26.11.04

(Finanzen) Gibt es transparente Konzerne?

Wohl kaum, doch soll sich das ändern. Immer mehr Rating-Agenturen nehmen sich der Dinosaurier der Wirtschaftswelt an. Gilt die Theorie, diese Dinos verschwänden wie im richtigen Leben sowieso bald, da wegen ihrer Grösse zu unflexibel und nicht überlebensfähig, wären viele Probleme auf der Welt gelöst. Doch bis es soweit ist, müssen wir uns noch eine Weile mit der Realität wirtschaftlich enormer Machtballungen herumschlagen.

Solche Realität bedeutet: Weiter wachsende multinationale Unternehmen! Ihre Wirtschaftsleistung übertrifft unterdessen nicht nur jene von unterentwickelten Staaten in Afrika, sondern munter auch schon die von fortgeschrittenen Volkswirtschaften wie beispielsweise Schweden – oder bald auch der Schweiz.

Ein erster Schritt zur Annäherung ans unheimliche Phänomen ist Transparenz, wie eine Veranstaltung der Agentur inrate kürzlich in Zürich aufzeigte. Öffentlicher Druck wider die umwelt- und sozialschädlichen Auswirkungen dieser Firmen hat in den vergangenen Jahren so einiges bewirkt. Der Schuh- und Sportmodekonzern Adidas unterzeichnete beispielsweise einen Kodex gegen Kinderarbeit und weitere sozialschädliche Geschäftspraxis. Andere Hersteller kommen unter Druck, vor allem wenn die Konsumenten um die Unterschiede wissen. Und dazu braucht es Transparenz.

Hierzulande haben sich etwa die Grossverteiler Migros und Coop zu solchen Anliegen bekannt, aber auch der weltweit zweitgrösste Zementkonzern Holcim, die frühere Holderbank. In Einzelfällen ist es möglich, Transparenz durch das Investitionsverhalten zu honorieren – bei Genossenschaften bleibt das naturgemäss verwehrt. Solch nachhaltiges Investment ist zwar noch ein Nischenverhalten, aber immer mehr Möglichkeiten sind vorhanden. Und mit den grösseren Möglichkeiten wächst der Einfluss solchen Verhaltens. Das machte auch eine Tagung der Alternativen Bank Schweiz klar. Dort wurde allerdings die Wirksamkeit nachhaltiger Investitionen stark angezweifelt. Noch bleibt in der Frage der Transparenz als Grundlage nachhaltigen Investierens viel zu tun.

21.11.04

(Finanzen) Hedge Funds definitiv Nein Danke!

Die Kritik an den undurchschaubaren Finanzvehikeln ist am Wachsen. Der US-Anlageguru Burton Malkiel – unter anderem Verfasser des berühmten Finanzbuchs «A Random Walk down Wallstreet» - rechnet jetzt mit den Hedge Funds ab. Der Tages-Anzeiger bringt im Akonto vom 19.11.04 (mit der irrtümlichen Datumszeile 8.Oktober 2004!) einen Hinweis auf die neueste Studie von Malkiel. Danach wird die Performance der Hedge Funds regelmässig über- und deren Risiko ebenso regelmässig unterschätzt.

Die Abweichungen sind im Wesentlichen darauf zurückzuführen, dass die Indizes für Hedge Funds mitnichten ein getreues Abbild des gesamten Marktgeschehens sind. Wenig erfolgreiche Hedge Funds finden gar nicht Eingang in diese Massstäbe für den Erfolg an den Finanzmärkten. Viele weitere fallen wegen Misserfolg nach kurzer Zeit auch wieder raus. So existieren nach Malkiels Studie von 604 Hedge Funds, die 1996 in verschiedenen Indizes vertreten waren, aktuell nur noch deren 124.

Malkiel und sein Mitautor Atanu Saha haben die Performance der Hedge Funds um diese Verzerrungen bereinigt gemessen, kommen dabei zu einem Durchschnittswert von um die 9 Prozent und damit zu einem mit den Aktienmärkten vergleichbaren Wert. Von Dachfonds für diesen Finanzmarktbereich wird abgeraten, da deren zusätzliche Kosten den Ertrag erst recht sogar unter den Durchschnitt drücken.

17.11.04

(Umwelt) Photovoltaik-Vision für 2030

Die EU-Kommission hatte 2003 einen wissenschaftlichen Beirat berufen, der einen Report erstellen soll über die Photovoltaik-Entwicklung bis 2030. Ein Vorbericht wurde in diesem Herbst in Brüssel diskutiert. Das Fazit: Weltweit können bis 2030 etwa vier Prozent des Strombedarfs durch PV-Anlagen erzeugt werden. In Europa wird die Kilowattstunde Solarstrom dann zwischen 5 und 12 Cent kosten. Das wäre gegenüber heute eine Kostenreduktion von etwa 1:5 bis 1:10, wie die «Sonnenseite» des deutschen Journalisten und Umweltexperten Franz Alt berichtet (www.sonnenseite.com).

Die Fachleute sind sich demnach auch einig: Wenn der Preis für Photovoltaik in etwa 25 Jahren so günstig sein wird, beginnt danach erst richtig der weltweite Aufschwung der Photovoltaikbranche. Der wissenschaftliche Beirat ist mehrheitlich der Auffassung, dass eine Einspeisevergütung wie im Deutschen Erneuerbaren Energiengesetz das effektivste politische Instrument ist, dem Solarstrom zum Durchbruch zu verhelfen.

In der Schweiz warten wir dagegen immer noch auf eine solche gesetzliche Unterstützung – hingegen erweisen sich die Solarstrombörsen der Kommunen als hilfreich. Denn sie garantieren den Produzenten kostendeckende Preise und animieren zu weiteren Investitionen.

14.11.04

(Finanzen) Aufstrebende Märkte

Gleich über eine ganze Zahl aufstrebender Märkte berichtet die Finanzpresse an diesem Tage in ausführlichen Analysen. Russland hat gemäss NZZ vom Wochenende 13./14.11. unter Präsident Putin in den vergangenen Jahren eine erstaunliche wirtschaftliche Entwicklung durchgemacht. In den Jahren zuvor hatte es mit dem Auseinanderbrechen der Sowjetunion vor allem nur Chaos und Abbau gegeben. Doch dann halfen institutionelle Reformen und sicher auch die Erholung des Ölpreises zu einem Aufschwung mit Tigerdimensionen. Seit rund einem Jahr will es aber nicht mehr so richtig weiter gehen. Das zeigt auch das Börsenbarometer an. Zuvor war der russische Index teils um 100 Prozent jährlich gestiegen, nunmehr ist eine Seitwärtsbewegung unverkennbar. Dies allein mag eine erwünschte Verschnaufpause darstellen, die Probleme im politökonomischen Bereich des Riesenlandes sind dennoch gravierend. Und so fragt sich die NZZ wohl zurecht, ob der Schritt zu einem freiheitlicheren Wirtschaftssystem unter Putin nicht vorerst zum Stillstand gekommen sei.

Andere Aussichten gibt es in Ländern des Südens, die bislang als Problemfälle galten. Die Philippinen haben ebenfalls laut NZZ nach dem überzeugenden Wahlsieg der bisherigen Präsidentin eine stabilere Phase vor sich, die eine effektive Bekämpfung der Korruption, nachhaltige Infrastrukturinvestitionen sowie den Abbau der gravierenden Verschuldung erlauben. Das wunderschöne Land in Südostasien könnte bei einer Beruhigung der politischen Verhältnisse auch vom Aufschwung des Tourismus profitieren, der im Vergleich zu Malaysia und Thailand trotz ähnlicher Voraussetzungen noch immer ein kümmerliches Dasein fristet.

Die Zürcher Kantonalbank schliesslich weist in ihrem neuesten Überblick zu internationalen Anlagen auf die gewachsene Stabilität in Lateinamerika hin. Das ist insofern bemerkenswert, als viele lateinamerikanische Länder unterdessen zwar moderate, aber doch deutlich links orientierte Regierungen haben. Diese versprechen offenbar eine glaubwürdigere politische Perspektive als die abgewirtschafteten Rechtsregimes der letzten beiden Jahrzehnte. Gepaart mit einem flexibleren Wechselkursregime verspricht sich die ZKB für die Region eine anhaltende Prosperität, die sich auch für ausländische Investments auszahlen wird. Wie sich die Zeiten ändern!

(Finanzen) Aufstrebende Märkte

Gleich über eine ganze Zahl aufstrebender Märkte berichtet die Finanzpresse an diesem Tage in ausführlichen Analysen. Russland hat gemäss NZZ vom Wochenende 13./14.11. unter Präsident Putin in den vergangenen Jahren eine erstaunliche wirtschaftliche Entwicklung durchgemacht. In den Jahren zuvor hatte es mit dem Auseinanderbrechen der Sowjetunion vor allem nur Chaos und Abbau gegeben. Doch dann halfen institutionelle Reformen und sicher auch die Erholung des Ölpreises zu einem Aufschwung mit Tigerdimensionen. Seit rund einem Jahr will es aber nicht mehr so richtig weiter gehen. Das zeigt auch das Börsenbarometer an. Zuvor war der russische Index teils um 100 Prozent jährlich gestiegen, nunmehr ist eine Seitwärtsbewegung unverkennbar. Dies allein mag eine erwünschte Verschnaufpause darstellen, die Probleme im politökonomischen Bereich des Riesenlandes sind dennoch gravierend. Und so fragt sich die NZZ wohl zurecht, ob der Schritt zu einem freiheitlicheren Wirtschaftssystem unter Putin nicht vorerst zum Stillstand gekommen sei.

Andere Aussichten gibt es in Ländern des Südens, die bislang als Problemfälle galten. Die Philippinen haben ebenfalls laut NZZ nach dem überzeugenden Wahlsieg der bisherigen Präsidentin eine stabilere Phase vor sich, die eine effektive Bekämpfung der Korruption, nachhaltige Infrastrukturinvestitionen sowie den Abbau der gravierenden Verschuldung erlauben. Das wunderschöne Land in Südostasien könnte bei einer Beruhigung der politischen Verhältnisse auch vom Aufschwung des Tourismus profitieren, der im Vergleich zu Malaysia und Thailand trotz ähnlicher Voraussetzungen noch immer ein kümmerliches Dasein fristet.

Die Zürcher Kantonalbank schliesslich weist in ihrem neuesten Überblick zu internationalen Anlagen auf die gewachsene Stabilität in Lateinamerika hin. Das ist insofern bemerkenswert, als viele lateinamerikanische Länder unterdessen zwar moderate, aber doch deutlich links orientierte Regierungen haben. Diese versprechen offenbar eine glaubwürdigere politische Perspektive als die abgewirtschafteten Rechtsregimes der letzten beiden Jahrzehnte. Gepaart mit einem flexibleren Wechselkursregime verspricht sich die ZKB für die Region eine anhaltende Prosperität, die sich auch für ausländische Investments auszahlen wird. Wie sich die Zeiten ändern!

8.11.04

(Finanzen) Unsicherheit nach den Wahlen

Die US-Präsidentenwahl ist entschieden. Unter Börsianern kommt Erleichterung auf, denn Unsicherheit ist Gift für die Börse, da war ein klares Ergebnis mit Bush als Sieger willkommener. Womit sich einmal mehr zeigt, wie die Vertreter der Finanzindustrie einem kurzfristigen Denken verpflichtet sind. Die Kommentare lassen eine langfristige Sicht vermissen.

Nun sei hier nicht die Behauptung in die Welt gesetzt, mit Kerry wäre an den Börsen alles besser und die Krise der letzten Jahre endgültig ausgesessen. Es ist das Schicksal des Börsengeschehens, dass es von stetem Auf und Ab geprägt ist – woran auch ein demokratischer Präsident nichts ändern würde. Immerhin seien aber ein paar Tatsachen in Erinnerung gerufen. So waren die Finanzmärkte unter Präsident Clinton ausserordentlich erfolgreich – Clinton kann man allenfalls vorwerfen, die Marktkräfte zu sehr entfesselt und damit den folgenden Absturz ab März 2001 verstärkt zu haben. Zudem hat Wallstreet trotz politischer Distanz mehr meist von demokratischen Führern als von Republikanern profitiert.

Doch ein anderes Argument ist wichtiger. Die Wirtschaft steht in einer globalisierten Welt vor grossen Herausforderungen. Weit entwickelte Volkswirtschaften wie jene der USA werden sich auf hohem Niveau nur halten können, wenn sie sich für eine nachhaltigere Wirtschaftsweise entscheiden. Das bedeutet unter anderem hohe Investitionen in die Ausbildung breiter Bevölkerungskreise – und zwar dauernd. Es bedeutet auch eine Lösung der Energiefrage, die kaum von der bisherigen und neuen Administration zu erwarten ist. Bush setzt nicht nur im Inland auf das Öl als ewige Energiequelle. Er belegt die ganze Welt diesem Ölregime, indem er alle politischen Entscheide – beispielsweise den US-Krieg in Irak – diesem Regime unterordnet.

Nicht nur Unsicherheit also, sondern vor allem der Sieg von Bush wird langfristig die wichtigste Ökonomie der Welt ins Abseits führen, Budgetdefizite, soziale Ungleichheiten und vieles mehr wären anzufügen. Schlechte Aussichten für die Börse also, auch wenn es in kurzfristiger Euphorie nach einem Bush-Bonus aussieht. Aber eben, die Börsianer denken kaum weiter.

6.11.04

(Medien) Trost von Michael Moore

17 Gründe führt der amerikanische Dokumentarfilmer an, warum wir nach Bushs Sieg nicht verzweifeln sollten. Zu finden auf Moores Website www.michaelmoore.com (einfach auf den Titel klicken). Er hatte sich vehement für den demokratischen Kandidaten eingesetzt und alles versucht. Erreicht hat er immer hin, dass es dieses Mal bei den Wahlen mit rechten Dingen zugegangen zu sein scheint.

Und im alten Europa müssen wir nicht ganz verzweifeln, weil es auch in den USA weiterhin Leute geben wird, die Bush auf die Finger schauen. Dazu gehört weiterhin Moore. Zu seinen Gründen nicht zu verzweifeln gehört das Argument, dass Bush seit 88 Jahren der am schlechtesten wiedergewählte Präsident der USA ist. Allerdings, da gab es ja noch einige wie der Vater Bushs, die sogar abgewählt wurden.

Es waren im Übrigen einzig die Jungen als homogene Gruppe, die für Kerry votierten, sonst entschieden sich offenbar in der Interpretation von Moore alle für den anderen. Dann hoffen wir mal, dass in vier Jahren ein Demokrat oder noch besser eine Demokratin nicht nur deshalb das Rennen macht, weil das Desaster unter Bush nur noch grösser geworden ist.

2.11.04

(Finanzen) Rohstoffe sind der Renner

Immer wieder China sorgt für die entsprechende Schlagzeile: Die Nachfrage aus dem Riesenreich nach Commodities wächst mit Riesenschritten und erklärt die endlosen Preissteigerungen. Nicht nur der Ölpreis kennt in den letzten Monaten einzig die Richtung nach oben.

Da konnte man schon Wetten abschliessen, dass die Fondsindustrie geweckt und neue Rohstofffonds lanciert würden. So geschehen seitens der fusionierten Westschweizer Privatbank Lombard Odier Darier Hentsch, die soeben einen Multifonds Commodities vorstellt. Also wird auch hier wieder bereits auf einen bereits ausgereizten Trends gesetzt, der dem Neuanleger nur einen Absturz bescheren kann? Wohl eher nicht, denn die Sache mit China ist wirklich beeindruckend – und andere Staaten sind derzeit am Nachziehen. Wenn auch ein Einstieg wie stets in Schritten zu bevorzugen ist.

Eine andere Frage stellt sich hingegen: Wie weit ist es sinnvoll, in einen solchen Dachfonds zu investieren? Warum das Geld nicht einfach direkt in die zugrunde liegenden Fonds anlegen? Und damit auf jeden Fall Gebühren sparen, die trotz der Mulitstruktur mit einer voraussichtlichen TER (siehe Beitrag vom 27.10.04) von bis zu 2,5 nicht allzu hoch liegen werden. Möglich ist das, weil die Fonds, in die der LODH Multifonds Commodities investiert, in Form einen Teil ihrer Gebühren zurück vergüten.

Wenn dem wirklich so ist - was zu verfolgen bleibt - bietet der Rohstofffonds vor allem für jene eine Investitionsgelegenheit, die sich mit dem Thema nicht näher befassen mögen und auch wenig Geld anzulegen bereit sind. Warum aber Institutionelle vom Angebot Gebrauch machen sollen, ist nicht einzusehen. Und noch ein Vorteil des Fonds: Er investiert auch in Futures, derzeit aber nur zu rund einem Fünftel. Immerhin profitiert die Anlegerschaft so von einem Instrument, das anderweitig schwierig zugänglich wäre und erzielt einen zusätzlichen Diversifikationseffekt.