25.12.04

Medien: Das Jahr der Blogs und Wikis

Die Spiegel-Website bringt es auf den Punkt: Das Internet hat im abgelaufenen Jahr Meilensteine in seiner Entwicklung durchlaufen. Nicht etwa technisch, sondern in inhaltlicher Hinsicht. Sowohl Wikis wie Blogs haben sich als Internet-Tools in einer breiteren Öffentlichkeit ihren verdienten Platz erkämpft. Wenn auch die Blogs bei allzu vielen Zeitgenossen noch unbekannt sind.

Deshalb eine kurze Erinnerung: Wikis sind lexigraphische Interneteinträge, die durch die Nutzer laufend ergänzt werden. Das ergibt eine fortdauernde Qualitätskontrolle und Aktualisierung, aber auch eine laufende Auseinandersetzung zwischen den Zuträgern, was die Sache besonders reizvoll macht. Www.wikipedia.de ist das derzeit nahe liegende Beispiel.

Noch wichtiger sind aber die Blogs, die ursprünglich als Webtagebücher bei eingefleischten Netzfans die Runde machten. Unterdessen dienen Blogs als demokratisierter Medienform, die jedem offen steht. Endlich ist das Publizieren nicht mehr von aufwändigen technischen Einrichtungen abhängig, eine Blogsite dank den Gratisangeboten etwa von Google oder Yahoo innert Minutenfrist online geschaltet. Dass sich Blogsites dann noch die gewünschte Aufmerksamkeit erkämpfen müssen, macht die Sache nicht weniger reizvoll.

So bringt es der Spiegel auf einen passenden Nenner: «Blogs und Wikis sind Teil eines allgemeinen Trends zum "social networking" - das Internet wird für soziale Beziehungen ebenso wichtig wie der Freundeskreis, der Arbeitsplatz oder die Nachbarschaft.»

14.12.04

Finanzen: (Fürs Erste) miese Empfehlungen.

Mit seltener Offenheit berichtet die Konsumentenzeitschrift Saldo in ihrer neuesten Ausgabe vom 8.12.04 über ihre Anlageempfehlungen. Anfangs Jahr hatte sie vier Banken befragt, wie 50'000 Franken mit einem längeren Anlagehorizont durch eine Person mittleren Alters anzulegen seien. Fast ein Jahr später ein zumindest nach dieser kurzen Zeitspanne betrübliches Fazit: Nur gerade die Berner Kantonalbank kam mit ihrer Empfehlung zu einem halbwegs befriedigenden Ergebnis, deren Rendite beträgt 1,6 Prozent. Raiffeisenbank und Bank Coop bewegen sich im Nullbereich.

Vorderhand den negativen Vogel abgeschossen hat die Credit Suisse. Einem Kleinanleger mit nur grad mal 50'000 Franken empfahl sie anfangs 2004 einen Fonds, der an die Wert- und Dividendenentwicklung von 50 grossen Weltunternehmen gebunden ist. Pech, dass die Aktienmärkte wieder einmal unter den Erwartungen gelaufen sind. Resultieren würde bei Verkauf der Papiere ein Verlust von 3,6 Prozent. Allerdings: Der CS-Fonds ist mit einem Kapitalschutz ausgestattet – die CS garantiert nach sechs Jahren zumindest die Rückzahlung des ganzen investierten Betrags, sollten die Kurse sich dannzumal unter dem Kaufpreis bewegen.

Die Saldoanlageempfehlung war bewusst auf einen längeren Zeitraum ausgerichtet, und vielleicht wird das Ergebnis dank der Aktien in den jeweiligen Portefeuilles nach ein paar Jahren besser aussehen. Die Erkenntnis bleibt, dass die gängigen Empfehlungen der Banken für KleinanlegerInnen sehr kritisch zu betrachten sind. Wer vor allem eigene Produkte anbietet, wie das alle Beteiligten machten (die Empfehlung der Bank Coop mit Swissca-Produkten sind quasieigene), ist schon mal verdächtig. Besser würden AnlegerInnen fahren, die aus der breiten Palette von Anlageprodukten die jeweils besten angeboten erhielten, also beispielsweise Obligationen- und Aktienfonds verschiedener Gesellschaften.

9.12.04

(Finanzen) Fondssparpläne auf nachhaltige Anlagen

Das Angebot an Fondssparplänen ist hierzulande noch immer schmal. Zwar bieten die meisten Finanzinstitute dieses besonders für Kleinanleger zu empfehlende Vehikel an. Doch ist dann jeweils nur eine Anlage in den Fonds des betreffenden Instituts möglich. Löbliche Ausnahme ist die Post mit den rund 30 angebotenen Fonds verschiedener Gesellschaften.

Aber auch bei den Angeboten mit Fonds aus dem eigenen Haus gibt es markante Unterschiede. Die UBS bietet beispielsweise – ganz im Gegensatz zu ihrer grossen Konkurrentin CS – alle ihre eigenen (rund 160) Fonds als Bausteine für Fondssparpläne an. Mit solcher Breite kann es neuerdings auch die Raiffeisengruppe aufnehmen. Fast alle ihre (rund 20) Fonds sind als Sparplanbausteine verfügbar. Besonders interessant: auch die auf nachhaltige Anlagen ausgerichtete Gruppe der Futura-Fonds gehört dazu. Der Futura Swiss Stock (Fonds nachhaltiger Schweizer Aktien mit der Valorennummer 1'198’098) ist seit mehr als einem Jahr der erfolgreichste seiner Klasse und damit ein guter Einstiegskandidat.

Noch einige Bemerkungen zu den Vorteilen von Fondssparplänen:
- Ein Einstieg in den Sparprozess ist jederzeit möglich, ebenso dessen Unterbruch oder eine Beendigung. Auch ist es möglich, die Fonds zu wechseln.
- Fondssparpläne ermöglichen regelmässiges Sparen mit kleinen Beträgen, meist ab 50 (bei Raiffeisen) oder 100 (bei Postfinance) CHF pro Monat.
- Ist der Sparplan einmal errichtet, braucht man/frau sich bei einem Dauerauftrag um nichts mehr zu kümmern, auch die aktuelle Lage an den Aktienmärkten spielt keine Rolle.
- Trotz des etwa im Gegensatz zu Deutschland beschränkten Angebots ist es möglich, an der Entwicklung vieler Märkten, etwa von bestimmten Regionen oder Branchen, teilzuhaben.
- Das regelmässige Sparen mit immer gleichen Beträgen bringt in der Regel einen Renditevorteil. Denn immer bei tiefen Preisen der Fondsanteile werden mehr, bei hohen Preisen weniger erworben (sogenannter Cost Average Effect).

Die Raiffeisengruppe hat anlässlich der Lancierung eine informative Broschüre zu Fondssparplänen («Starten Sie zum Fondssparen») publiziert, sie ist auch als pdf-Datei erhältlich unter www.raiffeisen.ch.

4.12.04

(Umwelt) Bhopal nicht vergessen

«Es war einer der größten Chemieunfälle der Weltgeschichte: Vor genau 20 Jahren breitete sich nach einer Explosion in einer Pflanzengift-Fabrik eine riesige Gaswolke über der indischen Großstadt Bhopal aus.» So beginnt die eindrückliche Zusammenfassung des Ereignisses auf www.spiegel.de. Und ähnlich tönen all die Berichte, die derzeit an die Tragödie von Bhopal erinnern.

Seltsam – wo sonst Medienmacht in den vergangenen Jahren viel bewirkt hat, blieb ihre Wirkung bei der Katastrophe in Indien weitgehend aus. Seveso und Schweizerhalle bei Basel sind Mahnmal für die Schweizer Chemie, Tschernobyl hat der Atomkraft den Saft genommen. Doch Bhopal verhallte weitgehend ungehört, obwohl vor allem indische AktivistInnen nach wie vor für eine Aufarbeitung und weiter gehende Entschädigung kämpfen..

Dow Chemical übernahm den Verursacher des Unglücks, Union Carbide, 2001. Während aber ABB heute an den Folgen einer umweltbelasteten Übernahme leidet (Asbestfolgen und Schadenersatzprozesse in den USA), hat DC vorerst den Kopf aus der Schlinge gezogen. Mit der früheren Zahlung von 470 Millionen Dollar soll Union Carbide ihre Schuldigkeit getan haben. Und was macht DC heute sonst noch? Auf der Website (www.dow.com) steht dazu:

«Dow is committed to operating in a legal and ethically responsible manner. The Ethics and Compliance program at Dow provides a framework that supports Dow's Values, which provide the operational foundation for how we conduct our business around the world. Further detail on our policies and practices can be found at our Ethics web site.» Hohe ethische Prinzipien sollen es also sein, die das Handeln des Konzerns bestimmen. Rund um die Uhr bietet der Konzern einen heissen Draht für ethische Fragen an. Bleibt zu hoffen, dass er nicht nur in diesen Tagen intensiv genutzt wird.

Das Ganze ereignete sich in Indien. Und Globalisierung hin oder her: Was in einem der bevölkerungsreichsten Länder der Welt geschieht, ist weit weg von uns, betrifft angesichts des auch sonst dort vorherrschenden Elends kaum und lässt nicht zuletzt die wirtschaftlich Verantwortlichen kalt. Auch bietet sich das Chemieunternehmen Dow Chemical weniger für KonsumentInnenboykotte an, denn mit der Produktion von Zwischenprodukten bleibt die Firma weitgehend unfassbar. Das Gefasel von Reputation Management erleidet in diesem Fall zumindest Schiffbruch. Je länger sich Dow Chemical der Verantwortung verweigert, um so mehr droht dem Konzern aber dereinst eine unkontrollierbare Imageimplosion, mit ähnlich verheerenden Folgen wie die Katastrophe von Bhopal selbst.