25.1.08

(Finanzen) Karnevalsscherz oder Etikettenschwindel

Welche Aktiengesellschaften sind vorbildliche Nachhaltigkeitsunternehmen? Der Windturbinenbauer Gamesa, der Chemiekonzern Henkel mit seiner starken Öko-Bilanz, der Versorger Scottish & Southern mit seinem Erneuerbare Energien Portfolio? Oder die Skandalnudel Nestle, die Fluggesellschaft Air France, der Atomkraftwerke ausrüstende Megakonzern General Electric? Falsch geraten! Nur die Letztgenannten zählen zu den 100 nachhaltigsten Unternehmen der Welt. Zumindest nach Einschätzung der Initiatoren eines Rankings, das jetzt auf dem Weltwirtschaftforum in Davos vorgestellt wurde. Zum nunmehr vierten Mal haben die auf Nachhaltigkeitsanalysen spezialisierte Innovest und das kanadische Fachmagazin für Nachhaltigkeit, Corporate Knights Magazine, dort ihre Auswahl präsentiert. Sie erscheint von Jahr zu Jahr fragwürdiger.

Laut den Initiatoren werden für ihre Auswahl weltweit rund 2000 börsengelistete Blue-Chip-Unternehmen auf ihre Nachhaltigkeitsleistung hin untersucht. Ausgewählt würden die hinsichtlich der Aspekte Umwelt, sozialer Verantwortung und Corporate Governance Nachhaltigkeitsbesten ihrer Branche. Mit ihrer „vorbildlich und konsequent durchgeführten Nachhaltigkeitsstrategie“, so ihre Darstellung, seien die Aktien dieser Gesellschaften ein zu empfehlendes nachhaltiges Investment. Konkrete Begründungen für die Aufnahme in die Liste oder den Ausschluss von einzelnen Unternehmen waren von den Initiatoren bislang nicht zu erhalten.

Die Auswahl der 100 nachhaltigsten Unternehmen der Welt nennt 25 Firmen aus Großbritannien, 16 haben ihren Sitz in den USA und 13 in Japan. Aus Deutschland, Weltmeister in Sachen Erneuerbarer Energie und Umwelttechnologie, wo selbst umstrittene Energiekonzerne wie RWE und E.ON verstärkt auf Umwelttechnologie setzen und der DAX-Primus Allianz Hunderte Millionen Euro in Erneuerbare Energien investiert, schafften es nur sechs Firmen in die Auswahl. Darunter mit SAP, Fresenius Medical Care AG und der Deutsche Börse AG drei der wenigen Gesellschaften aus dem DAX, die in ihren Geschäftsberichten keinerlei Angaben über Klimaschutzaspekte machen (wir berichteten: ECOreporter.de-Beitrag vom 22. Mai ). Die übrigen drei sind adidas, BASF und die Deutsche Post AG. Henkel war bislang in der Auswahl vertreten, ist nun aber herausgenommen worden.

Ebenfalls herausgeflogen ist neben Scottish & Southern und Gamesa zum Beispiel Google, obwohl der Suchmaschinenanbieter als vorbildlicher Arbeitgeber gilt und erst vor kurzem ein umfassendes Investitionsprogramm für alternative Energieerzeugung ankündigt. Auch der Nestlekonzern, kritisiert unter anderem für den Einsatz von Gentechnik in Lebensmitteln, schaffte es als Neuaufnahme in die Auswahl.

Quelle: www.ecoreporter.de

23.1.08

(Finanzen) Nachhaltig oder was?

Nachhaltiger Konsum ist der neue Mega-Hype, so der Befund vieler NachhaltigkeitsanalystInnen, die mit dem so genannten LOHAS-Phänomen hausieren. Noch so ein Fremdwortmonster also, das die Sustainability-Szenerie bereichert: Es steht für Lifestyle of Sustainability and Health – also für den nachhaltigen und gesunden, aber auch genussvollen Lebensstil einer stets grösseren kaufkräftigen Bevölkerungsgruppe. Diese leistet sich gut und gerne allerlei Produkte, die mit dem Etikett der Nachaltigkeit – oder eben der Sustainability – versehen, der Kundschaft auch viel Geld aus der Tasche ziehen. So viel auf jeden Fall, dass beispielsweise die Branche biologisch erzeugter Lebensmittel in ganz Europa wiederholt jährliche Wachstumsraten im zweistelligen Bereich aufweist.

Bildet das LOHAS-Phänomen die Basis für eine erfolgversprechende Finanzanlage? Welche Bereiche dafür in Frage kommen, verdeutlichte eine Veranstaltung der Zürcher Ratingagentur Inrate. Ein Grossteil der Haushaltausgaben geht demnach drauf für Ernährung, Behausung und Energie, Kommunikation im weitesten Sinne sowie Schönheit und Mode. Immer beliebter sind Produkte, die auf nachhaltige Art und Weise die entsprechendene Bedürfnisse befriedigen – etwa jene des Computer-Giganten HP mit einem besonders nachhaltigen Produktionsprozess, des Schweizer Geräteherstellers Schulthess mit den effizienten Wärme-Kraft-Koppelungsanlagen, des britischen Detailhändlers Tesco mit einem transparenten und vielfältigen Produkteangebot und der schwedischen Kosmetikfirma Oriflame, die über ein umfassendes Recycling-System verfügt.

In der Zeit allgemein rückläufiger Aktienkurse mag man oder frau sich kaum für Wertpapierkäufe erwärmen, auch nicht für nachhaltige, die teils sogar besonders schmerzlich vom Crash in Raten betroffen sind. Dennoch scheint Vertrauen angebracht, so zumindest die Meinung von Paola Ghillani, die hierzulande unter anderem der fair gehandelten Banane zum Durchbruch verhalf. Sie sieht den Schlüssel bei einer bewussten Konsumentenschaft, die sich mit den richtigen Informationen versorgt und dank ihrer machtvollen Nachfrage den nachhaltigen Produkten den nötigen Schub geben wird. Die Hersteller ebendieser werden an bereits erzielten Erfolgen anknüpfen, der Wiederaufschwung an der Aktienfront nicht ausbleiben. Dabei könnten sich gemäss Ghillani insbesondere Schweizer Produkte und Produzenten einen schönen Teil des nachhaltigen Erfolgskuchens sichern könnten, wenn sie nur wollten.

17.1.08

(Finanzen) Die Fonds des Jahres 2007

Die meisten nachhaltigen Aktienfonds taten sich schwer mit dem letzten Monat des Jahres 2007: 37 von 85 Fonds der Auswertung der Datenbank ECOfondsreporter landeten im Minus. Weitere 18 steigerten den Anteilswert um weniger als ein Prozent; 12 legten zwischen einem und zwei Prozent zu, mehr als fünf Prozent Plus verbuchten nur sechs Produkte. Plus 12,06 Prozent erwirtschaftete der Überraschungssieger im Dezember, der Dr. Höller Prime Elements Fund Fire Luxemburger Kapitalanlagegesellschaft (KAG) IPConcept Fund Management S.A.. Das Management des Fonds liegt bei der Züricher Dr. Höller Vermögensverwaltung GmbH, er ist erst seit dem 31. Mai 2007 in Deutschland erhältlich. Der Fonds kauft schwerpunktmäßig Aktien aus Bereichen der Erneuerbaren Energien wie Wasserkraft, Geothermie, Solarenergie, Biomasse und Windenergie. Das Portfolio setzt sich nach Angaben der KAG aus 40 bis 50 überwiegend kleinen und mittleren Unternehmen weltweit zusammen. Ziel sei es, besonders innovationsstarke Titel zu finden. Die zehn größten Aktienpositionen des Fonds waren Ende Dezember: Die Solarunternehmen First Solar Inc. (5,39 Prozent), Suntech Power Hldgs. Co. Ltd. (4,67 Prozent), Canadian Solar Inc. (4,19 Prozent), Renesola Ltd. (3,97 Prozent), JA Solar Holdings Co. Ltd. (3,71 Prozent), Yingli Green En. Hdlg. Co. Ltd. (3,33 Prozent), Q-Cells AG (3,22 Prozent) und Hoku Scientific Inc. (2,75 Prozent). Mit 2,82 Prozent war der finnische Stromkonzern Fortum OYI vertreten, die Österreichische Elektrizitätswirtschafts AG mit 2,74 Prozent.

Auf Jahressicht waren häufig Fonds erfolgreich, die stark in Umwelttechnologie und Erneuerbare Energien investiert haben. Der Spitzenreiter war 2007 der Allianz-dit Global EcoTrends der Frankfurter Allianz Global Investors Kapitalanlagegesellschaft (KAG). Mit einem Wertzuwachs von 53,08 Prozent ist er der Fonds des Jahres 2007. Das Fondsvermögen hat sich im letzten Jahr mehr als verdoppelt, von 382,42 Millionen Euro Ende 2006 auf 827,87 Millionen Euro Ende Dezember 2007. Der Allianz-dit Global EcoTrends ist damit der fünftgrößte nachhaltige Aktienfonds in Deutschland.

Die zehn größten Positionen des Fonds kommen sämtlich aus der Wind-, und Solarenergiebranche, zusammen machen sie gut 53 Prozent des Fondsvermögens aus. Zu Ende Dezember hat sich die Gewichtung gegenüber dem Vormonat (Werte in Klammern) deutlich verändert. Den größten Anteil hatten Aktien des dänischen Weltmarktführers bei Windkraftanlagen Vestas Wind Systems A/S mit 9,85 Prozent (6,91), gefolgt von der chinesischen Solarmodulproduzentin Suntech Power Holdings Co, Ltd. mit 7,94 Prozent (6,74), dem des US-amerikanischen Hersteller von Dünnschichtsolarzellen First Solar Inc. mit 7,27 Prozent (8,84), dem spanischen Windanlagenbauer Gamesa Corporation Tecnologica SA mit 5,91 Prozent (5,67), dem norwegischen Siliziumhersteller Renewable Energy Corporation mit 4,48 Prozent (8,11), der US-Entsorgungsspezialistin Stericycle Inc. mit 4,36 Prozent (2,68), der deutschen Solarzellenherstellerin Q-Cells AG mit 3,84 Prozent (3,96), dem indischen Windturbinenproduzenten Suzlon Energy Ltd mit 3,56 Prozent (4,79), der US-amerikanischen Solarzellenproduzentin Sunpower Corp mit 2,96 Prozent (2,92) und dem chinesischen Solarunternehmen Yingli Green Energy Holding mit 2,80 Prozent (1,68).

Die drei besten nachhaltigen Aktienfonds der letzten drei Jahre waren Ende 2007 der Espa WWF Stock Umwelt mit 94,41 Prozent Plus, der UBS (Lux) Equity Fund - Global Innovators B mit 94,15 Prozent Plus und der Pioneer Funds - Global Ecology mit plus 87,18 Prozent.
Auf Sicht von fünf Jahren liegen dieselben Fonds vorn, allerdings in anderer Reihenfolge: UBS (Lux) Equity Fund - Global Innovators B (plus 175,17 Prozent), Pioneer Funds - Global Ecology (plus 145,75 Prozent), Espa WWF Stock Umwelt (plus 126,87 Prozent).

Quelle: www.ecoreporter.de

6.1.08

(Finanzen) Glänzendes Börsenjahr 07 für regenerative Aktien

Das Jahr 2007 hat den Anlegern nachhaltiger Investments hohe Kursgewinne beschert. Das weltweite Börsenbarometer für regenerative Energien, der RENIXX World, stieg im abgelaufenen Jahr um 107,3 Prozent (2006: + 42,2 Prozent) auf den Schlussstand von 1918,71 Punkten, teilte das Internationale Wirtschaftsforum Regenerative Energien (IWR) in Münster mit. „Die Öl- und Gaspreise sowie die Sorge um das Weltklima dürften auch 2008 der entscheidende Treibsatz für die Kursentwicklung sein“, sagte IWR-Direktor Dr. Norbert Allnoch. Die 30 internationalen Unternehmen im RENIXX werden nach der turnusmäßigen Neugewichtung aktuell mit 135 Milliarden Euro an der Börse bewertet, vor einem halben Jahr waren es erst 74 Milliarden Euro.

Mit zehn der insgesamt 30 internationalen RENIXX-Aktien konnten Anleger im Jahr 2007 Kursgewinne von mehr als 100 Prozent erzielen, vor allem mit Titeln aus der internationalen Solarbranche. Den höchsten Kursgewinn 2007 erzielte das amerikanische Solarunternehmen First Solar (+ 714,1 %), vor der chinesischen JA Solar (+273,8%), Sunpower (250,8%), Yingli (235 %), Solon (+204,4%) und Q-Cells (+186,5%). Von den Windaktien erreichte Nordex ein Kursplus von 129,5%, vor dem dänischen Hersteller Vestas (123,8%). Die schwächste Performance im RENIXX verzeichnete 2007 die EnviTec Aktie mit einem Kursverlust von 52,3%, vor den Aktien der amerikanischen Bioethanol-Anbieter Aventine (-51,6%) und Pacific Ethanol (-51,5%) sowie der Conergy Aktie (-48,1%).

Zum Jahreswechsel 2007/2008 wurden im Rahmen der turnusmäßigen Überprüfung auf der Basis der Börsenkapitalisierung Änderungen in der RENIXX-Zusammensetzung vorgenommen. Neu in den RENIXX World aufgestiegen sind der spanische Windprojektierer Iberdrola Renovables, der britisch-amerikanische Windkraftanlagenhersteller Clipper, der taiwanesische Solarzellen-Hersteller Motech, das chinesische Solarunternehmen Solarfun Power, der Solar-Equipment-Hersteller Meyer Burger aus der Schweiz und der deutsche Biogasanlagen-Hersteller Schmack Biogas. Aus dem RENIXX abgestiegen sind die Solaranbieter Conergy, Ersol und Renesola, der Bioethanol-Produzent Aventine, der Biogasanlagen-Hersteller EnviTec Biogas sowie der Brennstoffzellen-Anbieter Plug Power.

Der RENIXX® (Renwable Energy Industrial Index) World wurde vom Internationalen Wirtschaftsforum Regenerative Energien (IWR) im Jahr 2005/2006 konzipiert und ist der erste weltweite Branchen-Aktienindex für erneuerbare Energien, der die Performance von Unternehmen der globalen Regenerativen Energiewirtschaft abbildet.

Quelle: IWR 2008

4.1.08

(Umwelt) Vom Sinn eines hohen Erdölpreises

Anfangs 2008 erreichte der Ölpreis erstmals das Niveau von rund 100$ pro Fass. Zum wiederholten Mal stellt sich die Welt die Frage, ob ein derart hoher Preis zur Bedrohung für die Weltkonjunktur würde. Doch ist die damit erreichte Höhe eher Segen denn Fluch, von einer den den 70er Jahren ähnlichen Beeinträchtigung des Wachstums kann nicht die Rede sein. Denn die früheren Preisschübe waren ungleich heftiger. Der Ölpreis erhöhte sich in den frühen 70er Jahren von 10 auf 45 $ für die angegebene Masseinheit, stieg also um mehr als das Vierfache. Auch die anfangs der 80er Jahre zu konstatierende Preisverdoppelung war wesentlich einscheidender. Inflationsbereinigt hat der Ölpreis erst mit seinen aktuell 100$ die damalige Höchstgrenze überschritten (inflationsbereinigt 90$).

Sodann spielt das Öl für die Weltwirtschaft unterdessen eine weniger zentrale Rolle als damals. Erdgas ist in noch weit grösseren Mengen vorrätig, andere Energiequellen haben ihre Bedeutung aufrecht erhalten oder gar vergrössert (Kohle bei aller Umweltproblematik, Holz, Wasser). Und noch viel wichtiger: Unterdessen sind Alternativen ins Blickfeld gerückt, die eine Ablösung des fossilen Zeitalters als möglich erscheinen lassen. Das hat schon der deutsche Umweltjournalist Franz Alt eindrücklich belegt in seinen diversen Schriften wie etwa «Die Sonne schickt uns keine Rechnung».

Realistisch ist ein Ablöseszenario unterdessen vor allem, weil viele wirtschaftlich bereits rentable Projekte die Zukunftsfähigkeit der neuen Energien belegen. Windenergie ist ebenso nahe der Rentabilitätsschwelle wie die Biomasse, der Solarenergie wird in bereits wenigen Jahren Gleiches prognostiziert. Grosses Potenzial steckt in der Nutzung der Biomasse, die insbesondere wegen ihrer Grundlastfähigkeit sehr wertvoll ist (also mangelnde Winde oder fehlenden Sonnenschein auszugleichen vermag. Gleiches gilt für die Erdwärme (Geothermie), die trotz zwischenzeitlicher Schwierigkeiten vielleicht gar das allergrösste Potenzial aufweist. Je steiler der Anstieg des Erdölpreises, um so schneller werden alle diese Alternativen wirtschaftlich und die Ablösung des Erdöls als zentraler Energieträger realistisch. Also keine Angst vor einem Fasspreis von 200$, den das deutsche Institut für Wirtschaftsforschung unlängst prognostizierte!