29.1.09

(Medien) Rückblick auf Wirtschaftsjournalismus im Zorn

Die Wogen gehen hoch in diesen Wochen. Schon länger stecken wir nicht in einer, sondern in der Finanzkrise – unterdessen gilt sie als einschneidendste seit den 30er Jahren. Besonders betroffen ist das Schweizer Paradeunternehmen, ja der ganze Stolz der Schweizer Finanzwelt – der Welt grösster Vermögensverwalter, die UBS. Trotz unglaublich hoher Staatshilfen, die sich sicherlich auf sechs, dereinst aber vielleicht auch auf 60 Milliarden Franken belaufen, zahlt die Bank weiterhin Boni an ihre Angestellten. Über deren Höhe wird noch gestritten, da die Bank bislang vornehm geschwiegen hat.

Aber eine Zeitung hat’s rausgebracht, vielleicht nicht mit den korrekten Zahlen, aber die an sich unbestrittene Tatsache, dass da Gelder fliessen, für die die Bank keinerlei Verpflichtung eingegangen ist. Und da kommt dann eine – oder muss man sagen die – Wirtschaftsjournalistin Marianne Fassbind vom Schweizer Fernsehen und verteidigt diese Praxis, unter anderem in der Diskussionssendung Zischitgs-Club, den ich einst selbst geleitet hatte. Sie ist dort als Diskussionsteilnehmerin einer in diesem Falle überforderten Christine Meier – frühere TV-Ansagerin. Und Fassbind entblödet sich nicht, die UBS-Praxis in Schutz zu nehmen, wider besseres Wissen zu behaupten, man wisse noch gar nicht, ob da überhaupt Boni fliessen werden. Bezichtigt eine kämpferische SP-Frau (Susanne Leutenegger-Oberholzer) der wirtschaftlichen Unkenntnis und pinkelt auch noch den anderen Medien ans Bein, die Thesenjournalismus betrieben.

So weit hat es also der Wirtschaftsjournalismus gebracht: Eine selbst als sehr unkritisch geltende Vertreterin der Gilde macht sich zum Sprachrohr der Wirtschaft. Das wird vom weit gehenden Monopolmedium TV – DRS gedeckt und findet auch noch in diversen Blogs begeisterten Zuspruch. Ich mag in der aktuellen Situation nicht weiter öffentlich Stellung nehmen, kenne ich diese Marianne Fassbind doch aus früheren Uni-Zeiten und geifere nicht gern gegen mir gut bekannte BerufskollegInnen in der Öffentlichkeit. Aber hier sei es fest gehalten – der Wirtschaftsjournalismus ist wahrlich zu einer traurigen Angelegenheit verkommen. Und persönlich bin ich überzeugt, dass die Medien viel zu pfleglich gerade mit diesem UBS-Fall umgehen, dass den Schweizer SteuerzahlerInnen eines Tages noch eine gesalzene Rechnung präsentiert werden wird. Ihr wird eine eklige Sparpolitik folgen, die wiederum die Ärmsten und Schwächsten in dieser Gesellschaft treffen und den Sozialstaat noch weiter ruinieren wird.

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