24.6.09

Fondsanlage am Scheideweg

Sie galten in den 90er Jahren als Grundbaustein des Vermögensaufbaus. Dann wurden sie in der Interneteuphorie durch New-Marktet-Aktienanlagen an den Rand gedrängt. Deren Pleite folgten als neuer Anlagehype die strukturierten Finanzprodukte –all jene vielversprechenden Anlagen, die fast niemand so wirklich verstand. Anlagefonds blieben aussen vor, konnten ihre Volumina mehr schlecht als recht stabil halten – und verlegten sich in der Not gelegentlich selbst auf den Einsatz der so komplizierten Finanzinstrumente. Dass selbst die Fondsmanager diese nicht so richtig verstanden, legt die Beobachtung nahe, wonach auch diese Fonds (wie das Beispiel der Absolute Total Return Produkte eindrücklich zeigt) schlicht zum Flop gerieten. AnlegerInnen wandten sich folgerichtig ab.

Ein gar erzwungene Fondsausstieg und die dabei noch geprellten Anleger taten dem Renommé der Fondsbranche weiteren Abbruch, wie ein Artikels in der neuen Ausgabe des Konsumentenmagazins Saldo beschreibt. Da haben also «mindestens», wie es Fondsverbandsgeschäftsleiter Matthäus den Otter formuliert, ein gutes Dutzend Fonds den Schirm zugemacht. Produkte nicht etwa von irgendwelchen exotischen Gesellschaften, sondern von der Migros Bank und von Swisscanto, der Fondsgesellschaft der CH-Kantonalbanken. Die Wertschrumpfung um rund die Hälfte und der einsetzende Rückzug der Vermögen liess den Betrieb der Fonds schlicht und einfach nicht mehr als rentabel erscheinen. Doch wie hiess es immer so schön bei der Lancierung neuer Aktienfonds? Ein Mindestanlagezeitraum von sieben bis zehn Jahren ist empfohlen.... nicht realisierbar, wenn die Fondsgesellschaften beim ersten Gegenwind die Segel streichen. Der Tausch in einen anderen Fonds führt neben Unannehmlichkeiten zu einer Verlagerung der Anlagestrategie, weil nicht nur die Ausrichtung des Fondsersatzproduktes eine andere ist, sondern weil häufig auch ein Währungswechsel nötig wird. Saldo rechnet ein Beispiel vor, wo dieser Wechel zu einem zusätzlichen Vermögensverlust von rund zehn Prozent führte.

Die Fondsbranche wird sich ihrer zunehmend schwierigen Position bewusst, das machte auch eine Veranstaltung von «Friends of Funds» klar, an der sich am Dienstagabend die Protagonisten des Schweizerischen Fondsverbands (SFA) ein Stelldichein gaben. Zentrale Frage einerseits: Wie ist der Fondsvertrieb künftig zu gestalten und das Vertrauen der AnlegerInnen in dieses an sich so geeignete Anlageinstrument wieder herzustellen. Und wie muss sich andererseits die CH-Fondsindustrie in Europa positionieren – als aktive Mitgestalterin des EU-Fondsmarkts oder in «Piratenexpedition» - einem Begriff des SFA-Präsidenten Martin Thommen, den er später lieber nicht gesagt haben wollte?

Lassen wir Piraterie-Träume beiseite. Dass sie sich als Schäume erweisen müssten, zeigen die jüngsten Entwicklungen des Finanzplatzes Schweiz, der sich im Allgemeinen plötzlich als treuer OECD- - und EU-Gehilfe zu positionieren sucht. Bleibt die Frage des Fondsvertriebs, bei dem der Verband künfig laut Geschäftsführer Den Otter eine prägende Rolle spielen möchte. Demnach muss die Fondsindustrie und der SFA eine Strategie entwickeln, die den Fonds erstens wieder in das Zentrum des Anlegerinteresses rückt, eine Strategie auch, die Transparenz und Übersicht im Markt gross schreibt. Die sodann wieder das Open-Market-Modell propagiert, welches die gängigen Finanzplatzinstitutionen darauf verpflichtet, das beste Produkt ins Portefeuille des Anlegers zu legen – und nicht nur das eigene. Wenn das wegen Interessenkonflikten unmöglich ist, muss der Ruf nach unabhängigen Fondsvertriebsstrukturen laut werden – etwa nach dem Beispiel Deutschlands, wo an bald jeder Ecke ein Fondsshop um Kundschaft wirbt und eine Anlage nach Mass ermöglicht. Schliesslich ist (wieder) darüber nachzudenken, ob nicht das geeignetste aller Anlageinstrumente, nämlich der Fondssparplan, ins Zentrum der Verbandsbemühungen und auch jener seiner Mitgliederinstitute zu rücken sei.

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