22.6.09

Turbulenzen zum Trotz - Erneuerbare Energien bleiben im Trend

Kreditkrise und Rezession gehen auch an Zukunftsbranchen wie den "Erneuerbaren Energien" nicht spurlos vorbei. Gerade die jungen Unternehmen in diesem Bereich wurden von den wirtschaftlichen Turbulenzen richtiggehend durchgeschüttelt. Unvermittelt findet sich die Branche in einer eigentlichen strukturellen Marktbereinigung. Über die aktuellen Turbulenzen und die damit verbundenen verhagelten Geschäftsergebnisse, dürfe aber nicht vergessen werden, dass der langfristige Ausblick für erneuerbare Energien ausgesprochen positiv ist. Dies das Fazit der neuesten Bank-Sarasin-Studie zur Branche der Erneuerbaren Energien.

Das Jahr 2008 wird als Jahr der Widersprüche in die Geschichte der "Erneuerbaren" eingehen, hält die Studie weiter fest. Auf der einen Seite gilt es mit der Installation von zusätzlich 40 Gigawatt einen enormen Wachstumsschub zu konstatieren. Erstmals wurde in Europa und den USA mehr Kapazität zur Gewinnung von Energie aus erneuerbaren als aus konventionellen Quellen installiert. Weltweit legte die Photovoltaik um 125% Leistung zu, die Windenergiekapazität um 42%. Trotz dieses Rekordwachstums sind die Börsenkurse der "Erneuerbaren" in derselben Periode massiv eingebrochen. Dies aufgrund einer dramatischen Mischung von Finanzkrise, Rezession, sinkendem Ölpreis und wachsenden Überkapazitäten.

Neben langfristig intakten Perspektiven sind inzwischen auch einige kurzfristig positive Signale auszumachen. An erster Stelle stehen dabei die global geschnürten Konjunkturpakete mit Investitionsprogrammen für die "Erneuerbaren" im Umfang von USD 180 Mia. Die Frage ist zurzeit noch, wann diese Programme effektiv wirksam werden. Im Moment ist davon auszugehen, dass im laufenden Jahr erst rund USD 40 Mia. tatsächlich ausgegeben werden. Rund USD 75 Mia. dürften 2010 folgen. Weiter wird sich die Rolle der Stromversorger als stabilisierendes Element bei der Nachfrage erweisen. Sie verfügen über die entsprechende Liquidität und können die Finanzierung von erneuerbaren Energieprojekten sichern. Allerdings gilt es zu berücksichtigen, dass gerade das Engagement grosser Energieproduzenten wie EDF oder E.ON gewissen Zyklen ebenso unterworfen ist, wie dasjenige der Ölgiganten Shell oder BP und nicht zuletzt von der politischen Diskussion in den einzelnen Ländern geprägt wird.

Für die langfristige Perspektive der "Erneuerbaren" ist entscheidend, dass die mit einem konsequenten Vorantreiben von erneuerbaren Energieprojekten verbundenen technischen Fragen im Zusammenhang mit Verfügbarkeit und Integration in das bestehende Stromnetz lösbar sind. Dies zeigen nicht nur verschiedene Studien eindeutig auf, sondern der heute schon hohe Anteil an Sonnen- und Windenergie in Ländern wie Dänemark, Deutschland oder Spanien liefert auch den effektiven Tatbeweis. In der Diskussion um die Zukunftsperspektiven der erneuerbaren Energien erfreuen sich einige kritische Argumente, obwohl falsch, einer erstaunlichen Langlebigkeit. So heisst es immer wieder, dass die für Herstellung von Photovoltaikanlagen notwenige Energie grösser sei als die von einer derartigen Anlage je erzeugte Energie. Tatsächlich konnte aber die sogenannte Energierückzahldauer aufgrund der markanten technischen Fortschritte deutlich gesenkt werden und liegt heute bei noch knapp zwei Jahren. Danach produziert eine Photovoltaikanlage noch während 20 bis 25 Jahren Strom. Bei den Windturbinen ist die Energierückzahldauer sogar auf 7 Monate verkürzt worden. In den weiteren rund 20 Jahren Betriebszeit liefert eine Windturbine also noch 35 Mal mehr Energie als zur Herstellung der Anlage notwendig war.

Ein weiteres Argument der Kritiker betrifft die Verfügbarkeit erneuerbarer Energie; etwa die Abhängigkeit von meteorologischen Einflüssen. Aber allein die Tatsache, dass heute in der EU schon gegen 100 Gigawatt Leistung in Speicherseen zur Überbrückung von windschwachen oder bewölkten Stunden zur Verfügung stehen, relativiert den Einwand. Und gerade die Schweiz besitzt einen vergleichsweise hohen Anteil an Pumpspeicherseen. Dies eröffnet auch den Stromerzeugern interessante Geschäftsopportunitäten. Auf absehbare Zeit ergeben sich zudem aus einer immer besseren Vernetzung verschiedener Energieerzeuger - Stichwort "Smart Grids“ – überzeugende Perspektiven, wie das deutsche Projekt mit dem Titel "Regeneratives Kombikraftwerk“, bei dem 36 Wind- Solar-, Biogas- und Wasserkraftwerke zu einem computergesteuerten Netzwerk zusammengefasst worden sind, nachweisen konnte. Abschliessend kommen die Experten der Bank Sarasin zum Schluss: «Der Megatrend hin zu erneuerbaren Energien bleibt also allen aktuellen Turbulenzen zum Trotz ungebrochen.»

Quelle: Bank Sarasin

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