19.1.05

Zum 100sten Mal!

Was sind schon 100 Jahre heutzutage? Für alle, die vorher sterben, eine magische Grenze immerhin. Nun, 100 Jahre ist weder das Fernsehen noch das Internet alt – und so sind im Medienbereich auch unbedeutendere Jubiläen en vogue. Und in eigener Sache lässt sich vermelden, dass hiermit unter http://tipps.blogspot.com bereits der 100.Artikel erscheint.

Ob sich damit Geld verdienen lässt, hat sich kürzlich ein gestandener Journalistenkollege erkundigt. Verbunden war damit vielleicht auch die Befürchtung, das Internet könnte den herkömmlichen Medien gelegentlich den Garaus machen – liesse sich Geld damit verdienen, um so eher. Kein Grund zur Sorge! Mit Blogs lässt sich bislang und wohl auf Weiteres kaum Geld machen. Eine gewisse Aufmerksamkeit ist – hoffentlich je nach Qualität – jedoch durchaus gegeben. Und so sei bekannt: Es geht um nichts anderes, als mit dem Blog Aufmerksamkeit zu errreichen.

Beim Blog mit den Tipps ist in erster Linie anvisiert, aus gesellschaftlich so bestimmenden Bereichen wie Finanzen, Medien und Umwelt das herauszufiltern, was in den herkömmlichen Medien eben nicht, zu spät oder verzerrt zur Darstellung gelangt, vielleicht auch zu kurz (siehe dazu den vorangehenden Blog mit dem Hinweis auf das Interview mit Spiegel-Chefredaktor Stefan Aust). Die Verquickung der Themen Finanzen und Umwelt hat in den vergangenen Jahren zwar eine gewisse Konjunktur erlebt. Man wünschte sich aber eine kontinuierlichere Berichterstattung und mehr hilfreiche Tipps zum nachhaltigen Investieren – les voilà im Blog. Schliesslich hat die Medienberichterstattung in den vergangenen Jahren so manche Rückschläge erlitten – bis hin zur Verbannung als Ressortthema. Da kommen die vielen Medienblogs gerade gerufen wie etwa www.dienstraum.ch oder www.medienspiegel.ch oder eben, es sei ein letztes Mal in Erinnerung gerufen www.tipps.blogspot.com!

P.S. Der Verfasser weilt in den kommenden drei Wochen in China, wird keinerlei Artikel aus den Bereichen Finanzen, Medien, Umwelt verfassen – vielleicht aber hin und wieder ein Spezial zu China.

18.1.05

(Medien) Ein Lob dem langen Artikel

Es mag nicht allzu viele ZeitgenossInnen geben, die den langen – nicht langfädigen – Artikel dem 20-Sekunden-Diktat der neuen Presse vorziehen. Kurz soll es ja sein in der Regel, auf einen Nenner gebracht, verdichtet zur griffigen Schlagzeile. Selbst sogenannte Qualitätszeitungen und –zeitschriften haben sich zunehmend dem Diktat der Kürze unterzogen. Die allermeisten Zeitungsrenovationen hierzulande standen in den letzten Jahren unter diesem Vorzeichen.

Löbliche Ausnahme ist sicher die Neue Zürcher Zeitung, die eben das bemerkenswerte 225-Jahr-Jubiläum feiert. Ihre Konzession an den Zeitgeist besteht vor allem in der Einführung von mehr Struktur in den einzelnen Berichten und natürlich im vielbeachteten und teils geschmähten Vierfarbendruck – den einzudenken die «Alte Tante» allerdings dosiert vorzunehmen gedenkt. Bei der Artikellänge aber scheint jedem Schreibenden nach wie vor die freie Wahl gewährt zu sein, ob es nicht auch mehr als deren 10'000 Anschläge respektive 250 Zeitungszeilen sein sollen. Die andere grosse Ausnahme im Längenmass ist der deutsche «Spiegel». Erfrischend bekennt sich dessen Chefredaktor Stefan Aust im Tages-Anzeiger-Interview vom Montag, 17.1., zur umfassenden Länge der Berichterstattung, ja erhebt sie gar zum Schlüssel des Auflageerfolgs der letzten Jahre, der sich effektiv trotz der Konkurrenz des Kurzfuttermagazins Fokus eingestellt hat.

Ironie des Tagi-Interviews: Auch diese Zeitung hat in den letzten Jahren ihr Heil vornehmlich in der Verkürzung gesucht, vornehm kaschiert durch Stichworte wie Leserfreundlichkeit, Übersichtlichkeit und Blattführung. Dem hält Aust etwa entgegen «Ich denke nie über das Leserinteresse nach». Immerhin, das Interview im Tagi erstreckt sich ausnahmsweise einmal über mehr als eine Seite und erfasst damit eine ganze Palette von Themen zur Wirkung des Spiegels. Und im gleichen Blatt erscheint auch noch eine bemerkenswerte und durchaus lange, ganzseitige sowie sehr subjektive Geschichte des China-Korrespondenten, der seine spezielle Beziehung zum Katastrophengebiet in Thailand beschreibt. Auch das absolut lesenswert, trotz der unüblichen Länge.

16.1.05

(Medien) Tödliche Gefahr für Journalisten

Der Irak war 2004 zum zweiten Mal in Folge das weltweit gefährlichste Land für Journalisten. Allein dort starben gemäss «Reporter ohne Grenzen» 19 Reporter und 12 Medienmitarbeiter. Für die meisten Todesfälle sind Rebellengruppen verantwortlich; die US-Armee hat den Tod von vier Journalisten und Medienmitarbeitern zu verantworten.

Zensur und Verbot von Medien haben nach Erkenntnissen von Reporter ohne Grenzen etwa in Russland, Weißrussland und im Iran stark zugenommen. So haben die Behörden in Weißrussland im Vorfeld der Wahlen vom vergangenen Oktober das Erscheinen zahlreicher unabhängiger Zeitungen und Zeitschriften verhindert. Im Iran - wo im Mai Wahlen anstehen - sind seit einigen Monaten vor allem oppositionelle Internetzeitungen gesperrt. Während der politischen Unruhen in Haiti und der Elfenbeinküste wurden dort viele Medien gewaltsam an ihrer Arbeit gehindert: Journalisten wurden bedroht und angegriffen, Büros verwüstet. Weltweit sind derzeit 103 Journalisten sowie 70 Internet-Dissidenten hinter Gittern.

Mit grossem Erfolg tourt derzeit die zum Thema passende Ausstellung "100 Fotos für die Pressefreiheit" durch Deutschland – aktuell ist sie in München zu sehen. Die Ausstellung dokumentiert soziale Missstände, Leid und Verfolgung, Krieg - eine Wirklichkeit, die in den öffentlichen Äußerungen der Politik oft ignoriert wird. Nur der mutige und häufig mit großen Gefahren verbundene Einsatz von Journalistinnen und Journalisten vor Ort macht diese Zustände öffentlich wahrnehmbar. Siehe dazu auch www.100-fotos-fuer-die-pressefreiheit.de

11.1.05

(Medien - Netztipp) Nachdenken auf den Nachdenkseiten

Interessanter Hinweis auf die Folgen der Privatisierungswut der 90er Jahre. Die deutschen Nachdenkseiten (www.nachdenkseiten.de) berichteten am 7. dieses Monats über deren Folgen in Schweden. Da heisst es unter anderem: «Privatisierung, Liberalisierung der Märkte, Abschaffung von staatlich geregelten Dienstleistungen, diese Forderungen gehören zum Credo der Modernisierer. Schweden hat diesen Rat in den 90er Jahren strikt befolgt. Die Monopole von Post, Eisenbahn oder Stromversorgung wurden gebrochen, Regulierungen abgeschafft. Das Ergebnis nach einer Dekade: Bahntickets kosten 125% mehr. Taxis kosten ohne Preisbindung 72% mehr. Die Preise für Inlandsflüge stiegen drei mal so rasch wie die Inflation. Die Strompreise stiegen um 86%. Produktivitätsverbesserungen blieben aus. Ausnahme ist nur der Telekommarkt. Großunternehmen können allerdings bessere Preise aushandeln, gewöhnliche Kunden nicht. Das stellte der Volkswirt Dan Anderson fest, der im Auftrag der schwedischen Regierung die Folgen der Deregulierung untersuchte.»

So wird erstens endlich systematisch sichtbar, welche Folgen die Deregulierungen der beiden letzten Jahrzehnte in den meisten Fällen zeitigten. Und zweitens bewährt sich die Website www.nachdenkseiten.de als ein Forum der Gegenöffentlichkeit, das wichtige Erkenntnisse dort vermittelt, wo die gängigen Medien – aus welchen Gründen auch immer – versagen. Immerhin, die Meldung beruht ursprünglich auf einem Korrespondentenbericht des Kölner Stadt-Anzeigers.

9.1.05

(Medien) Das Magazin betreibt Weisswäscherei

Die CH-Finanzszene hat wieder einen Buhmann, nach Tettamanti, Rey und Konsorten ist es der Basler Dieter Behring, der zuerst in den Himmel gelobt und nun in den Boden geschrieben wird. Allerdings lässt die Ausnahme in Form der medialen Rehabilitierung nicht lange auf sich warten. Wie schon vor Jahren im Falle des Werner K. Rey ist es wiederum «Das Magazin», das in der ersten Ausgabe des neuen Jahres dieses zweifelhafte Geschäft besorgt und Dieter Behring ins rechte Licht zu rücken sucht.

Dafür sind dem Autor Res Strehle, seines Zeichens auch Chefredaktor des Magazins – das von nun an auch der Basler und er Berner Zeitung beiliegt – so ziemlich alle Mittel recht. Erstens wird der untersuchende Staatsanwalt als nichtsahnender Dilletant aus der Provinz abgetan, der bisher nichts anderes vollbrachte, als schon mal mit vollem Rohr auf den Spatz in Form eines Hanfbauern gezielt zu haben. Zweitens ist vom Delikt des Dieter Behring im Artikel überhaupt nicht die Rede. Hunderte von Millionen aber flossen durch Behrings Firmenkonglomerat, um sich schliesslich in Nichts aufzulösen und manchen Anleger ins Elend zu stürzen. Natürlich sind die AnlegerInnen, die darauf herein fielen, wie stets auch selber schuld. Doch war es auch nicht so, wie der Magazinartikel suggeriert, dass für Behrings nicht zugelassene Fonds keine Werbung betrieben wurde. Vielmehr waren erwiesenermassen erfolgreiche Handlanger am Werk – und die Medien taten das ihre, um Behrings Anlagevehikeln zu Aufmerksamkeit zu verhelfen.

Behring hatte, als sich der Zusammenbruch des Finanzimperiums abzeichnete, gemäss Res Strehle drei Möglichkeiten - unter anderem jene, ins Ausland abzutauchen. Doch diese Variante war «für den in einem engen Kreis von ein paar handverlesenen Freunden verwurzelten Schweizer undenkbar». Eine reichlich naive Vorstellung von Heimatliebe angesichts dessen, was auf dem Spiele stand. Abgesehen davon, dass zumindest laut Strafverfolgungsbehörden aufgrund der Vorkehren eben doch akute Fluchtgefahr bestand. Doch Fakten passen nicht ins Bild der vom Magazin-Artikel betriebenen Weisswächerei.

7.1.05

(Finanzen) Vom Ende einer guten Idee

Eine unabhängige Versicherungsgesellschaft, basierend auf alternativen Anlageideen, wird es in der Schweiz vorderhand nicht geben. Das vor etwas mehr als einem Jahr lancierte Projekt «altra» ist endgültig gescheitert, das nötige Aktienkapital wurde nicht gezeichnet. Noch im Sommer gab es Hoffnung, das Vorhaben könne doch noch erfolgreich lanciert werden. Die damals beschlossene Aufhebung der Stimmrechtsbeschränkung half aber nicht, weil die anvisierten Grossaktionäre, westschweizerische Krankenversicherungsgesellschaften, weiteren Vorgaben wie die spätere Abgabe ihrer Stimmenmehrheit nicht erfüllen wollten.

Für Unruhe sorgte das Projekt zwischenzeitlich, als Verwaltungsrätin Carol Franklin, ehemals Chefin Human Ressources der Swiss Re und Geschäftsführerin des WWF Schweiz, zurücktrat. Sie strebte an, die Finanzierung der altra auf eine breitere Basis zu stellen und dafür auch mit etablierten Grossbanken wie UBS oder CS zusammen arbeiten. Das verwehrte der restliche Verwaltungsrat, weil damit die Idee der alternativen Geldanlage zu stark geritzt worden wäre.

Die knappen Mittel der altra führten im Oktober dazu, den Vertrag mit dem Initianten und Geschäftsführer zu kündigen, Hanspeter Kessler war fortan noch als Projektleiter tätig. Der Verwaltungsrat beschloss nun schliesslich die Liquidation der Gesellschaft und gesteht gemäss Aktionärsbrief ein, «dass die Idee einer nachhaltigen Versicherungsgesellschaft auf lange Zeit gestorben ist». Das früher aufgebrachte Risikokapital von 700'000 CHF ist unwiderbringlich verloren. Hingegen erhalten Aktionäre, die den Betrieb der altra Versicherungsgesellschaft vorfinanzierten, den Nennwert der Aktien zurückbezahlt.

5.1.05

(Umwelt) Widersprüchliches China

Die Wirtschaftswundernation im fernen Asien sorgt für besorgniserregende Nachrichten zu Umwelt und Ressourcenverbrauch. Aber nicht nur, vielmehr gibt es auch hoffnungsvolle Zeichen. So wundert sich beispielsweise der Besucher oder die Besucherin des atemberaubenden Shanghai, dass der Lärm der vielen motorgetriebenen Zweiräder, Zeichen eines bescheidenen Wohlstands breiter Bevölkerungsschichten, dass dieser Lärm also gar nicht vorhanden ist. Denn in Shanghai sind benzingetriebene Zweitaktmotoren schlicht verboten. Ersetzt wurden sie durch geräuschfreie elektrisch angetriebene Fahrzeuge.

Nicht nur im Lokalen, wo das Umweltbewusstsein der Bevölkerung schnell zu wachsen scheint, geht China hoffnungsvolle Schritte zum Schutz der Umwelt. Soeben wurden – weltweit einmalige – Spritlimiten für Automobile in Kraft gesetzt. Benzinfressende allradgetriebene Ungeheuer dürften im Riesenreich bald der Vergangenheit angehören, wird das per anfangs 2005 in Kraft getretene Gesetz wirklich befolgt. Der WWF hat soeben ein Schulumweltprogramm konzipiert, das alle 200 Millionnen SchülerInnen im Riesenreich in den Schutz der Umwelt einführen soll.

Schliesslich unternimmt China grosse Schritte im Bereich erneuerbarer Energien, wenn auch der Staat gleichzeitig die Atomenergie vorantreibt. China installiert derzeit mehr Kollektorfläche für Sonnennergienutzung als das viel gepriesene Deutschland. Und plant laufend grosse Konferenzen für erneuerbare Energien, wie etwa das "World Renewable Energy Forum", das für Ende Oktober nach Peking einladen wurde. Im Jahre 2007 soll ebenfalls in Peking eine grosse Konferenz zur Nutzung der Sonnenenergie stattfinden, die Olympischen Spiele werden mit grossen Anstrengungen im Bereich der Nutzung alternativer Energien verbunden, die Weltausstellung in Shanghai 2010 schliesslich soll in dieser Beziehung Überraschungen bereit halten. Ach ja – vom Balkon aus meiner neuen Wohnung in Shanghai sind auf Hochhausdächern effektiv Dutzende von Sonnenkollektoren zur Warmwasseraufbereitung zu entdecken. Das Programm läuft also wirklich!

2.1.05

(Finanzen) Der Natur-Aktien-Index NAI im Hoch.

Der Natur-Aktien-Index (NAI) als Maßstab für ökologische Geldanlagen ist zum Jahresende über die Höchstmarke von 3.000 Punkten gestiegen, wie www.sonnenseite.com meldet. Damit hat der Index seit der Gründung im Jahr 1997 um mehr als 200 % zugelegt und konventionelle Aktienindizes wie den DAX oder den Weltindex MSCI weit überholt. Die 25 Aktienwerte im NAI werden vom unabhängigen NAI-Ausschuss nach strengen ethisch-ökologischen Kriterien ausgewählt und minutengenau durch vwd Vereinigte Wirtschaftsdienste GmbH berechnet und im Internet unter www.nai-index.de » und www.finanztreff.de » veröffentlicht. Um die Urheberrechte zum NAI gab es in den letzten Jahren eine erbitterte gerichtliche Auseinandersetzung, die noch nicht definitiv entschieden ist, weshalb neben dem NAI ein weiterer Naturaktienindex am Markt aufgetaucht ist, der Naturaktienindex25, mitinitiert vom Wiener Oekoresearcher Max Deml und dessen Oeko-Invest.

Wie dem auch sei, bezüglich des NAI betont SECURVITA-Sprecher Norbert Schnorbach "Ökologische Investments verbinden gute Renditen und gutes Gewissen. Kein Wunder, dass sie für private Geldanleger und für institutionelle Investoren immer interessante werden". Für Anleger, die von den Auswahlkriterien des NAI profitieren wollen, hat SECURVITA den ethisch-ökologischen Aktienfonds GreenEffects entwickelt (ISIN IE0005895655), der in Fonds-Vergleichen Spitzenwerte unter den ökologischen Aktienfonds erzielt hat. Die 25 Werte im NAI sind nach Branchen und Ländern gestreut. Sie werden vom unabhängigen NAI-Ausschuss überprüft. Darin sind Experten vom Wuppertal-Institut, Südwind, Germanwatch, Katalyse-Institut und natur media vertreten. Der NAI-Ausschuss nutzt das qualifizierte Unternehmensresearch des Instituts Markt-Umwelt-Gesellschaft (imug) in Hannover. Andere Nachhaltigkeits-Indizes mit unpräziseren Kriterien wie etwa der Dow Jones Sustainability Index haben bei weitem nicht so erfolgreich abgeschnitten wie der NAI, betont die Sonnenseite in ihrem Kommentar.