29.5.06

(Umwelt) Noch stärkere Erderwärmung

Forscher kommen in neuen Studien zu alarmierenden Ergebnissen: Der Anstieg der globalen Temperaturen müsse um 15 bis 78 Prozent nach oben korrigiert werden. Im 20. Jahrhundert gab es eine globale Erwärmung von 0,6 Grad mit den bekannten Naturkatastrophen als Folge. Jetzt sagen viele Klimaforscher: Die Rückkopplungseffekte, mit denen sich die Erwärmung automatisch verstärkt, sind bisher unterschätzt worden. Der Anstieg der globalen Temperaturen müsse um 15 bis 78 Prozent nach oben korrigiert werden.

Die Forscher um Margaret Torn vom Lawrence Berkeley National Laboratory in den USA haben Bohrkerne aus der Vostok-Eisplatte in der Antarktis zutage gefördert, die rund 360.000 Jahre in die Vergangenheit zurückreichen. Die Analyse zeige, dass die Temperatur auf der Erde bis zum Ende dieses Jahrhunderts um 6 Grad Celsius, schlimmstenfalls sogar bis um 7,7 Grad ansteigen dürfte. Auch Torns Team hat einen klaren Zusammenhang zwischen der globalen Temperatur und der Konzentration von Treibhausgasen in der Atmosphäre gefunden. Die Warmperioden seien durch verstärkte Sonneneinstrahlung ausgelöst worden, doch die tatsächlichen Temperaturen seien mit der Sonnenaktivität allein nicht erklärbar, argumentieren die Wissenschaftler. Sie machen die gestiegene Konzentration von CO2 und Methan für das Mehr an Wärme verantwortlich.

Am Ende des 21. Jahrhunderts könne sich so eine Steigerung der globalen Durchschnittstemperaturen um 7,7 Grad gegenüber dem heutigen Wert ergeben. In einem solchen Fall drohen dramatische Folgen: Neben verheerenden Wetterkapriolen könnten schon bald Küstenstädte versinken, während es in Deutschland womöglich mediterrane Klimaverhältnisse geben wird. Quelle: www.sonnenseite.com

27.5.06

(Finanzen) Tatort Zürich – oder Zürich ist überall

In der Finanzwelt wird immer noch oder immer mehr gemauschelt und betrogen. Ein neues Buch des deutschen Finanzjournalisten Leo Müller, tätig bei der hiesigen Wirtschaftszeitung Cash, belegt den Umfang dieser Verfehlungen in den letzten zehn Jahren. Wobei allerdings nicht viel Neues herauskommt, die Mechanismen und Abläufe der einzelnen Betrugsfälle aber interessant zu verfolgen sind.

Nur eines ist das Buch trotz allem nicht, ein Beleg für das spezifisch Züricherische an diesen Missgriffen der internationalen Finanzwelt. Wenn etwa das Kapital über die Ermordung eines bulgarischen Paten mit einem Stimmungsbericht von der Zürcher Bahnhofstrasse beginnt, um unvermittelt an den Schauplatz des Attentats in Sofias zu blenden, so ist der Zürcher Bezug schon reichlich konstruiert. Denn auch im Weiteren sucht man vergebens nach Belegen, was der hiesige Finanzplatz mit Pawlow zu tun hatte. Wobei – auszuschliessen ist das natürlich nie.

Das Buch (Leo Müller «Tatort Zürich» Econ Verlag 2006) hat sich unterdessen einen Platz in den Bestsellerlisten erobert (Nr. 2 laut neuester BILANZ). Spannend zu lesen – mit unter glaubt man sich in einen gut ausgedachten Krimi versetzt – lehrt es, dass an den grossen Finanzplätzen weiterhin munter Geld gewaschen wird, allen gesetzlichen Erlassen zum Trotz. Dabei helfen die kleinen Finanzzentren in Form der weltweit verstreuten Offshore-Plätze, denen Herr zu werden kaum je möglich sein wird – woran die Grossen auch nie ein Interesse haben.

18.5.06

(Umwelt) Energiesparende Autos und Geräte bringen es nicht – oder doch?

Die Umweltdiskussion war und ist durch einen Glaubenskrieg beherrscht: Helfen Geräte, die weniger Strom verbrauchen oder eben auch Autos, die weniger Sprit schlucken, das Problem zu lösen? Oder bräuchte es weiter gehende Massnahmen wie erzwungenen Konsumverzicht und Verbote. Einen Hinweis zur Beantwortung der strittigen Frage bieten jetzt die neuesten Zahlen zu den verkauften Elektrogeräten in der Schweiz, die unter anderem das Konsummagazin Saldo kommentiert.

Demnach hat die Zahl der Geräte auch im letzten Jahr wieder zugenommen (plus zwei Prozent). Und trotzdem ging deren Gesamtstromverbrauch deutlicher zurück (minus vier Prozent). Womit die eingangs gestellte Frage sicherlich nicht definitiv beantwortet ist. Aber zumindest eine Möglichkeit aufgezeigt, auch ohne Konsumverzicht mehr Lebensqualität zu erlangen. Eine These, die vor zehn Jahren schon der amerikanische Physiker Lovins und der deutsche Umweltpolitiker von Weizäcker in ihrem immer noch lesenswerten Buch «Faktor Vier - Doppelter Wohlstand - halbierter Naturverbrauch» aufgestellt hatten.

Eine gute Informationsquelle zu den umweltfreundlichsten Geräten bietet im Übrigen die Site www.topten.ch. Dort finden sich Produktevergleiche aus den verschiedensten Bereichen mit besonderer Berücksichtigung des Energieverbrauchs.

4.5.06

(Finanzen) Nachhaltige Geldanlagen für PK von Interesse

Frühlingserwachen bei Pensionskassen: Fragen der nachhaltigen Geldanlage stehen plötzlich im Mittelpunkt ihres Interesses, so auch an der Fachmesse 2.Säule, die in diesen Tagen in Zürich stattfand. Eine Interessengemeinschaft einschlägiger Anbieter beziffert die nachhaltigen Geldanlagen der hiesigen Kassen auf nunmehr fast sechs Milliarden Franken – womit die Anlagen von Privaten unterdessen übertroffen werden.

Und die Anbieter stellen sich der Diskussion wie an der erwähnten Veranstaltung im Rahmen einer von Beat Kappeler moderierten Arena-Runde. Da schimmerte seitens des Pensionskassenmanagers Reto Kuhn zwar noch Skepsis durch –zu einem aktiven Nachhaltigkeitsmanagement mag sich aus Risikogründen noch kaum ein PK-Vertreter bekennen. Dem hielt Doris Reffert-Schönemann, die Vertreterin des AHV-Ausgleichsfonds, der zwar nur einen kleinen Teil seines stattlichen Vermögens von rund 30 Milliarden nachhaltig bewirtschaften lässt (fünf Prozent oder rund 1,5 Milliarden) aktiv entgegen: Die nachhaltige Geldanlage eröffne eben nicht nur Risiken, sondern erwiesenermassen auch Chancen auf einen höheren Ertrag.

Unklar blieb, was unter nachhaltigem Investment überhaupt zu verstehen ist. Schön tönt zwar das Bekenntnis des unabhängigen Beraters Yvo Knoepfel: «Nachhaltiges Anlegen ist die bessere Art, langfristig zu investieren.» Wer soziale und ökologische Aspekte neben finanziellen in seine Anlageüberlegungen einfliessen lässt, nimmt nicht zwingend eine geringere Rendite in Kauf, das belegen zumindest immer wieder Studien zum nachhaltigen Investment. Aber wenn sich bekanntermassen mit Statistiken vielerlei und meist das Gewünschte beweisen lässt, geht mitunter vergessen, dass es eben neben finanziellen auch andere Werte gibt, für welche Engagement und Investment lohnen – und am Schluss zahlt sich die Haltung dann vielleicht gar noch finanziell aus. Vielleicht halt wirklich erst nach langer Zeit.