29.12.05

(Finanzen) Jahresende – Zeit des Ausblicks

Jetzt überschlagen sich die (Finanz-) Medien wieder in ihren Ausblicken aufs kommende Jahr. Erste Feststellung dazu: Wie stets überwiegt der Optimismus, denn mit schlechten Nachrichten sind in diesem Mediensegement zumindest keine guten Geschäfte zu machen – denn «only bad news is news» oder «bad news sells» gilt hier für einmal nicht.

Sodann kann man zweitens auf das vergangene 2005 verweisen. Rekordumsätze einerseits, sowie wieder steil ansteigende Aktienkurse spielen die Musik. Nur schon bei den Schweizer Werten wurde eine durchschnittliche Gewinnsteigerung von rund 30 Prozent erzielt. Sie übertraf die verbreiteten Prognosen von anfangs Jahr bei weitem. Keiner der Analysten hatte dem Schweizer Börsenindex SMI mehr als 6500 Punkte zugetraut. Er steht aktuell auf über 7500.

Nun raten sie zu teilweisen Gewinnmitnahmen – einen allgemeinen Rückgang der Kurse sagt aber niemand voraus – siehe oben. Was bleibt zu tun? Sich einerseits lösen von diesen fixen Bilanzierungen zum Jahresende. Dieses ist letztlich ein für die Börse willkürlich gewählter Stichtag. Vielmehr vertrauen auf langfristige Überlegungen. Zum Beispiel darauf, dass sich die Schwellenländer weiterhin stark entwickeln. Länder wie Brasilien, China und Indien dürften die Nase weiterhin vorne haben. Für Russland muss man wegen der politischen Entwicklungen und der einseitigen Rohstofffixierung vorsichtiger sein. Sodann: Kleineren Unternehmen gehört die Zukunft. Für die Schweiz oder auch Europa und Japan auf einen entsprechenden Fonds zu setzen, dürfte langfristig kaum falsch sein. Ob allerdings Ende 2006 ein gutes Resultat rausschaut, ist so unsicher wie jede andre Börsenprognose – und letztlich irrelevant, siehe nochmals oben.

24.12.05

(Finanzen) Fondssparplan unter den Weihnachtsbaum

Noch eine letzte Idee für ein sinnvolles Weihnachtsgeschenk gefällig? Dank eines Fondssparplans für Kinder (und Erwachsene) lassen sich mehrere nützliche Dinge miteinander verbinden! Und der Möglichkeiten für einen Abschluss sind zwar noch nicht so viele, wie wünschenswert. Aber das Angebot lässt genügend Spielraum für eine sinnvolle und individuell zugeschnittene Wahl.

Nicht zum ersten Mal werden hier Fondssparpläne der Post, also von deren Finanzdienstleister Postfinance, propagiert. Neben den posteigenen (ein gutes Dutzend) stehen 30 Fonds verschiedenster spezialisierter Fondsgesellschaften zur Verfügung. Nach einer Ersteinlage von 2000 CHF – dies ein Vermouthstropfen beim sonst so günstigen Angebot – sind Folgeeinlagen im Gegenwert schon von 100 CHF möglich, auch in fremden Währungen wie dem Dollar und dem Euro und vor allem bei Fonds, die sich sonst der Sparplanidee verschliessen oder sie nur schwierig realisieren lassen.

Zum Beispiel der Swisscanto Green Invest: Dieser Fonds des Zusammenschlusses der Schweizer Kantonalbanken erlaubt, gemäss den Vorstellungen eines nachhaltigen Investments zu investieren. Damit sind gewisse Problembereiche wie etwa Rüstung, Atomkraft, Tabak usw. ausgeschlossen. Dabei sind dafür beispielsweise Firmen der erneuerbaren Energien – jenes Investmentsektors, der im ablaufenden Jahr bei weitem die besten Renditen einfuhr. Was dem erwähnten Fonds 2005 selbst eine Spitzenrendite von über 30 Prozent eintrug! Doch sei gewarnt: Solches ist auch in vielversprechenden Aktienmärkten nicht Jahr für Jahr zu erwarten!

Von wegen Renditen: Auch andere Fonds, die Postfinance als Sparplan anbietet, waren im ablaufenden Jahr äusserst erfolgreich, etwa jene der Deutschen Bank für Japan und Osteuropa. Wer also jetzt den Schritt macht und in Zukunft regelmässig in kleinen Beträgen sparen und dabei den Aktienmarkt nicht aussen vor lassen möchte, hat in Fondssparplänen der Postfinance eine gute Möglichkeit.

17.12.05

(Medien) Zensur in China übermächtig

In der Volksrepublik China erscheinen mittlerweile über 2.000 verschiedene Zeitungen, über 8.100 Zeitschriften, es gibt über 300 Radiostationen und 360 Fernsehsender. Ein Zeichen für Pluralismus, Presse- und Informationsfreiheit? Leider nicht. Nach Angaben der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) wird in China die Presse vom Staat umfassend überwacht und zensiert. Das gilt nicht nur für die Printmedien und das Internet, sondern auch für Fernsehen und Rundfunk. Soweit bekannt, ist die Zahl der Verhaftungen von Internet-Autoren und Dissidenten seit dem Amtsantritt von Staatspräsident Hu Jintao sogar noch gestiegen.

Das oberste Ziel und der Daseinsgrund der Medien in China ist es, das Image der Kommunis-tischen Partei und des Staates zu erhalten und die „soziale Stabilität“ des Landes zu sichern. Die Medien unterliegen ganz offiziell der Aufsicht der staatlichen Presse- und Publikations-verwaltung, die von der Propagandaabteilung (sic!) der KP Chinas gelenkt wird. Die Fernseh- und Rundfunkanstalten des Landes sind alle in staatlicher Hand. Ausländischen Unternehmen ist ausdrücklich untersagt, in China Kabelfernsehen zu betreiben. Schon im Oktober 1993 verabschiedete die Regierung eine neue Regelung, die den Zugang zu ausländischem Satelli-tenversehen erschwerte. Journalisten, die den Vorgaben der KP nicht folgen und unabhängig berichten wollen riskieren Entlassung, Einschüchterung und Verhaftung – selbst im Autono-miegebiet Hongkong. Auch eMails und SMS von Privatpersonen werden nach „kriminellen“ Inhalten gefiltert. Zu den „kriminellen“ Inhalten gehören die Wörter „Tibet“, „Tienanmen“, „Taiwan“ und „Falun Gong“.

Die Angaben über die Zahl der Sicherheitsbeamten, die das Internet kontrollieren, schwanken zwischen 30.000 und deutlich über 40.000. Mehrere hunderttausend „subversive“ Internet-seiten sind in der Volksrepublik gesperrt. Dazu gehören nicht nur die Seiten von Menschen-rechtsorganisationen. Auch viele westliche Medien sind betroffen, wie die BBC, aber auch die Hong Kong Voice of Democracy, praktisch alle taiwanesischen und tibetischen Seiten, sehr viele Seiten mit christlichen Inhalten und alle Seiten über die buddhistische Meditationsschule Falun Gong. Wer in China einen Internetanschluß privat nutzen will, muss sich vorher bei der Polizei registrieren lassen. Internetnutzer müssen außerdem einen Vertrag unterschreiben, der sie verpflichtet, den Internetzugang nicht für „illegale“ Aktivitäten zu verwenden. Ansonsten drohen hohe Haftstrafen. Zehntausende der öffentlichen „Netzbars“, wie Internet-Cafés in China genannt werden, wurden in den vergangenen Jahren geschlossen.

Alle „Internet Service Provider“ (ISP) in China unterliegen einer engen staatlichen Kontrolle. Aber auch internationale Webportale unterstützen die chinesische Regierung bei ihrer Web-zensur. Die Suchmaschine „Yahoo“ beispielsweise unterzeichnete bereits im Juli 2002 einen Vertrag, in dem sie sich zur freiwilligen Selbstzensur verpflichtete. Berichten zufolge scheint sich auch die Rivalin „Google“ für diesen Weg entschieden zu haben, nachdem sie bereits einmal vollkommen von der chinesischen Regierung gesperrt worden war. „Google“ und „Yahoo“ versuchen beide, den chinesischen Markt zu erobern, und sie gehen dabei Kompro-misse ein, die direkt die Pressefreiheit in China gefährden. Trotz des enormen Aufwandes ist es der KP China bisher dennoch nicht gelungen, das Internet völlig frei von unzensierten In-formationen zu halten. Nach einer Untersuchung der Chinesischen Akademie für Sozialwis-senschaften verbringt die junge chinesische Generation nicht nur mehr Zeit im Internet, sondern betrachtet des Netz sogar als ihre erste und glaubwürdigste Informationsquelle. Quelle: Internationale Gesellschaft für Menschenrechte 2005 / www.sonnenseite.com

14.12.05

(Finanzen) Von der Usurpation der Alternative

Hedge Funds, berühnt geworden durch die UBS-Krise Ende der 90er Jahre, haben sich ein Etikett zugelegt, das ihrem Wesen kaum gerecht wird. Um sogenannte alternative Geldanlagen soll es sich handeln, wenn ohne Transparenz die unmöglichsten Finanzmarktkonstrukte zum Einsatz gelangen, vereinfacht gesagt, wenn den spekulativen Schleusen keine Grenzen gesetzt sind.

Das Wort Alternative - lässt uns der klassische Duden wissen – meint die «Entscheidung zwischen zwei oder mehr Möglichkeiten» sowie unter der Eigenschaft alternativ «als menschen- und umweltfreundlich angesehen». Davon kann bei Hedge Funds keine Rede sein. Sie bieten zwar andere Möglichkeiten des Investierens, doch selbst die Investoren verlieren mitunter den Überblick, wenn es ums Verständnis der Mechanismen geht. Einer, der viel Geld auf diese Weise gemacht hat, der ungarisch-amerikanische Multimilliardär George Soros weist unterdessen auf die Gefahren hin, die solches Tun für die internationalen Finanzmärkte und letztlich für die Menschheit beinhaltet.

Da hört es spätestens auf mit dem alternativen Charakter der Hedge Funds. Sie sind eine Gefahr für Mensch und Umwelt. Die Investorengemeinde, die sich der Nachhaltigkeit verschrieben hat, ist aufgerufen, für Ihren Anlagestil das Wort alternativ zurückzuerobern. Denn Anlagen, die Augenmerk auf umweltrelevante und soziale Belange richten und schädliche wirtschaftliche Auswirkungen aussen vor lassen, sind die wirklich alternativen.

10.12.05

(Finanzen) Jahresbilanz an den Weltbörsen

Die Feststellung kontrastiert zwar mit den sonstigen Meldungen zur Wirtschaftspolitik im flächengrössten Land der Welt. Aber die Russen waren, zumindest was die Börsenperformance im abgelaufenen Jahr betrifft, am erfolgreichsten – von einigen Exotenbörsen einmal abgesehen. Da mag der Prozess gegen den einst reichsten Mann Russlands ebenso wenig daran deuteln wie die Quasiverstaatlichung des grössten Ölkonzerns. Besser ins Bild passt der Einsitz von Deutschlands Ex-Bundeskanzler Schröder im Vorstand der grössten russischen – ebenfalls staatlich dominierten – Gasgesellschaft Gazprom. Trotz aller Bedenken gilt wohl: Der russische Markt ist – ebenso wie der chinesische und der indische – derart riesig, dass schon die schiere Masse den InvestorInnen Mut zu machen scheint und die Börsenkurse munter weiter in die Höhe treibt.

Das galt 2005 für die indische Börse ebenso, die knapp 30 Prozent zulegte im ablaufenden Jahr. Ihr ist am ehesten auch im Neuen eine gleich bleibende Leistung zuzutrauen, obwohl die politischen Gegebenheiten für einige Instabilität sorgen. Was umso mehr für den östlichen und noch mächtigeren Nachbarn China gilt. Legte dieser doch in einem stark staatlich beeinflussten Markt gar nicht zu. In den letzten Monaten sah es allerdings freundlicher aus, was eine Fortsetzung des Aufwärtstrends möglich macht.

An den europäischen Börsen war ein Aufwärtstrend unverkennbar – und Europa gilt unter den entwickelten Börsenmärkten auch fürs kommende Jahr als Favorit. Denn die Aufholjagd fand in erster Linie in kleineren Volkswirtschaften statt – wie erfreulicherweise in der Schweiz mit einem Plus von rund einem Drittel. Ebenfalls die Wiener Börse glänzte. Doch jene in Frankfurt, Paris und London zeigen ein vergleichsweise bescheidenes Plus von um die 20 Prozent – und damit nach den früheren happigen Verlusten durchaus nochmals Potenzial. Wie natürlich auch Japan, das die jahrelange Depression vergessen machte und mit einem Drittel im Plus liegt. Und Alle wollen noch mehr.

Was für die Amerikaner erst recht gilt, war doch in den USA 2005 an den Börsen kaum Geld zu verdienen. Politisch bedingt, fehlt hier das Vertrauen in ein Erstarken im kommenden Jahr. Aber mitunter kümmert sich die Börse ja auch auffällig wenig um die Politik. Plötzlich könnten also die Amerikaner wieder als Gewinner dastehen und damit aus dem Schatten ihrer südlichen Nachbarn treten, die mit Ausnahme Argentiniens ein glänzendes Jahr hinter sich haben. A propos aufstrebende Märkte: So unterschiedlich die jeweils nationalen Bedingungen sind, so einheitlich zeigt der Trend derzeit in fast all diesen Gebieten nach oben. Der Anlagetipp für das kommende Jahr lautet also: Rund ein Drittel der frei anlegbaren Mittel in einen Fonds stecken, der in den sogenannten Emerging Markets investiert. Stark vertreten sollten dabei die Regionen Osteuropa, Südostasien und Lateinamerika sein.

2.12.05

(Umwelt) Nachhaltigkeit braucht klare Standards

Labels und Ratings zu Fragen rund um die Umweltverträglichkeit im weitesten Sinne gibt es eine Reihe. Der nachhaltige Wirtschaftsverband der Schweiz (WIV) entwickelt nun ein spezielles Instrumentarium zur Beurteilung von Klein- und Kleinstbetrieben. An einer Veranstaltung in Bern stellte er das Konzept zur Diskussion. Ist auch schon so einiges vorhanden in diesem Bereich, so eignet es sich in erster Linie entweder für grössere, gar börsenkotierte Betriebe oder deckt nur Teilbereiche verschiedener Dimensionen der Nachhaltigkeit ab. Rolf Iten, Geschäftsführer des Planungsbüros Infras in Zürich, welches für die inhaltliche Konzeption vom WIV beauftragt wurde, machte an der Veranstaltung in Bern klar: Für Unternehmen mit wenigen MitarbeiterInnen gibt es keine Möglichkeit, die eigene Nachhaltigkeit mit vertretbarem Aufwand und doch genügendem Tiefgang zu untersuchen.

Das fanden VertreterInnen von Kleinbetrieben aus der Region Bern schon fast skandalös – aber auch Ausdruck einer Politik, die sich für solche Fragen im kommunalen Bereich gar nicht interessiert. Mit anderen Worten, die Initiative des WIV stösst auf Zuspruch. «Es wäre toll, neben den verkauften nachhaltigen Produkten auch den eigenen Betrieb auf solche Aspekte hin abklopfen zu können», meinte etwa Kathrina Keller, Geschäftsführerin des claro-Weltladens in Bern. Aber auch auf Seiten eines produzierenden Betriebs wie der cuboro AG (Spielwarenproduktion und –handel) sah Matthias Etter Bedarf.

Thomas Vatter vom gleichnamigen ökologischen Warenhaus in Bern skizzierte Eckpunkte, die die vom WIV angestrebte Checkliste umfassen müsste: Neben einer Eigenbewertung sollten die sogenannten Stakeholders zum Zuge kommen, Lieferanten wie Kundinnen wären also zur Beurteilung aufgerufen. Sodann sollte der dynamische Teil des Prozesses besonders betont werden, was Rolf Iten mit dem Schlagwort des lernenden Unternehmens umriss. Während Vatter auch noch Wert darauf legte, dass Nachhaltigkeit kein Selbstbedienungsladen sei, in dem jeder grad mal den Aspekt rauspicke, der vorteilhaft für den eigenen Betrieb ausfalle.

Auf einen besonders heiklen Punkt wies die PR-Beraterin Ursula Marti hin, als sie fragte: «Inwieweit sind Nachhaltigkeitsaspekte auf Seiten der Kundschaft in meine Beurteilung einzubeziehen, schliesst das beispielsweise die Arbeit für gewisse politische Parteien aus?» Diskussionsleiterin Claudia Nielsen, freischaffende Ökonomin und SP-Kommunalpolitikerin aus Zürich, wies darauf hin, dass die WIV-Initiative nur in Zusammenarbeit mit den Verbandsmitgliedern erfolgreich zu gestalten sei.