21.10.08

(Finanzen) Spots auf die Krise - Es geht auch anders!

Wie weit der Staat bei seinen Hilfsmassnahmen für die notleidenden Banken sinnvollerweise gehen kann und soll, zeigt sich in den Niederlanden (siehe nachstehendes Beispiel). Im Übrigen weisen die 12.5%, welche die UBS für ihre Bundeshilfe entrichtet, darauf hin, wie risikoreich dieses Geschäft eingeschätzt wird – und es stellt sich die Frage, warum das alles im Notrecht durchgepeitscht wird, während der Anlegerschutz mit Glück mit Wirkung im März (!) erhöht werden soll. Eine fast schon beruhigende Meldung erreicht uns aus den USA – die dortige Privatkreditblase beträgt laut Spiegel Online nur rund 100 Mrd. $ - eine nächste Implosion wird also vergleichsweise fast nur ein Taschengeld kosten. „Nach Angaben der Rating-Agentur Moody's seien Wertpapiere in Höhe von 450 Milliarden Dollar mit US-Kreditkarten auf Pump gekauft worden.“ "Hier hat sich in den vergangenen zehn Jahren eine enorme Bedrohung aufgebaut", sagt dazu der Bochumer Finanzwissenschaftler Stephan Paul der Zeitung.“ Faul davon sind also rund ein Viertel. Doch so positiv ist die Sache nicht – denn ähnliches Ungemach droht von den Autokaufkreditverkäufen...

Der niederländische Finanzkonzern ING bekommt derweil eine staatliche Kapitalspritze in Höhe von zehn Milliarden Euro. Durch die Maßnahme soll ein weiteres Absinken der Börsenkurse der ING-Gruppe verhindert werden. Das Finanzministerium in Amsterdam teilte mit, damit solle die Kapitalbasis der ING gestärkt und einem weiteren Absinken der Börsenkurse entgegengewirkt werden. Der Schritt sei wegen der "Markterwartungen" notwendig, wenngleich die Bank "gesund" sei, sagte Finanzminister Wouter Bos auf einer Pressekonferenz. Die Investition sei zeitlich begrenzt. Die Regierung wird zwei Mitglieder in den Aufsichtsrat der ING entsenden.

Das Finanzunternehmen teilte mit, es werde für dieses Jahr die Dividendenzahlungen aussetzen und die Gehälter der Manager überdenken. Der Beihilfeplan sieht vor, dass die ING eine Milliarde bestimmter Wertpapiere zum Preis von zehn Euro pro Stück an den Staat ausgibt. Der Staat hat dann bei dem Konzern in etwa die gleiche Position wie gewöhnliche Aktionäre. Teil der Vereinbarung ist auch, dass die ING auf die Zahlung einer Schlussdividende 2008 verzichtet und das Management keine Bonus-Zahlungen erhält. Die ING kann die Papiere jederzeit für 15 Euro pro Stück zurückkaufen oder sie in gewöhnliche Aktien umtauschen. Der Staat erhält auf die gekauften Papiere eine jährliche Zinszahlung von mindestens 8,5 Prozent - allerdings nur dann, wenn die normalen Aktionäre eine Dividende bekommen. Lauter Regelungen, die weit über die hierzulande mit der UBS getroffenen Abmachungen hinausgehen. Die ING Group entstand 1990 aus der Fusion der NMB Postbank mit dem größten niederländischen Versicherungsunternehmen der Nationale-Niederlanden. Der Konzern hat nach eigenen Angaben rund 85 Millionen Kunden in zahlreichen Ländern und beschäftigt 130.000 Menschen. Er gehört damit zu einem der größten Finanzunternehmen der Welt.

Das 500-Milliarden-Euro-Rettungspaket für Deutschlands Banken ist unterdessen auch in Kraft getreten. Das Bundeskabinett hat in einer Sondersitzung die Hilfen samt etlicher Bedingungen beschlossen: Wer sie in Anspruch nimmt, muss dafür massive Eingriffe in Geschäftspolitik und Gehaltsstruktur hinnehmen. Das Kabinett begrenzte den höchstmöglichen Betrag für staatliche Beihilfen an eine einzelne Bank auf zehn Milliarden Euro. Die Gehälter der Manager sollen nun grundsätzlich auf 500.000 Euro jährlich begrenzt werden. Ausnahmen sind vorgesehen.

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