31.5.05

(Medien) Die spitze Feder des Ex-Königs

Kambodschas ehemaliger König Norodom Sihanou ist 82 Jahre alt, aber ein echter Technik-Fan. In seinem Weblog kommentiert der Mann mit der bewegten Biographie aus der Ferne die Politik seines Heimatlandes, kritisiert gesellschaftliche Entwicklungen - und schwärmt für Cowboys.

Kambodschas Ex-König Norodom Sihanou äusserte sich gegenüber der Nachrichtenagentur AP wie folgt: "Auch der König hat das Recht, seine Meinung frei zu äußern""Ich danke Ihnen, dass Sie mich beleidigt haben." Der frühere kambodschanische König Norodom Sihanouk legt auch im Internet Wert auf Anstand und Etikette. Gleichwohl lässt er es sich nicht nehmen, in einem eigenen Blog seine Ansichten zur Politik, zu Hollywood oder zu der von ihm unterstützten Homosexuellen-Ehe kund zu tun: "Jeder Kambodschaner, auch der König, hat das Recht, seine Meinung frei zu äußern."

Trotz jahrelanger Krankheit ist der 82-Jährige in seinem Blog so redselig und scharfzüngig wie eh und je. Seit 50 Jahren ist Sihanouk eine feste Größe in der politischen Szene Asiens. Im Kampf um die Unabhängigkeit Kambodschas nahm er es mit Frankreich auf. Im Vietnamkrieg stellte er sich gegen die USA, so dass er 1970 in einem von Washington unterstützten Putsch gestürzt wurde. Um wieder an die Macht zu kommen, unterstützte er die Guerillabewegung der Roten Khmer, bis diese an die Herrschaft gelangten und ihn unter Hausarrest stellten. Erst 1993, nach dem Ende des von Vietnam eingesetzten Regimes, wurde Sihanouk wieder Staatsoberhaupt von Kambodscha.

Im Herbst vergangenen Jahres verzichtete der Monarch aus Gesundheitsgründen auf den Thron, der daraufhin von seinem Sohn Sihamoni übernommen wurde. Zurzeit lebt er wieder in Peking und muss immer mal wieder für einige Zeit zur Behandlung ins Krankenhaus. Aber mit seinem Auftritt im Internet bleibt er in einer Weise im Blickfeld der Öffentlichkeit, die wohl weltweit einmalig ist. Sihanouks Web-Site mit Texten auf Französisch, Khmer oder Englisch zieht täglich rund 1.000 Besucher aus der ganzen Welt an. Zwar tritt er dabei nur als "älterer Bürger" auf, "der keinerlei Amtsgewalt hat". Aber seine Ansichten bleiben wichtig genug, um auszugsweise in der kambodschanischen Presse weitergegeben zu werden.

Kürzlich schrieb Sihanouk in seinem Blog, dass sich sein Krebsleiden wieder verstärkt bemerkbar mache. Er habe gehört, dass eine Zeitschrift bereits an seinem Nachruf arbeite. "Doch selbst heute, am Freitag dem 13., bin ich mir noch nicht meines Todes bewusst. Vielleicht bin ich schon tot. Aber ich werde weiter glauben, dass ich am Leben bin." (Quelle: Auszüge aus www.spiegel.de)

28.5.05

(Medien) Mutige Redaktion der NZZ

Es kommt nicht häufig vor, dass Mitarbeiter eines Unternehmens öffentlich gegen einen ihrer Verwaltungsräte Stellung beziehen. So aber geschehen in der aktuellen Wochenendausgabe der Neuen Zürcher Zeitung von Ende Mai. Der Betroffene, der St.Galler Privatbankier Konrad Hummler ist nicht nur im Finanz- und Mediengeschäft aktiv, sondern profiliert sich derzeit als einer der (wenigen) Schengen-Gegner aus der Privatwirtschaft.

Allzuviel Sorgfalt lässt er seiner Kampagne im Rahmen eines «Wirtschaftskomitees» aber nicht angedeihen. So legen die Schengen-Gegner auf grossformatigen Plakaten verschiedenen EU-Kommissaren (ungefragt) Parolen in den Mund, wonach sie sich darauf freuten, bald auf die Schweizer Gesetzgebung Einfluss nehmen zu können. Doch ausgerechnet deren Dossiers hätten, wie die NZZ aufführt, rein gar nichts mit dem Schengenabkommen zu tun (zum Beispiel die Bereiche Umwelt, Haushalt und Konsumentenfragen).

So fragt die für einmal gar nicht so verstaubte Zeitungstante, ob denn das Komitee bewusst und wider besseres Wissen exotische Kommissarsnamen wie Dimas, Grybauskaité, Kyprianou und Spidla wählte, «weil sich mit diesen in der Öffentlichkeit das Misstrauen gegen die angeblich freihändige Einmischung eines fremden Gesetzsgebers besser schüren lässt?» Die NZZ schliesst ihren Einwurf gegen den eigenen Verwaltungsrat mit Hinweis auf das Leitbild seines Bankhauses. Dort sei eine ehrliche, kompetente und auf die tatsächlichen Kundenbedürfnisse ausgerichtete Beratung gelobt, die Vertrauen schaffe. Gegenüber seinen politischen «Kunden» sei Konrad Hummler mit seinem Komitee offenbar nicht zur gleichen Sorgfalt verpflichtet.

26.5.05

(Finanzen) Fonds lieber von ausländischen Anbietern

Es hat sich leider nichts geändert im Gesamturteil über Fondsgesellschaften. Eine neue Untersuchung der deutschen Zeitschrift «Finanztest» fördert zutage, dass Schweizer Anbieter nicht unter den weltweit besten zu finden sind. Und bestätigt damit frühere Vergleiche, die den Schweizern jeweils eher schlechte Zeugnisse ausstellten.

An der Spitze des aktuellen Tests steht die amerikanische Fondsgesellschaft Franklin Templeton. Mit deren Fonds, so «Finanztest», sind die Anleger gut bedient. Das Angebot sei zwar vergleichsweise klein, aber von fast durchweg hoher Qualität. Weil sich kleinere und grössere Anbieter nur schlecht vergleichen lassen, wurde der Test in mehreren Kategorien durchgeführt.

Spitzenreiter bei den grossen Fondsgesellschaften mit mindestens 30 bewerteten Fonds ist die Tochter der Deutschen Bank, die DWS. Das überrascht nicht weiter, räumen doch die DWS-Fonds bei diversen Fond-Award-Vergaben immer wieder massenhaft ab. Hier immerhin haben sich die UBS und die Credit Suisse die Plätze zwei und vier erkämpft, gegenüber früher eine deutliche Steigerung. Das Prädikat im Testurteil lautet allerdings für beide nur «befriedigend». Bei den mittelgrossen Gesellschaften steht Merill Lynch an der Spitze und Fidelity erreicht ebenso die Note «gut». An dritter Stelle hier die Swisscanto – der früher unter dem Namen Swissca firmierende Zusammenschluss der Fonds der Kantonalbanken. Doch wie schon bei den Grossen der Wermutstropfen: Die Note lediglich «befriedigend».

Drei gute Gesellschaften schliesslich unter den Kleinen. Mit der insgesamt besten Note die erwähnte Franklin-Templeton-Gruppe. Daneben glänzen auch State Street mit ihrer Palette an Indexfonds sowie Morgan Stanley. Negativ überrascht die holländische ABN-Amro, die als eine der wenigen Anbieter ein «mangelhaft» einheimst. Wer sich also nicht der mühsamen Auslese einzelner Fonds verschiedener Anbieter unterziehen will, wird mit der Wahl einer der guten Fondsgesellschaften nicht schlecht fahren.

23.5.05

(Finanzen) Speziell sind nur die Kosten

Gleich zwei Anlagekategorien sind in den letzten Jahren angetreten, dank spezieller Mechanismen das Glück der Anlegerschaft zu mehren. Hedge Funds sollten dank Strategien Mehrwert schaffen, die für andere Fonds verboten sind. Dazu gehören beispielsweise Termingeschäfte auf den Rohstoffmärkten oder Leerverkäufe von Aktien, zusammengefasst auch unter dem schillernden Begriff der Derivate. Neben den Hedge Funds sind es die Absolute-Return-Fonds, die ebenfalls durch einen Mix verschiedener Strategien für immerwährende positive Resultate sorgen sollen.

Versagt haben in letzter Zeit beide Kategorien. Zu diesem Schluss kommen unabhängig voneinander die Wirtschaftszeitung Cash und die Anlagebeilage Akonto des Tages-Anzeigers, je in ihren neuesten Ausgaben. Demnach haben Hedge Funds im April 1,8 Prozent verloren, das ganze laufende Jahr war bislang meist negativ und die positiven Ergebnisse des vergangenen Jahres werden durch ganz normale Anlagefonds spielend in den Schatten gestellt. Sicher: In früheren Jahren haben die Hedge Funds gemäss den publizierten Zahlen geglänzt. Aber mit den Zahlen ist es gerade bei dieser Fondskategorie so eine Sache, denn Transparenz ist kaum vorhanden.

So weit wie die Hedge Funds haben es die Absolute-Return-Fonds schon gar nicht geschafft. In ihrer – zugegebenermassen kurzen – bisherigen Geschäftsdauer fielen sie zwar nicht durchwegs, aber mehrheitlich durch negative Renditen auf. Wie das, da doch hier positive Resultate quasi versprochen werden. Gemäss Cash liegt es an der Unfähigkeit der Fondsmanager, ihre an sich gegebenen Anlagefreiheiten gewinnbringend umzusetzen. Und bei beiden Kategorien spielen zweifellos die vergleichsweise hohen Gebühren aller Art die entscheidende Rolle, wenn AnlegerInnen sich schliesslich wieder enttäuscht von diesen Anlageformen abwenden.

So bleibt die Erkenntnis, dass auf lange Frist die traditionellen, transparenten Fonds wohl die beste Chancen bieten – eine genügende Diversifikation vorausgesetzt! Und auch vorausgesetzt: Nicht der kurzfristige Gewinn steht im Vordergrund – auf diesen zielen die oben vorgestellten Fonds – sondern die langfristigen Resultate. Übrigens: Der an dieser Stelle am 20.März unter dem Titel «Oscars für die Besten» vorgestellte Fonds-Mix kommt nach zwei Monaten auf plus 1.13 Prozent.

18.5.05

(Umwelt) Gabriela Manser und ihre Mineralquelle Appenzell

Nachhaltigkeit ist für die Unternehmerin des Jahres eine Selbstverständlichkeit. Kürzlich wurde sie Unternehmerin des Jahres und mit dem Preis der Veuve-Cliquot-Stiftung beglückt. Vorgezeichnet war für Gabriela Manser der Weg angesichts ihrer Ausbildung als Kindergärtnerin sowie Teamberaterin und Supervisorin nicht. Doch dann entschied sie sich bewusst, die Familientradition fortzuführen und eine der wenigen noch selbständigen Mineralwasserproduktionen der Schweiz zu übernehmen.

Nein, ein Wachstumsmuffel ist sie nicht. Schliesslich hat die Mineralquelle Appenzell mit Sitz in Gontenbad den Umsatz in den vergangenen Jahren verdreifacht auf gegen sieben Millionen Franken – oder rund neun Millionen Flaschen (neben Handelsaktivitäten). Auch die Belegschaft ist in dieser Wachstumsphase deutlich gewachsen auf rund das Doppelte (derzeit 21 Personen). Für die Zukunft möchte sich Gabriela Manser an die alte Appenzeller Bauernregel halten: «S’Heu dann einholen, wenn es bereit ist!» Will heissen, dass Manser auch einem weiteren Wachstum gegenüber nicht abgeneigt ist.

Zur Unternehmerin des Jahres wurde sie unter anderem gewählt dank der innovativen Produkte, die die Appenzeller Mineralquelle immer wieder lanciert. Neben neuen Gebinden und der speziellen Abstufung des Kohlensäuregehalts bei Mineralwassern (still, leise, laut). Das Flaudergetränk, ein kalorienarmes Mineralwasser mit Holundergeschmack und Melissezusatz, hat unterdessen Kultstatus erreicht und erfreut sich boomender Umsätze. Eine Entwicklung, die dem Mineralwasser mit Rosenessenz, unter dem Namen Wonder soeben lanciert, ebenso beschert sein könnte.

Und was ist nachhaltig an der ganzen Sache? Der Begriff erscheint Gabriela Manser ein wenig abgegriffen. Sie spricht lieber schlicht von Qualität. Die nicht gerade billigen Produkte – unausweichlich angesichts der hiesigen Kostenverhältnisse – lassen sich eben nur dank hoher Qualität rechtfertigen. Und das bezieht natürlich alle Komponenten der Nachhaltigkeit mit ein. «Wer mit Wasser als Rohstoff der Natur arbeitet, der kommt um eine nachhaltige Bewirtschaftung nicht herum.» (ursprünglich verfasst für WIV-Newsletter 1/05)

14.5.05

(Finanzen) Top-Fondsinfo

Die US-Fondsratingagentur Morningstar ist in der Schweiz mit dem Anlegermagazin Stocks eine Medienpartnerschaft eingegangen. Über www.stocks.ch/morningstar sind nun ausführliche Ratings für verschiedenste Anlageklassen sowie allgemeine aktuelle Fondsinformationen abrufbar. Ausführliche Marktkommentare ergänzen das vielfältige statistische Zahlenmaterial – das sich übrigens zu eigenen Vergleichen zusammen führen lässt. Eine gute Seite für Fondsinteressierte, mit derzeit folgenden Aktualitäten:

Die Top-Ten-Liste der erfolgreichsten Fonds der letzten drei Jahre sieht den Indienfonds von HSBC an der Spitze. Gleich mitgeliefert wird ein ausführlicher Artikel über das Wirtschaftswunder in Indien, welches noch immer im Schatten des chinesischen abläuft, aber nicht minder heftig ausfällt. Nicht wenige Finanzanalysten sehen derzeit Indien gegenüber China gar im Vorteil, wenn auch beide Volkswirtschaften riesigen Strukturproblemen gegenüber stehen.

Ein weiterer aktueller Kommentar der Site widmet sich der Entwicklung der Rohstoffmärkte und stammt ebenfalls aus der Analyseabteilung von Morningstar. Darin heisst es unter anderem: «Rohstoffkörbe haben mit Blick auf Aktienmärkte eine Korrrelation nahe null (Rentenmärkte und Rohstoffe korrelieren leicht positiv). Die Bewegungen an den Kapitalmärkten haben somit deskriptiv statistisch keinen Einfluss auf die Entwicklung der aggregierten Rohstoffpreise und umgekehrt. Damit punktet die Asset Klasse unter Diversifikationsgesichtspunkten. Die Schwankungsanfälligkeit eines Wertpapierdepots nimmt durch die Beimischung von Commodoties ab.

11.5.05

(Umwelt) Schizophrene Reisebranche

Mit Zuschlägen ist die Reisebranche jeweils schnell zur Hand, wenn der Ölpreis wie unlängst in die Höhe schnellt. Selbst Frühbucher werden gestraft, indem noch eine Preiserhöhung nachgeschoben wird. So geschehen Mitte April für Charterflüge. Oder wer hat sich nicht schon über die im Kleingedruckten geltend gemachten Zuschläge geärgert, die den ursprünglichen Billigtarif zum normalen Flugtarif verkommen lassen?

Absurd mutet an, dass nur in diesem Falle die Kosten weiter gereicht werden. Für die längst bekannten, ökologisch bedenklichen wie finanziell beträchtlichen negativen Auswirkungen der Fliegerei scheint demgegenüber ein Zuschlag unmöglich. Immer wieder wehrt sich die Branche mit dem Hinweis auf die internationale Konkurrenz gegen jedwede Art von Kerosinsteuer.

Bleibt nur die eigene Tat, etwa im Rahmen von CliPP, der Climate Protection Partnership. Das Projekt leitet einen freiwillig entrichteten Zuschlag an Klimaschutzprojekte weiter (www.clipp.org). Ein leicht billigeres Angebot gibt es über die studentische Initiative www.myclimate.org.

8.5.05

(Medien) Neue soziale Perspektiven

«Arbeit schaffen statt Rente zahlen» ist das Anliegen der Zürcher Sozialpolitik. Eine neue Schrift aus der Edition Sozialpolitik zeigt, wie die grösste Schweizer Metropole das Anliegen umsetzen will. Gestärkt werden soll damit vor allem die soziale Komponente nachhaltigen Wirtschaftens. Die Zürcher Sozialamtsvorsteherin Monika Stocker macht es in einem einleitenden Interview klar: «Das Sozialwesen ist nicht so gut, dass keine Verbesserungen mög-lich wären, aber auch nicht so schlecht, wie es gewisse PolitikerInnen sehen wollen.» Und die nötigen Verbesserungen haben laut Stocker eine klare Stossrichtung. Es gilt ins Soziale zu investieren und dann wird es uns allen besser gehen.

Ins Soziale investieren bedeuten vor allem, Perspektiven für die Betroffenen zu eröffnen. Damit wird der Übergang möglich von der reinen Sozialhilfe zu einer teilweise an Leistung gekoppelten Entlöhnung. Umgekehrt gibt es laut Stocker in unserer Gesellschaft an sich genügend Arbeit. Viele Dienstleistungen können aber nicht mit voll bezahlten Hochleistungsarbeitsplätzen erbracht werden. Hier kommt dem sogenannt ergänzenden Arbeitsmarkt eine wichtige Rolle zu. Monika Stocker zeigt auch auf, wie sich die Arbeitsgesellschaft ständig wandelt und die kommunale Sozialpolitik parallel gefordert ist. Während früher Integration arbeitsloser Jugendlicher, Randständiger und Asylsuchender eher gelang, scheint solches angesichts einer radikal veränderten Arbeitswelt kaum mehr umfassend möglich. So wird es zur zentralen Frage, wie das Wirtschaftssystem mit dem Wandel der Arbeitsgesellschaft umgeht.

Nachhaltigkeit im sozialen Bereich bedeutet neben der Gestaltung der Arbeitswelt zuallererst auch das Schaffen von Arbeitsplätzen, die vielleicht nicht immer auf alle Zeiten abgesichert sind – die aber für gewisse Zeit Beschäftigung und Einkommen ermöglichen und damit Chancen und Perspektiven eröffnen.

Buchtipp: «Neue Perspektiven der Arbeitsintegration», Edition Sozialpolitik Nr. 11, hrsg. vom Sozialdepartement der Stadt Zürich; zu beziehen über info@sd.stzh.ch

3.5.05

(Umwelt) Neue Solarkraftwerke: Kommt die Superzelle?

Kann es sein, das sogenannte Konzentratorzellen künftig 800-Mal mehr Solarstrom erzeugen als konventionelle Solarzellen aus Silizium? Das behauptet "Die Zeit" in einem Energie-Spezial vom 28. April 2005.

Die Erfinder dieser neuartigen Zellen, das deutsche Physiker-Ehepaar Inge und Nikolaus Laing, leben seit 27 Jahren in Südkalifornien, in San Diego, wo die Sonne scheint wie in Nordafrika. "Wir wollen die Erzeugung von Elektrizität aus Sonnenkraft revolutionieren", sagt Nikolaus Laing, Chef eines fünf-köpfigen Forscherteams, das vom US-Energieministerium unterstützt wird. In Deutschland war zuvor Forschungsfeld für private Forschung abgelehnt worden. Damals wurde in Deutschland Geld überwiegend in staatliche Institute oder in Großkonzerne wie Siemens investiert. Also gingen die Laings in die USA. Bis heute haben sie 1000 Patente angemeldet. Allein in den USA wurden über 200 Patente erteilt. Über 66 Anmeldungen werden kommerziell genutzt.

Das 78 und 82 Jahre alte Ehepaar Laing hoffen, den Bau der ersten kommerziellen Kraftwerke mit Konzentratorzellen noch zu erleben. Der höhere Wirkungsgrad wird durch die Bündelung des Sonnenlichts, die permanente Neuausrichtung der Anlage nach dem Stand der Sonne und mit speziellen Solarzellen erreicht. Die Laings versprechen, dass die neuen Kraftwerke künftig Kohle- und Atommeiler ersetzen können.

Das Kraftwerk mit den neuen Zellen schwimmt in einem kreisrunden Bassin und orientiert sich immer an der Sonne. Deshalb kann das Kraftwerk 80 Prozent der auf die Brenngläser treffenden Sonnenstrahlen nutzen. Auch Hermann Scheer glaubt an die künftigen Superzellen, schränkt jedoch ein, dass sie wegen des großen Gewichts der Wasserkühlung nicht auf Flachdächern montiert werden könnten. Die neue Technik sei vor allem für Wüstenland geeignet, wo es viel freie Fläche und noch mehr Sonne zur Gewinnung von Energie gibt. (Quelle: www.sonnenseite.com)