28.8.04

(Umwelt) Rekordverkäufe für BIO in den USA.

Das vergangene Jahr brachte im Biobereich neue Rekordverkäufe. Erstmals wurden über 10 Milliarden US-Dollar in den USA umgesetzt, was gemäss der Nachhaltigkeitswebsite sustainablebusiness.com einem Plus von einem guten Fünftel entsprach. Dazu kamen auch noch Verkäufe von gegen einer halben Milliarde organischer Nichtlebensmittel wie etwa Körperpflegeprodukte.

Amerika ist damit weiterhin, allen Fastfoodketten zum Trotz, auch der weitaus bedeutendste Biomarkt der Welt. Versorgt wird dieser von rund 12'000 Bauern, die etwa je zur Hälfte Supermärkte und Spezialgeschäfte mit ihren Produkten beliefern. Und Bio hat in den USA keinesfalls Angst vor Bigbusiness. Die Aktien von Whole Food Markets, der grössten Biomarktkette, gehören seit langem zu den geachteten Börsenlieblingen und jetzt experimentiert etwa Stonyfield Farms mit Verpflegungsautomaten in Schulen, die lediglich Bioprodukte anbieten. Noch ist also die Esskultur in Amerika nicht verloren.

27.8.04

(Finanzen): Umstrittene Anlagestrategien.

In Zeiten des lange anhaltenden Aufschwungs lag man mit einer Strategie unzweifelhaft besonders gut und risikolos im Rennen um den Anlageerfolg. «Kaufen und Halten» hiess das geldversprechende Stichwort. Es brachte für Viele den grosssen Reibach– bis um Absturz in den ersten Jahren des neuen Jahrtausends.

Nach der langen Baisse und dem erfolgreichen 2003 glaubten sie sich bereits wieder bestätigt in der Haltung, lange genug auszuharren bringe irgendwann schon wieder den Aufschwung. Doch nun kamen und kommen all die Vermögensverwalter, die das Ende dieser einfachen und verständlichen Strategie verkünden. Letztes Beispiel: Beat Wittmann, der sich in einem Tages-Anzeiger-Interview (Akonto 27.8.04) als Anlagestratege der Claridenbank vom «Kaufen und Halten» verabschiedet. Neuerdings gilt es demnach wieder als unerlässlich, aktiv zu handeln, zu kaufen und zu verkaufen. Das unter Nutzung neuer Anlageinstrumente wie der Hedge Funds – und natürlich unter Nutzung der professionellen Vermögensverwaltung.

Doch bleiben die neuen Strategie ohne Tatbeweis. Noch immer haben sie in nur wenigen Fällen langfristig irgendwelche Benchmarks, also Masstäbe für die Marktentwicklung geschlagen. Erst wenn beispielsweise aktiv gemanagte Fonds nicht mehr reihenweise schlechter als solche Benchmarks abschneiden, disqualifiziert sich die Strategie «Kaufen und Halten». Wobei natürlich das Halten einen Zeitraum mehrerer Jahre umfasst und nicht unbedingt mehrerer Jahrzehnte. Wer aber in grossen Zügen die Marktentwicklung verfolgt, wird sehr wohl erkennen, wann eine Baisse zu einem besonders günstigen Einstieg und ein Börsenhoch zur Realisierung eines Gewinns führen sollte. Wobei letzteres aller Erfahrung nach und zugegebenermassen nicht allen immer leicht fällt.

24.8.04

(Medien) Netztipp Nummer 4: www.moveon.org

Jetzt machen sie alle mobil im US-Wahlkampf. Symphatisch berührt da die Kampagne amerikanischer Künstler, die via eigene Website für John Kerrys Wahl die Trommel rühren und gleichzeitig eine Petition ans Weisse Haus propagieren: «Every voter should be able to verify his or her vote on a paper ballot. Election officials must make sure electronic voting terminals produce Voter-Verified Paper Ballots....» Die Angst vor einem neuerlichen Debakel der US-Wahlmaschinerie wie vor vier Jahren ist gross.

Michael Moores Film Fahrenheit 9/11 führt es ja erneut vor Augen: Die Resultate der damaligen Wahl sind doch sehr zweifelhaft und zumindest möglich erscheint, dass George W. Bush nur Präsident der USA werden konnte, weil einige der Wahlmaschinen entweder falsch funktionierten oder manipuliert wurden. Ein nochmaliges Debakel mit gleich gravierenden Folgen für die Politik der Supermacht der Welt zu verhindern, ist das unterstützenswerte Ziel der Kulturschaffenden und ihrer Website www.moveon.org.

23.8.04

(Medien) Netztipp Nummer 3: www.sonnenseite.com

Franz Alt ist einer der grossen Umweltpioniere und –journalisten in Deutschland. Mit seiner Sonnenseite stellt er umfassende Informationen zu seiner eigenen Vortrags- und Schreibtätigkeit ins Netz. Womit www.sonnenseite.com zu einem Fundus für Alle wird, die an den Fortschritten im Bereich der erneuerbaren Energien interessiert sind.

Da geht es in erster Linie um die Sonnenenergie, die in einem sinnvollen Energiemix zumindest ihren zentralen Platz haben wird – ob sie schliesslich zur wichtigsten erneuerbaren Energie werden kann, entscheiden kaum die Richtungskämpfe unter den Theoretikern, sondern allein die Praxis der Zukunft. Dass dabei die Sonne nicht die schlechtesten Karten hat, zeigt Franz Alt durch seine umfassenden Recherchen. In einem der neuesten Beiträge vom 21.8. weist er auf das nunmehr grösste Solarstromprojekt Deutschlands hin, das soeben im Saarland realisiert wurde. Im Endausbau wird ei Anlage auf dem Gelände eines früheren Kohlekraftwerks nach eigenen Angaben gar die grösste Solaranlage der Welt darstellen.

20.8.04

Umwelt: Klimawandel vor der Haustüre

Bislang konnten wir uns beruhigt zurücklehnen, der drohende Klimawandel schien vor allem eine Gefahr für andere Regionen der Welt. Die Inseln der Malediven würden bald versinken, die afrikanische Sahelwüste vom ganzen Kontinent Besitz ergreifen, Nord- und Südpole schmelzen und wegen des verbundenen Ozonlochs die Bevölkerung Australiens bald gar nicht mehr an die Sonne gehen dürfen. Doch nun tönt es bedrohlicher, und fast keiner schaut hin.

Die Klimaerwärmung wird in Europa besonders stark ausfallen, lässt uns die Europäische Umweltagentur (EUA) gemäss neuestem Bericht zu den Auswirkungen des Klimawandels wissen. Kalte Winter, so die EUA, könnten bis 2080 fast ganz verschwinden, heiße Sommer, Dürren und Perioden mit starken Regenfällen an Häufigkeit zunehmen. Auch Überschwemmungen und Hochwasser würden Europa öfter heimsuchen. Nachzulesen ist das ausführlich auf Spiegel online (www.spiegel.de/wissenschaft/erde/0,1518,313967,00.html). Unter den hiesigen Medien befindet es grad mal die NZZ vom 20.8.04 (im Netz nur für Abonnenten zugänglich) als nötig, vom Bericht überhaupt Kenntnis zu nehmen und kurz dessen Befund für die vergangenen Jahre zu zitieren. Ja es ist wirklich wärmer geworden – und der Autor würde anfügen, uns wird bald ganz schön heiss werden unter dem Arsch, vor allem wenn wir derart ignorant auf die Situation reagieren.

19.8.04

Medien: Freie Fahrt im Internet!

Der französische Sozialphilosoph André Gorz bringt es auf den Punkt: Die Wissens- oder Informationsgesellschaft ist durch dreierlei gekennzeichnet: Die Tendenz zur Privatisierung, zur Patentierung und zur Verwertung. Letztere überschattet alles, das Wissen wird möglichst überall in bare Münze umgepolt und damit verwertet. Das ist pervers, wenn es um die Errungenschaft des modernen und freien Zutritts zu Grund- und Hochschulbildung geht. Das ist ebenso pervers, wo Medikamente, die Leben retten könnten, aufgrund ihrer Patentierung extrem teuer bleiben und damit für eine Mehrzahl der Kranken, vor allem in Staaten des Südens, unerreichbar. Da ist die unlängst getroffene Regelung für Aidspräparate nur die Regel von der Ausnahme.

Eine freie Sphäre bildet nach wie vor das Internet, wenn auch die Medienkonzerne seit letztem Jahr je länger je mehr auf Dienste umstellen, die nur über Bezahlung zugänglich sind. Und doch finden sich im Internet immer noch in erster Linie Gratisinformationen. Deren Zahl steigt derzeit dank den aus dem Boden schiessenden Bloggs ins Unermessliche. Zwar tauchen neue Probleme auf, wie etwa das Auffinden und die richtige Auswahl, ebenso jenes der Manipulation. Und doch lässt die freie Zugänglichkeit des Internet mit gutem Grund hoffen, dass es diese Probleme gleich selber zu lösen vermag.

16.8.04

Umwelt: Sonnenstrom immer günstiger

So billig kann der Strom von der Sonne sein und vorbei ist die Zeit, als Solarstrom aus Preisgründen nicht mehrheitsfähig war: Denn bis zum Jahrtausendwechsel zahlte man landauf landab gut und gerne einen Franken oder mehr für eine Kilowattstunde. Unterdessen aber hat sich der Preis fast halbiert. So kostet die Kilowattstunde beim Elektrizitätswerk der Stadt Zürich (www.ewz.ch) dank einer Verbilligungsaktion unterdessen nur noch 59,5 Rappen.

Insgesamt 69 Anlagen erzeugen für das EWZ Sonnenstrom, mit einer jährlichen Leistung von rund 2500 Kilowatt. Die neueste Anlage beim Stadtspital Waid kam im Mai dieses Jahres hinzu. Eine ähnlich grosse Anlage produziert beispielsweise auf dem Hauptbahnhof seit dem Jahre 1999 Sonnenstrom. Bereits sind weitere Anlagen in Planung, so mit der Basler Adev Solarstrom AG (www.adev.ch) in Zürich-Wollishofen. Bei der Adev kann man im Übrigen Aktien eines Schweizer Solarunternehmens zeichnen kann. Derzeit läuft dort eine Kapitalerhöhung.

Wer also Sonnenstrom zur Deckung seines Energiebedarfs beziehen will – sei es teils oder ganz – ist mit der Solarstrombörse der Stadt Zürich besonders gut und preiswert bedient. Aber auch andere Schweizerische Elektrizitätswerke bieten unterdessen den Strom von der Sonne an, so unter anderem in Basel. Weitere Informationen sind über www.swisspower.ch abrufbar.

14.8.04

Finanzen - Tipp Nummr 1: Fondsanlage regelmässig

Wer weiss schon, wann der richtige Moment für ein Investment gekommen ist? Die langjährige Analyse renomierter Anlageprofis zeigt vor allem eines: Auch sie liegen immer wieder falsch! So hat sich seit einigen Jahren die Erkenntnis durchgesetzt, dass nur eine regelmässige Anlage in kleineren Schritten langfristig Erfolg verspricht. Denn selbst gute Anlagefonds schaffen es kaum, stets den zum Vergleich gewählten Index zu übertreffen und immer nur Bestresultate zu erzielen.

Was also tun, wenn die Börsen wie jetzt vor allem nur eine Richtung kennen, die andauernde Talfahrt? Das ist in der Regel kein schlecht gewählter Zeitpunkt für einen Einstieg. Verbunden damit ist keine Garantie, dass es von nun an wieder aufwärts geht, aber das Verlustpotential ist bereits eingeschränkt und irgendwann einmal werden selbst bei weiteren Rückschritten diese einmal kompensiert werden. So haben in den letzten Monaten vor allem die Börsen in Asien, etwa die zuletzt erfolgreichen Märkte wie China, Indien und Thailand nachgegeben. Deren Risiken sind zwar immer noch beträchtlich – aber eben: ein Einstieg jetzt und ein allenfalls späteres Nachkaufen bei nochmaligem Rückgang wird für diese Engagements auch wieder positive Zahlen bringen. Als Fonds aus diesen Märkten bieten sich unter anderem an:
- NORDEA 1 - Far Eastern Value Fund
- JPMorgan Fleming - India Fund - A
- HSBC Global Investment Funds - Chinese Equity

Unter den nachhaltigen Investmentfonds hat im laufenden Jahr vor allem derjenige der Swissca überzeugt. Deren in Zusammenarbeit mit dem WWF aufgelegte Green Invest erlitt während des Börsencrashs vor drei Jahren vergleichsweise starke Einbussen. Die Fokussierung auf viele technologielastige Unternehmen hat in der Zwischenzeit das Pendel aber in der Gegenrichtung schwingen lassen. Und trotz oder gerade wegen einem zwischenzeitlichen Taucher in diesem Sommer dürfte der Swissca Green Invest weiterhin zu den erfolgreichen Fonds des Nachhaltigkeitsspektrums gehören. Besonders interessant neben einer Direktanlage bei einer Kantonalbank ist hier die Möglichkeit, über Postfinance einen Fondssparplan auf den Swissca Green Invest zu errichten und mit kleinen Beträgen, dafür regelmässig anzulegen.

11.8.04

Umwelt - Zürich: Ach Lily, es tut so weh

Was waren wir einst froh, als das Gastgewerbegesetz gelockert wurde und auf die Pioniere der illegalen Beizenszene all die neuen Trendlokale folgten. Weil mit dem Fall des ungeliebten Gesetzes auch die Bedürfnisklausel gekappt wurde, was den Ausschank von Alkohol allenthalben ermöglichte, schossen all die neuen Gastroschuppen wie die Pilze nach dem Herbstregen aus dem Boden.

Besonders beizenfarbig wurde die Zürcher Szene in den Stadtkreisen 4 und 5. Früher waren es wenige Italo- und Spanierbeizen, die zum Male luden. Dann folgten all die Asiaten und vor allem die Multikulti-Esslokale, wo munter gemischt wurde, was gerade mehr oder weniger zusammen passte. Der Josef an gleichnamiger Strasse, zu Beginn noch Josef und Maria geheissen, gehörte zu den ersten und blieb bis heute eines der erfolgreichsten Experimente. Einen Abkömmling bildete das Lily's, an der Ecke zur Langstrasse gelegen, und bald einmal Liebling aller, die zwar Fastfood, aber doch nicht jenes amerikanischer Provenienz schätzten.

Die asiatische Küche in diesem einfach gehaltenen Restaurant begeisterte vor Jahren die Hungrigen in Scharen, Warteschlangen waren unvermeidlich. Die Currys überzeugten durch ihre geschmacklichen Nuancen wie ihre günstigen Preise gleichermassen. Doch geklagt sei es, dem ist nicht mehr! Was das Lily's unterdessen bietet, getestet bei mehreren Besuchen, ist im Bereich Curry eine geschmacksneutrale Suppe, mit nur wenig Gemüse durchsetzt und einem Fleischanteil tendierend gegen Null. Denn die meisten der eh schon wenigen Entenstückchen bestehen beispielsweise zumeist aus Fett oder zäher Haut. Gestiegen ist einzig der Preis, wird doch unterdessen die Beilage separat verrechnet – ein absoluter Unsinn, lässt sich das Ganze ohne Reis schon gar nicht verspeisen. Die Reklamation beim Servicepersonal wurde höchst ungnädig aufgenommen. Sie reichte von Unverständnis über die Beteuerung, sonst klage auch niemand über den zu geringen Gemüseanteil. Dabei hatten wir vom Fleisch noch gar nicht gesprochen. Das Lily's wird also aus unserem Speisezettel gestrichen. Die Erinnerung an das Servicepersonal stärkt zudem das Vorurteil der unfähigen und unfreundlichen Bedienung hierzulande. Und langsam keimt der Verdacht, die Liberalisierung des Gastgewerbegesetzes war vielleicht doch nicht das Gelbe vom Ei.

9.8.04

Medien - Netztipp Nummer 2: www.nachdenkseiten.de

Noch ein Tipp zu einer deutschen Homepage, dieses Mal eher der Bloggerszene zuzurechnen. Zwar kommen die NachDenkSeiten wie eine voll ausgebaute Website daher. Da gibt es nicht nur die Textbeiträge, sondern auch viele Rubriken neben dem Kernstück, dem kritischen Tagebuch. Angetan haben es mir die «Manipulation des Monats», wo etwa die Rechtschreibedebatte als das entlarvt wird, was sie eben vor allem auch ist – die Ablenkung von all den drängenden wirtschaftlichen Problemen in Deutschland. Und ebenfalls interessant, da sonst im deutschsprachigen Internet selten zu finden, die Debatte über Wirtschaftspolitik unter dem Namen «Denkfehler Wirtschaftsdebatte».

Aber letztlich eben ist nachdenkenseiten.de doch ein klassischer Blog, der die schnelle Debatte zu all den kritischen Ereignissen unserer Gesellschaft erlaubt. Ein Blog auch, der einfache Darstellung mit gelungener Internetgrafik verbindet und damit die Grenze zur Website erst recht verwischt. Das gefällt, der Inhalt rückt wieder in den Vordergrund und der eigene Auftritt im Web, ob nun volle Homepage oder einfacher Blog, kann sich inhaltlich wie grafisch ein Beispiel an www.nachdenkseiten.de nehmen.

8.8.04

Allgemein: Flat Tax - Nein Danke!

Für Viele ein Furcht erregendes Gespenst und nur für Wenige Aussicht auf Entlastung bietet die so genannte Flat Tax. Diese «flache» Steuer bringt den gleichen Steuersatz für alle, beispielsweise 15 Prozent. Sie wurde in einigen Staaten Osteuropas bereits eingeführt und wird derzeit in der Schweiz diskutiert. Erste Ergebnisse einer bundeseigenen Arbeitsgruppe scheinen deutlich zu machen, worauf sie hinausläuft. Vor allem den Mittelstand wird die Flat Tax zusätzlich belasten und die hohen Einkommen ab rund 200'000 CHF jährlich von Steuern befreien. Es resultiert die umgekehrte Wirkung einer progressiven Einkommenssteuer, wie sie die Schweiz und die meisten europäischen Staaten seit Jahrzehnten kennen.

Die Verfechter der Flat Tax werden eine solche Erkenntnis vehement bestreiten. Es gehe darum, das gesamte Steueraufkommen, also die Staatseinnahmen insgesamt zu senken und die staatlichen Aufgaben zurück zu binden. Dann könne auch der Mittelstand entlastet werden. Solch ein Schritt wird aber, wie ebenfalls längst anvisiert, die indirekten Konsumsteuern tendenziell in die Höhe treiben. Denn das Zurückbinden der Staatsaufgaben ist einfacher gesagt als getan und oft versagen hier auch die Apologeten des Staatsabbaus. Die amerikanische Defizitpolitik ist derzeit beredtes Zeugnis mit ihrem Minus von über 500 Milliarden US-Dollar. Angehobene indirekte Steuern, hierzulande die Mehrwertsteuer, würden dann die besseren Einkommen ein zweites Mal entlasten. Die Zeche zahlten dieses Mal vor allem die gering Verdiener. Konsumsteuern belasten diese proportional am stärksten, weil sie praktisch alles Geld für Konsumgüter ausgeben und sich kaum in der Lage sehen zu sparen.

So macht die Flat Tax wirklich fast alle platt, untere und mittlere Einkommen kämen vermehrt zur Kasse. Die Reichsten hingegen, bereits Profiteure vergangener Steuersenkungsrunden, profitierten ein weiteres Mal. Dass es kaum so weit kommen wird, verhindert aller Voraussicht nach eine dritte ausgewiesene Erkenntnis. Diese Steuerform würde den hiesigen Steuerföderalismus zu Grabe tragen. Was die Staatsabbauer stets als hilfreichen, da mässigenden Steuerwettbewerb preisen, wird selbst für sie ein zu grosses Opfer darstellen, um der Flat Tax zum Durchbruch zu verhelfen.

7.8.04

Nichts schreiben oder lieber eine saure Gurke? (Medien)

Wie hätten Sie’s denn gern, liebe Leserin und lieber Leser? Es geschieht derzeit wenig Meldenswertes in der Welt. Diese Welt der Medien kennt dafür seit Jahren den Begriff der Saure-Gurken-Zeit. Sei es Zeitung, Radio oder TV – sie alle kommen etwas dünner oder kürzer daher, aber die vordefinierten Rubriken wollen doch gefüllt sein - ohne Medien geht es nicht. Nur einzelne Spezialmagazine wie etwa der Kassensturz von SF DRS machen Pause.

So sind wir in Zürich dankbar, dass im Sommer gleich zwei der bemerkenswertesten Ereignisse des Jahres in der selbst ernannten Partystadt der Welt stattfinden. Am Tage nach dem Internationalen Leichtathletikmeeting ist es die Streetparade, die zu allerlei Überlegungen in den Medien Anlass bietet. Bislang war es häufig das Faktum, dass die Raver aus ganz Europa an einem einzigen Tag mehr als 100 Mio. CHF an der Limmat liegen lassen. Nun wissen wir dank Tages-Anzeiger vom Tag der besagten Parade: Das Partytreiben ist in Zürich unterdessen gar ein Milliardengeschäft und viele Investoren von ausserhalb knüpften ihren ersten Kontakt mit Zürich als Tourist, womöglich noch als Besucher der Streetparade. Wahrlich der Parade sei Dank, sie hält Zürich am Leben, hat das Sechseläuten in seinen Auswirkungen längst in den Schatten gestellt. Nur ein offizieller Feiertag ist es noch nicht. Und wo ist da die saure Gurke? Beispielsweise auf Spiegel Online mit einem ganzen Strauss von gurkenverdächtigen Meldungen wie: Schmerzhaftes Malheur: Amerikaner schießt sich in den Hintern oder Spanien: Häftling klebt sich an Freundin fest und schliesslich Gewissensbisse: Bohlen bereut zweites Buch. Ich bereue meine Kolumne!

5.8.04

0815 kann auch Freude machen (Umwelt - Zürich)

05.08.04 Die Zahlenkombination 0815 steht neuerdings nicht nur für den alltagsnormalen und mürrischen Gesichtsausdruck. Sie ist auch der Name der trendigsten In-Café-Bar Zürichs. Nahe des Hauptbahnhofs in der Linth-Escher-Gasse gelegen, anstelle einer altehrwürdigen Cafeteria unlängst eröffnet und fast ganz in Schwarz gehalten, öffnet 0815 wochentags bereits ab sieben Uhr morgens (Samstag ab neun). Und offeriert neben dem ordentlichen Frühstück (für 8.15 CHF wohlgemerkt) auch täglich einen Brunch, wie er sonst fast nirgends in Zürich unter der Woche zu erhalten ist – ausser etwa im Sprüngli oder im Hotel Storchen.

Schön am Café, dass immer ein Glas Wasser auf den Tisch kommt und die Crême gar in einem kleinen Schokoladebecher. Weniger schön vielleicht für einzelne Kaffeetrinker, dass das Rauchen uneingeschränkt gestattet ist und gar Zigarren auf der Speisekarte figurieren. Beim morgendlichen Besuch wirkte das Ganze glücklicherweise noch nicht verraucht. Abends immer bis Mitternacht geöffnet, dürfte das anders aussehen. Aber da muss sich die neue Bar auch gegen die alteingesessenen Rex und La Bouillabaisse gegenüber behaupten, was einiges an Kreativität braucht. Dem zuzurechnen ist die runde Sitzlounge im hinteren Teil des 0815, wo man sich durchaus gern auch alleine hinsetzt und bei Bedarf doch in ein Gespräch verwickelt wird.

(Medien) Netztipp Nummer 1: Spiegel Online

Man stehe zu Deutschland stehen wie man will. Aber am Geschehen im bevölkerungsreichsten Land Europas kommt niemand vorbei. Und wenn ein Medium wie der Spiegel keinesfalls nur selbstgefällige Nabelschau betreibt, ist der Gewinn aus der Lektüre um so grösser. An diese Tradition knüpft dessen Online-Magazin an. Nach wie vor sind alle aktuellen Beiträge kostenlos einsehbar, frühere aus dem Netzmagazin ebenso. Im Spiegel publizierte Artikel hingegen sind kostenpflichtig, wobei meist ganze Dossiers angeboten werden. Jenes etwa zu Christoph Blocher mit fünf – allerdings nicht mehr ganz taufrischen Beiträgen - kostet 1.50 Euro.

Natürlich sind es immer wieder kritische Deutschlandgeschichten, die prominente Aufhänger hergeben. Daneben ist in diesen Wochen das Geschehen in den USA – Stichworte Wahlkampf und Terrorbekämpfung – ein Thema, das ebenso aktuell und umfassend wie kompetent und kritisch abgehandelt wird. Ebenfalls ihn Spiegeltradition sind viele weitere Bereiche im Netzmagazin vertreten wie Wirtschaft, Kultur, Sport und Reisen. Letztere Rubrik bringt immer wieder Hinweise und Geschichten von versteckten Schauplätzen, die man doch schon lange mal aufsuchen wollte. Da findet dann gar regelmässig und aktuell auch die Schweiz statt - oder so nahe liegende und trotzdem reizvolle Ziele wie Paris mit seinen Hinterhöfen (26.7.04: www.spiegel.de/reise/metropolen/0,1518,310098,00.html).

Zum Glück nur Amerikaner (Finanzen)

04.08.04 Zum Glück nur Amerikaner sind zugelassen bei der nun angelaufenen Versteigerung der Google-Aktien. Denn die Preisspanne, in der sich die Papiere bewegen werden (108 bis 135 Dollar), würde eine Bewertung der US-Internet-Suchmaschine von bis zu 36 Mrd. US-Dollar bedeuten. Womit wir uns bereits wieder in jener stratosphärischen Höhe bewegen, die letztlich nur noch den Niedergang nach sich ziehen kann. Immerhin weisen dieses Mal, im Gegensatz zu vielen Börsengängen während des New-Economy-Hypes, auch viele Anlageexperten auf den voraussichtlich exorbitant hohen Preis der Aktie und die entsprechenden Verlustrisiken hin. Ein solcher Kurs bedeutete, dass Google als wertvoller denn der zweitgrösste Ölkonzern der Welt, British Petroleum, eingestuft würde – oder fast so wertvoll wie die Deutsche Bank.

Wie ist eine solche Bewertung überhaupt möglich? Bei den institutionellen Anlegern, den Fonds und Pensionskassen, herrscht offenbar Anlagenotstand. Endlich wieder mal ein neues Papier, das eine Firma mit einer Vision und durchaus bereits funktionierender Geschäftsphilosophie an die Börse bringt. Und Geld für die Anlage ist durchaus vorhanden, fliesst durch Mechanismen des Zwangssparens sowie die Einsicht in die Notwendigkeit privater Vorsorge in rauen Mengen zu den Institutionellen. Und sie rechnen offenbar damit, dass das Papier, wenn auch kurzfristig von einem Schwächeanfall kaum verschont, mittelfristig Potential hat. So werden sich die Taschen der bisherigen Google-Eigner füllen, über drei Mrd. soll der erste Schritt an die Börse bereits bringen, viele Papiere bleiben aber noch in deren Besitz. PrivatanlegerInnen können getrost auf einen zweiten Schritt warten, wenn erneut Google-Papiere an die Börse gelangen. Diese wird dannzumal bereits eine erste vernünftige Bewertung vorgenommen haben und das Verlustrisiko vermindern. Die jetzt vorgenommene Versteigerung der Aktien ist zwar eine originelle Variante eines IPO’s, deren Wirkung noch nicht umfassend abschätzbar ist. Eine Absicherung gegen einen baldigen Kurssturz ist sie aber nicht.