21.8.05

(Umwelt) Shell gibt Gas

Für einen zweistelligen Millionenbetrag bauen der Ölkonzern Shell und das sächsische Unternehmen Choren das erste deutsche Werk für industriell hergestellten synthetischen Diesel aus Biomasse. Das Werk im sächsischen Freiberg soll eine Kapazität von 15.000 Tonnen im Jahr haben und zu marktfähigen Preisen aus Holzresten und anderer Biomasse herstellen. Das haben beide Unternehmen in einer gemeinsamen Pressekonferenz in Hamburg bekannt gegeben. Mit diesem Engagement stellen Shell & CHOREN die Weichen für den Bau der weltweit ersten kommerziellen Anlage für die Umwandlung von Biomasse in hochwertigen synthetischen Kraftstoff, den CHOREN bereits unter der Bezeichnung „SunFuel“ vermarktet.

Der Kraftstoff kann in jedem Dieselmotor eingesetzt werden. Er verringert deutlich den Schadstoffausstoß, ohne die Leistung zu senken. CHOREN Industries ist führend auf dem Gebiet der Umwandlung von Biomasse in Synthesegas. Mit dem von CHOREN patentierten Carbo-V®-Verfahren wird Biomasse wie zum Beispiel Restholz oder Stroh zu einem hochreinen, teerfreien und methanarmen Synthesegas umgewandelt. Dieses Synthesegas wird mit dem von Shell weiterentwickelten Fischer-Tropsch-Verfahren (Shell Middle Distillate Synthesis) – einem katalytischen Verfahren zur Umwandlung von Erdgas in synthetische Ölprodukte – zu synthetischem Biokraftstoff weiterverarbeitet.

Die so hergestellten Kraftstoffe sind klar wie Wasser und praktisch frei von Schwefel und Aromaten. Sie sind aufgrund einer sehr hohen Cetanzahl besonders zündwillig, wodurch die Geräuschentwicklung reduziert wird. Die Verbrennung läuft im Vergleich zu her-kömmlichem Diesel deutlich sauberer ab. Die Treibhausgas-Emissionen synthetischer Biokraftstoffe liegen um bis zu 90 Prozent unter den Emissionen fossiler Kraftstoffe. Zudem kann BTL-Kraftstoff sowohl als reines Produkt wie auch als Mischung mit konventionellem Dieselkraftstoff verwendet werden. Allerdings wird er zunächst nur in begrenzten Mengen verfügbar sein, bis Erfahrungen mit der Technik gesammelt worden sind und größere Anlagen gebaut werden können.

Öl und Erdgas, die Verarbeitung und der Vertrieb von Mineralöl, Erdgas und Strom sind zwar immer noch das Hauptgeschäft der Royal Dutch/Shell. Doch Shell strebt auch weg vom Öl. Investiert wird verstärkt in erneuerbare Energien. Rund 243 Millionen Dollar hat der Ölkonzern im vergangenen Jahr für das Geschäftsfeld erneuerbare Energien - im wesentlichen Solarenergie, Windkraft und Wasserstoff – aufgewendet. Nahe der Stadt Pocking in Bayern ist Shell mit der Errichtung des größten zusammenhängenden Solarkraftwerks der Welt beauftragt worden. Bei der Windkraft ist das Unternehmen unter den zehn größten Herstellern. Derzeit wird unter Führung von Shell ein "Off-shore-Park" vor der Küste der Niederlande errichtet. Mit der britischen Tochtergesellschaft des Düsseldorfer Eon-Konzerns und einer weiteren britischen Gesellschaft wird der größte Windpark der Welt mit mehr als 1000 Megawatt vor der Ostküste Großbritanniens gebaut – was ein grosses AKW ersetzen kann. (Quelle: www.sonnenseite.com u.a.).

18.8.05

(Finanzen) Tipp nachhaltige Einzelanlage

Aktienfonds mögen meistens die passende Anlageform sein. Im Einzelfall ist dennoch angezeigt, Wertpapiere einzelner Unternehmen zu erwerben. Ist genug Geld vorhanden, so kann ein Aktienfonds sogar nachgebildet werden – was allerdings zusätzlich zum Geld (pro Anlage mindestens 10'000 CHF) die für die Aktienanalyse nötige Zeit braucht. Welche Einzelaktien kommen für die nachhaltige Geldanlage in Frage?

Einen brauchbaren Vorschlag liefert die Top-20-Liste der Website www.sustainablebusiness.com, die soeben erneuert wurde. Wie schon im vergangenen Jahr sind folgende Titel vertreten: Baldor Electric, Canon, Chiquita, East Japan Railways, Electrolux, FuellCell Energy, Green Mountain Coffee, Henkel, Hermann Miller, Novozymes, STMicroelectronics, Swiss Re, Vestas, Whole Food Markets. Neu sind die folgenden sechs Aktien in der amerikanischen Nachhaltigkeits-Hitliste: Natura Cosméticos, Solar World, Umweltbank, Sharp, Sims Group, Timberland.

Eine solch transparente Liste hat den Vorteil, offenen Widerspruch möglich zu machen und eigene Favoriten hinzuzufügen. Aus Sicht des Schreibenden liessen sich beispielsweise die auch international anerkannten nachhaltigen Investments Schweizer Herkunft wie Geberit oder Phonak hinzufügen – hierzulande weniger bekannte Firmen oder zweifelhaftere wie die Chiquita-Bananen dagegen können weglassen werden. Und schon ist der eigene nachhaltige Aktienkorb gebastelt. Damit das nicht zur Bastelei verkommt, braucht es neben dem nötigen Kleingeld für solche Einzelinvestments auch die Lust und Musse, die Entwicklungen zu verfolgen. Hilfreich sind in diesem Zusammenhang die Topinvestments bekannter nachhaltiger Aktienfonds – einzusehen auf praktische Art über www.nachhaltiges-investment.org.

17.8.05

(Umwelt) Langsam dämmert es in den USA

Die Amerikaner lieben es gern pompös – für einmal trifft dies gar für die Erneuerbaren Energien zu – und in Europa wird man sich vielleicht bald verwundert die Augen reiben. Wie www.sustainablebusiness.com berichtet, soll im Bundesstaat New York ein gigantisches neues Einkaufszentrum mit Tausenden von Läden und allerlei sonstigen Bauten entstehen. Das mehrere Milliarden Dollar teure Projekt ist darauf ausgelegt, nach Vollendung völlig ohne fossile Energieträger auszukommen. Und sogar beim Bau kommen Maschinen zum Einsatz, die nur mit Biodiesel betrieben werden.

Nichts weniger als ein eigentliches «Apollo-Projekt» (in Anlehnung an den Flug zum Mond) soll das vom Baulöwen Robert Congel verfolgte Vorhaben sein. Will auch heissen, dass sich die Promotoren davon eine eigentliche Initialzündung für Erneuerbare Energien in den USA erhoffen. Namens DestiNY USA wurden die ersten Pfeiler in Syracuse bereits eingerammt – der Komplex soll schliesslich einzig mit Energie aus Windturbinen, Solar-Panels, Brennstoffzellen und Biotreibstoffen versorgt werden.

Den politischen Segen hat das Projekt schon, wird es doch nur schon wegen seiner schieren Grösse ein gutes Stück vom Kuchen der neuerdings gesprochenen Mittel für Erneuerbare Energien in den USA abholen. Eine der Promotorinnen ist Senatorin Hillary Clinton. Die ehemalige First-Lady hofft vielleicht, in drei Jahren auch auf dem Weissen Haus eine Anlage für Sonnenenergie errichten zu können....

13.8.05

(Umwelt) Fahrverbot für alte Dieselautos

Nach Angaben des Städtetages (zitiert unter www.spiegel.de) sollen ab kommendem Jahr in fast allen deutschen Großstädten Sperrzonen eingerichtet werden. Damit soll auf die hohe Umweltbelastung durch Rußpartikelemissionen alter Dieselautos reagiert werden. Der Städtebaudezernent des Deutschen Städtetages, Folkert Kiepe, sagte der "Süddeutschen Zeitung", einige Städte wie Berlin und Frankfurt am Main würden eventuell ihre gesamten Innenstädte für alte Diesel sperren - dies werde noch geprüft. Fast alle anderen großen Städte würden Umweltzonen einrichten. Bevor das möglich ist, muss sich die Bundesregierung allerdings auf eine Kennzeichnungspflicht einigen. Eine entsprechende Entscheidung über einen Vorschlag von Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) über die Einführung von so genannten Partikel-Plaketten zur Kontrolle von Fahrverboten für Autos und Lkw hatte das Bundeskabinett am vergangenen Mittwoch auf den 31. August verschoben. Autos mit Plakette sollen demnach künftig von innerstädtischen Fahrverboten zur Reduzierung der Feinstaubbelastung ausgenommen sein. Dieselfahrzeuge mit zu hohem Rußpartikel-Ausstoß sollen keine Plakette erhalten.

Betroffen von den Fahrverboten in bestimmten Stadtgebieten wären der "Bild"-Zeitung zufolge 3,8 Millionen Dieselautos und rund eine Million Lieferwagen, die vor 1999 zugelassen wurden. Entsprechende Zahlen zur Schweiz liegen nicht vor. Ein Blick auf die aktuellen Schadstoffwerte des Buwal (www.umwelt-schweiz.ch/buwal/de/fachgebiete/fg_luft/luftbelastung/aktuell) zeigt ein ständiges Überschreiten des Jahresgrenzwerts, während der Tagesgrenzwert derzeit nicht erreicht wird. So oder so, auch hierzulande drängt sich eine schnelle Lösung der Feinstaubproblematik auf – und dazu müssen die Dieselfahrzeuge ihren Beitrag leisten, braucht es also endlich eine Lösung auf Bundesebene.

12.8.05

(Umwelt) Und noch einmal: Bio ist besser!

Der ökologische Landbau ist dem konventionellen deutlich überlegen. Dieses Fazit ziehen amerikanische Wissenschaftler im Fachblatt "BioSciences". Zumindest im Falle von Mais und Sojabohnen können die gleichen Erträge wie bei herkömmlichem Anbau erzielt, neben Pestiziden aber auch Wasser und Energie eingespart werden.

"Der ökologische Landbau bietet echte Vorteile", so David Pimentel von der Cornell University in Ithaca, New York. Der Insektenkundler und seine Kollegen analysierten Daten aus dem Rondale Institute Farming Systems Trial, einem seit 22 Jahren laufenden Vergleich konventioneller und ökologischer Anbautechniken. Letztere umfassen unter anderem den Verzicht auf synthetische Dünger und Schädlingsbekämpfungsmittel sowie eine schonende Bodenbearbeitung.

Auf diese Weise können bis zu 30 Prozent Energie eingespart werden, berichten die Forscher. Gleichzeitig halte der Boden auf schonend bearbeiteten Flächen mehr Wasser und Stickstoff und werde weniger stark erodiert. Zu Beginn der Langzeitstudie seien die Maiserträge auf den ökologisch bewirtschafteten Flächen zwar ein Drittel niedriger ausgefallen. Im Laufe der Zeit seien sie jedoch gestiegen und hätten die Erträge auf konventionell bearbeiteten Flächen schließlich sogar übertroffen. Mit 22 Prozent besonders stark sei dieser Vorteil in Dürrejahren gewesen - ein Resultat der höheren Bodenqualität.

Nicht nur über den geringeren Energieverbrauch könne der ökologische Landbau positiven Einfluss auf den Treibhauseffekt nehmen, erläutert Pimentel. Der Boden auf den schonend bestellten Flächen habe bis zu einem Viertel mehr organischen Kohlenstoff enthalten. Pro Hektar entspreche dies etwa 1,5 Tonnen Kohlendioxid weniger in der Atmosphäre. Ähnliche Vorteile seien auch beim ökologischen Anbau von Weizen, Gerste und anderem Getreide zu erzielen, so der Forscher. Weniger günstig könne der Vergleich dagegen im Falle von Wein, Äpfeln, Kirschen und Kartoffeln ausfallen, da hier der Schädlingsdruck deutlich höher sei. Quelle: www.sonnenseite.com www.scienceticker.info. Veröffentlicht in BioScience, Vol. 55(7)

9.8.05

(Umwelt) Die Brennstoffzelle kommt


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Originally uploaded by tipps.
Wer sich über neue technologische Entwicklungen für die Energieerzeugung und –speicherung kundig macht, stösst immer häufiger auf das Zauberwort Brennstoffzelle. Und wirklich, deren Anwendung rückt in Greifweite, wie Beispiele belegen, die die Site www.initiative-brennstoffzelle.de präsentiert. Da ist unter anderem die Rede von der Entwicklung von Hybridfahrzeugen aus Zug und Bus. Demnach wollen koreanische Forscher bis 2006 einen Brennstoffzellenzug entwickeln, der sowohl auf der Straße als auch auf Schienen fahren kann. Das Fahrzeug soll außerhalb der Städte auf gewöhnlichen Straßen verkehren und in den Zentren auf unter- oder oberirdische U-Bahn-Linien ausweichen. So könnten die Passagiere komfortabler und schneller in die Zentren der Städte gelangen

Sodann stattet der deutsche Reisemobilhersteller Hymer die Luxusklasse seiner Fahrzeuge serienmäßig mit Brennstoffzellen aus: Eine Direktmethanolbrennstoffzelle des Brunnthaler Unternehmens Smart Fuel Cell (SFC) soll bei längeren Standzeiten künftig eine autarke Stromversorgung in den Wohnmobilen ermöglichen. Der japanische Elektronikhersteller NTT DoCoMo hat einen neuen Prototypen seines Brennstoffzellenladegeräts für Handys vorgestellt. Gegenüber dem im vergangenen Herbst präsentierten Vorgängermodell weise das methanolbetriebene System eine dreifache höhere Kapazität auf. Und das amerikanische Unternehmen ReliOn drängt mit stationären Brennstoffzellensystemen für die Notstromversorgung auf den Markt. Die Brennstoffzelle bietet 1 Kilowatt Dauerleistung und wird mit gasförmigem Wasserstoff aus einer Druckgasflasche betrieben.

Hierzulande interessiert die Entwicklung des Winterthurer Technologiekonzerns Sulzer. Dessen Abteilung für die Anwendung der Brennstoffzelle bei der Hausenergieerzeugung, Hexis führt in diesem Jahr das kühlschrankgrosse System Galileo (siehe Bild) ein. Es ist kleiner, effektiver und kostengünstiger als der Prototyp, der seit vier Jahren erfolgreich europaweit in 100 Haushalten getestet wird. Auch ein Brennstoffzellenrekord ging auf ein Schweizer Konto: Das in seiner Klasse sparsamste Fahrzeug der Welt wird von einer Brennstoffzelle angetrieben: Der von Schweizer Ingenieuren und Studenten entwickelte Prototyp namens "PAC-Car II" verbrauchte bei einem von Shell veranstalteten Rekordrennen in Südfrankreich das Energieäquivalent von nur 0,026 Litern Benzin pro 100 Kilometer. Damit könnte das Fahrzeug mit gut 10 Litern Kraftstoff die ganze Welt umrunden.

6.8.05

(Finanzen) Langfristig nur Aktienfonds

Eigentlich wäre ist alles klar. Nur: Die einfachsten Einsichten haben es oft schwer, sich auch durchzusetzen. So belegt ein neues Buch des amerikanischen Investmentspezialisten Jeremy Siegel, dass langfristig Aktien die bei weitem ertragsreichste Anlagemöglichkeit darstellen. Über 200 Jahre hinweg – so haben seine Langzeitanalysen ergeben – hat sich ein in Aktien angelegter Dollar in eine runde Million Franken verwandelt. Verrückt, aber in prozentualem Wachstum eben doch nicht so wild. Denn eine solche Vermehrung entspricht einer jährlichen Zunahme von sieben Prozent oder der Verdoppelung des Vermögens alle zehn Jahre (siehe auch Akonto-Beitrag Tages-Anzeiger 5.8.05).

Nun mag eine solche Analyse reichlich theoretisch anmuten. Denn wer erlebt die Zeitspanne auch nur annähernd – und noch wichtiger: Wer überlebt sie krisenfrei? Und dennoch bestätigt sich mit den Berechnungen zweierlei. Langfristig, das heisst für Zeitspannen von zehn und mehr Jahren, lohnen Aktien allemal. Um dem eben geäusserten Einwand Rechnung zu tragen, gilt es in Fonds zu investieren, die das eigene Vermögen gegen Krisenfälle weitgehend immunisieren. Sowohl die Pleite eines einzigen Unternehmens, die Krise einer ganzen Branche oder gar einer Volkswirtschaft wird sich durch den Diversifikationseffekt dann nur beschränkt auswirken. Vorausgesetzt, dass vor allem in Weltaktienfonds investiert wird oder das gesamte Portefeuille eine solche Weltaktienanlage abbildet. Empfohlen sind in erster Linie Indexfonds, die mit geringen Kosten eine passive Strategie verfolgen – und damit gemäss vielen Untersuchungen erst noch besser abschneiden als viele aktiv gemanagte Fonds.

Siegel warnt vor Modeanlagen, etwa jenen in chinesischen Titeln oder in die Informationstechnologie. Deren Aktien seien stets zu teuer und entsprechend auf die Länge weniger rentabel als gestandene Anlagen. Das mag Geschmackssache sein. Meinerseits würde ich empfehlen, gewisse Megatrends nicht aus den Augen zu lassen. Zu denen zählen aber gerade chinesische (wie indische oder russische Wertpapiere) sowie auch jene spezieller Zukunftsmärkte (Biotechnologie, erneuerbare Energien) und schliesslich der generelle Trend zu nachhaltigen Anlagen, die ja wiederum die meisten Branchen umfassen. Doch dazu ein anderes Mal mehr.