kaum, stets den zum Vergleich gewählten Index zu übertreffen und immer nur Bestresultate zu erzielen.

Was also tun, wenn die Börsen wie jetzt vor allem nur eine Richtung kennen, die andauernde Talfahrt? Das ist in der Regel kein schlecht gewählter Zeitpunkt für einen Einstieg. Verbunden damit ist keine Garantie, dass es von nun an wieder aufwärts geht, aber das Verlustpotential ist bereits eingeschränkt und irgendwann einmal werden selbst bei weiteren Rückschritten diese einmal kompensiert werden. So haben in den letzten Monaten vor allem die Börsen in Asien, etwa die zuletzt erfolgreichen Märkte wie China, Indien und Thailand nachgegeben. Deren Risiken sind zwar immer noch beträchtlich – aber eben: ein Einstieg jetzt und ein allenfalls späteres Nachkaufen bei nochmaligem Rückgang wird für diese Engagements auch wieder positive Zahlen bringen. Als Fonds aus diesen Märkten bieten sich unter anderem an:
- NORDEA 1 - Far Eastern Value Fund
- JPMorgan Fleming - India Fund - A
- HSBC Global Investment Funds - Chinese Equity

Unter den nachhaltigen Investmentfonds hat im laufenden Jahr vor allem derjenige der Swissca überzeugt. Deren in Zusammenarbeit mit dem WWF aufgelegte Green Invest erlitt während des Börsencrashs vor drei Jahren vergleichsweise starke Einbussen. Die Fokussierung auf viele technologielastige Unternehmen hat in der Zwischenzeit das Pendel aber in der Gegenrichtung schwingen lassen. Und trotz oder gerade wegen einem zwischenzeitlichen Taucher in diesem Sommer dürfte der Swissca Green Invest weiterhin zu den erfolgreichen Fonds des Nachhaltigkeitsspektrums gehören. Besonders interessant neben einer Direktanlage bei einer Kantonalbank ist hier die Möglichkeit, über Postfinance einen Fondssparplan auf den Swissca Green Invest zu errichten und mit kleinen Beträgen, dafür regelmässig anzulegen.

11.8.04

Umwelt - Zürich: Ach Lily, es tut so weh

Was waren wir einst froh, als das Gastgewerbegesetz gelockert wurde und auf die Pioniere der illegalen Beizenszene all die neuen Trendlokale folgten. Weil mit dem Fall des ungeliebten Gesetzes auch die Bedürfnisklausel gekappt wurde, was den Ausschank von Alkohol allenthalben ermöglichte, schossen all die neuen Gastroschuppen wie die Pilze nach dem Herbstregen aus dem Boden.

Besonders beizenfarbig wurde die Zürcher Szene in den Stadtkreisen 4 und 5. Früher waren es wenige Italo- und Spanierbeizen, die zum Male luden. Dann folgten all die Asiaten und vor allem die Multikulti-Esslokale, wo munter gemischt wurde, was gerade mehr oder weniger zusammen passte. Der Josef an gleichnamiger Strasse, zu Beginn noch Josef und Maria geheissen, gehörte zu den ersten und blieb bis heute eines der erfolgreichsten Experimente. Einen Abkömmling bildete das Lily's, an der Ecke zur Langstrasse gelegen, und bald einmal Liebling aller, die zwar Fastfood, aber doch nicht jenes amerikanischer Provenienz schätzten.

Die asiatische Küche in diesem einfach gehaltenen Restaurant begeisterte vor Jahren die Hungrigen in Scharen, Warteschlangen waren unvermeidlich. Die Currys überzeugten durch ihre geschmacklichen Nuancen wie ihre günstigen Preise gleichermassen. Doch geklagt sei es, dem ist nicht mehr! Was das Lily's unterdessen bietet, getestet bei mehreren Besuchen, ist im Bereich Curry eine geschmacksneutrale Suppe, mit nur wenig Gemüse durchsetzt und einem Fleischanteil tendierend gegen Null. Denn die meisten der eh schon wenigen Entenstückchen bestehen beispielsweise zumeist aus Fett oder zäher Haut. Gestiegen ist einzig der Preis, wird doch unterdessen die Beilage separat verrechnet – ein absoluter Unsinn, lässt sich das Ganze ohne Reis schon gar nicht verspeisen. Die Reklamation beim Servicepersonal wurde höchst ungnädig aufgenommen. Sie reichte von Unverständnis über die Beteuerung, sonst klage auch niemand über den zu geringen Gemüseanteil. Dabei hatten wir vom Fleisch noch gar nicht gesprochen. Das Lily's wird also aus unserem Speisezettel gestrichen. Die Erinnerung an das Servicepersonal stärkt zudem das Vorurteil der unfähigen und unfreundlichen Bedienung hierzulande. Und langsam keimt der Verdacht, die Liberalisierung des Gastgewerbegesetzes war vielleicht doch nicht das Gelbe vom Ei.

9.8.04

Medien - Netztipp Nummer 2: www.nachdenkseiten.de

Noch ein Tipp zu einer deutschen Homepage, dieses Mal eher der Bloggerszene zuzurechnen. Zwar kommen die NachDenkSeiten wie eine voll ausgebaute Website daher. Da gibt es nicht nur die Textbeiträge, sondern auch viele Rubriken neben dem Kernstück, dem kritischen Tagebuch. Angetan haben es mir die «Manipulation des Monats», wo etwa die Rechtschreibedebatte als das entlarvt wird, was sie eben vor allem auch ist – die Ablenkung von all den drängenden wirtschaftlichen Problemen in Deutschland. Und ebenfalls interessant, da sonst im deutschsprachigen Internet selten zu finden, die Debatte über Wirtschaftspolitik unter dem Namen «Denkfehler Wirtschaftsdebatte».

Aber letztlich eben ist nachdenkenseiten.de doch ein klassischer Blog, der die schnelle Debatte zu all den kritischen Ereignissen unserer Gesellschaft erlaubt. Ein Blog auch, der einfache Darstellung mit gelungener Internetgrafik verbindet und damit die Grenze zur Website erst recht verwischt. Das gefällt, der Inhalt rückt wieder in den Vordergrund und der eigene Auftritt im Web, ob nun volle Homepage oder einfacher Blog, kann sich inhaltlich wie grafisch ein Beispiel an www.nachdenkseiten.de nehmen.

8.8.04

Allgemein: Flat Tax - Nein Danke!

Für Viele ein Furcht erregendes Gespenst und nur für Wenige Aussicht auf Entlastung bietet die so genannte Flat Tax. Diese «flache» Steuer bringt den gleichen Steuersatz für alle, beispielsweise 15 Prozent. Sie wurde in einigen Staaten Osteuropas bereits eingeführt und wird derzeit in der Schweiz diskutiert. Erste Ergebnisse einer bundeseigenen Arbeitsgruppe scheinen deutlich zu machen, worauf sie hinausläuft. Vor allem den Mittelstand wird die Flat Tax zusätzlich belasten und die hohen Einkommen ab rund 200'000 CHF jährlich von Steuern befreien. Es resultiert die umgekehrte Wirkung einer progressiven Einkommenssteuer, wie sie die Schweiz und die meisten europäischen Staaten seit Jahrzehnten kennen.

Die Verfechter der Flat Tax werden eine solche Erkenntnis vehement bestreiten. Es gehe darum, das gesamte Steueraufkommen, also die Staatseinnahmen insgesamt zu senken und die staatlichen Aufgaben zurück zu binden. Dann könne auch der Mittelstand entlastet werden. Solch ein Schritt wird aber, wie ebenfalls längst anvisiert, die indirekten Konsumsteuern tendenziell in die Höhe treiben. Denn das Zurückbinden der Staatsaufgaben ist einfacher gesagt als getan und oft versagen hier auch die Apologeten des Staatsabbaus. Die amerikanische Defizitpolitik ist derzeit beredtes Zeugnis mit ihrem Minus von über 500 Milliarden US-Dollar. Angehobene indirekte Steuern, hierzulande die Mehrwertsteuer, würden dann die besseren Einkommen ein zweites Mal entlasten. Die Zeche zahlten dieses Mal vor allem die gering Verdiener. Konsumsteuern belasten diese proportional am stärksten, weil sie praktisch alles Geld für Konsumgüter ausgeben und sich kaum in der Lage sehen zu sparen.

So macht die Flat Tax wirklich fast alle platt, untere und mittlere Einkommen kämen vermehrt zur Kasse. Die Reichsten hingegen, bereits Profiteure vergangener Steuersenkungsrunden, profitierten ein weiteres Mal. Dass es kaum so weit kommen wird, verhindert aller Voraussicht nach eine dritte ausgewiesene Erkenntnis. Diese Steuerform würde den hiesigen Steuerföderalismus zu Grabe tragen. Was die Staatsabbauer stets als hilfreichen, da mässigenden Steuerwettbewerb preisen, wird selbst für sie ein zu grosses Opfer darstellen, um der Flat Tax zum Durchbruch zu verhelfen.

7.8.04

Nichts schreiben oder lieber eine saure Gurke? (Medien)

Wie hätten Sie’s denn gern, liebe Leserin und lieber Leser? Es geschieht derzeit wenig Meldenswertes in der Welt. Diese Welt der Medien kennt dafür seit Jahren den Begriff der Saure-Gurken-Zeit. Sei es Zeitung, Radio oder TV – sie alle kommen etwas dünner oder kürzer daher, aber die vordefinierten Rubriken wollen doch gefüllt sein - ohne Medien geht es nicht. Nur einzelne Spezialmagazine wie etwa der Kassensturz von SF DRS machen Pause.

So sind wir in Zürich dankbar, dass im Sommer gleich zwei der bemerkenswertesten Ereignisse des Jahres in der selbst ernannten Partystadt der Welt stattfinden. Am Tage nach dem Internationalen Leichtathletikmeeting ist es die Streetparade, die zu allerlei Überlegungen in den Medien Anlass bietet. Bislang war es häufig das Faktum, dass die Raver aus ganz Europa an einem einzigen Tag mehr als 100 Mio. CHF an der Limmat liegen lassen. Nun wissen wir dank Tages-Anzeiger vom Tag der besagten Parade: Das Partytreiben ist in Zürich unterdessen gar ein Milliardengeschäft und viele Investoren von ausserhalb knüpften ihren ersten Kontakt mit Zürich als Tourist, womöglich noch als Besucher der Streetparade. Wahrlich der Parade sei Dank, sie hält Zürich am Leben, hat das Sechseläuten in seinen Auswirkungen längst in den Schatten gestellt. Nur ein offizieller Feiertag ist es noch nicht. Und wo ist da die saure Gurke? Beispielsweise auf Spiegel Online mit einem ganzen Strauss von gurkenverdächtigen Meldungen wie: Schmerzhaftes Malheur: Amerikaner schießt sich in den Hintern oder Spanien: Häftling klebt sich an Freundin fest und schliesslich Gewissensbisse: Bohlen bereut zweites Buch. Ich bereue meine Kolumne!

5.8.04

0815 kann auch Freude machen (Umwelt - Zürich)

05.08.04 Die Zahlenkombination 0815 steht neuerdings nicht nur für den alltagsnormalen und mürrischen Gesichtsausdruck. Sie ist auch der Name der trendigsten In-Café-Bar Zürichs. Nahe des Hauptbahnhofs in der Linth-Escher-Gasse gelegen, anstelle einer altehrwürdigen Cafeteria unlängst eröffnet und fast ganz in Schwarz gehalten, öffnet 0815 wochentags bereits ab sieben Uhr morgens (Samstag ab neun). Und offeriert neben dem ordentlichen Frühstück (für 8.15 CHF wohlgemerkt) auch täglich einen Brunch, wie er sonst fast nirgends in Zürich unter der Woche zu erhalten ist – ausser etwa im Sprüngli oder im Hotel Storchen.

Schön am Café, dass immer ein Glas Wasser auf den Tisch kommt und die Crême gar in einem kleinen Schokoladebecher. Weniger schön vielleicht für einzelne Kaffeetrinker, dass das Rauchen uneingeschränkt gestattet ist und gar Zigarren auf der Speisekarte figurieren. Beim morgendlichen Besuch wirkte das Ganze glücklicherweise noch nicht verraucht. Abends immer bis Mitternacht geöffnet, dürfte das anders aussehen. Aber da muss sich die neue Bar auch gegen die alteingesessenen Rex und La Bouillabaisse gegenüber behaupten, was einiges an Kreativität braucht. Dem zuzurechnen ist die runde Sitzlounge im hinteren Teil des 0815, wo man sich durchaus gern auch alleine hinsetzt und bei Bedarf doch in ein Gespräch verwickelt wird.

(Medien) Netztipp Nummer 1: Spiegel Online

Man stehe zu Deutschland stehen wie man will. Aber am Geschehen im bevölkerungsreichsten Land Europas kommt niemand vorbei. Und wenn ein Medium wie der Spiegel keinesfalls nur selbstgefällige Nabelschau betreibt, ist der Gewinn aus der Lektüre um so grösser. An diese Tradition knüpft dessen Online-Magazin an. Nach wie vor sind alle aktuellen Beiträge kostenlos einsehbar, frühere aus dem Netzmagazin ebenso. Im Spiegel publizierte Artikel hingegen sind kostenpflichtig, wobei meist ganze Dossiers angeboten werden. Jenes etwa zu Christoph Blocher mit fünf – allerdings nicht mehr ganz taufrischen Beiträgen - kostet 1.50 Euro.

Natürlich sind es immer wieder kritische Deutschlandgeschichten, die prominente Aufhänger hergeben. Daneben ist in diesen Wochen das Geschehen in den USA – Stichworte Wahlkampf und Terrorbekämpfung – ein Thema, das ebenso aktuell und umfassend wie kompetent und kritisch abgehandelt wird. Ebenfalls ihn Spiegeltradition sind viele weitere Bereiche im Netzmagazin vertreten wie Wirtschaft, Kultur, Sport und Reisen. Letztere Rubrik bringt immer wieder Hinweise und Geschichten von versteckten Schauplätzen, die man doch schon lange mal aufsuchen wollte. Da findet dann gar regelmässig und aktuell auch die Schweiz statt - oder so nahe liegende und trotzdem reizvolle Ziele wie Paris mit seinen Hinterhöfen (26.7.04: www.spiegel.de/reise/metropolen/0,1518,310098,00.html).

Zum Glück nur Amerikaner (Finanzen)

04.08.04 Zum Glück nur Amerikaner sind zugelassen bei der nun angelaufenen Versteigerung der Google-Aktien. Denn die Preisspanne, in der sich die Papiere bewegen werden (108 bis 135 Dollar), würde eine Bewertung der US-Internet-Suchmaschine von bis zu 36 Mrd. US-Dollar bedeuten. Womit wir uns bereits wieder in jener stratosphärischen Höhe bewegen, die letztlich nur noch den Niedergang nach sich ziehen kann. Immerhin weisen dieses Mal, im Gegensatz zu vielen Börsengängen während des New-Economy-Hypes, auch viele Anlageexperten auf den voraussichtlich exorbitant hohen Preis der Aktie und die entsprechenden Verlustrisiken hin. Ein solcher Kurs bedeutete, dass Google als wertvoller denn der zweitgrösste Ölkonzern der Welt, British Petroleum, eingestuft würde – oder fast so wertvoll wie die Deutsche Bank.

Wie ist eine solche Bewertung überhaupt möglich? Bei den institutionellen Anlegern, den Fonds und Pensionskassen, herrscht offenbar Anlagenotstand. Endlich wieder mal ein neues Papier, das eine Firma mit einer Vision und durchaus bereits funktionierender Geschäftsphilosophie an die Börse bringt. Und Geld für die Anlage ist durchaus vorhanden, fliesst durch Mechanismen des Zwangssparens sowie die Einsicht in die Notwendigkeit privater Vorsorge in rauen Mengen zu den Institutionellen. Und sie rechnen offenbar damit, dass das Papier, wenn auch kurzfristig von einem Schwächeanfall kaum verschont, mittelfristig Potential hat. So werden sich die Taschen der bisherigen Google-Eigner füllen, über drei Mrd. soll der erste Schritt an die Börse bereits bringen, viele Papiere bleiben aber noch in deren Besitz. PrivatanlegerInnen können getrost auf einen zweiten Schritt warten, wenn erneut Google-Papiere an die Börse gelangen. Diese wird dannzumal bereits eine erste vernünftige Bewertung vorgenommen haben und das Verlustrisiko vermindern. Die jetzt vorgenommene Versteigerung der Aktien ist zwar eine originelle Variante eines IPO’s, deren Wirkung noch nicht umfassend abschätzbar ist. Eine Absicherung gegen einen baldigen Kurssturz ist sie aber nicht.