4.1.08

(Umwelt) Vom Sinn eines hohen Erdölpreises

Anfangs 2008 erreichte der Ölpreis erstmals das Niveau von rund 100$ pro Fass. Zum wiederholten Mal stellt sich die Welt die Frage, ob ein derart hoher Preis zur Bedrohung für die Weltkonjunktur würde. Doch ist die damit erreichte Höhe eher Segen denn Fluch, von einer den den 70er Jahren ähnlichen Beeinträchtigung des Wachstums kann nicht die Rede sein. Denn die früheren Preisschübe waren ungleich heftiger. Der Ölpreis erhöhte sich in den frühen 70er Jahren von 10 auf 45 $ für die angegebene Masseinheit, stieg also um mehr als das Vierfache. Auch die anfangs der 80er Jahre zu konstatierende Preisverdoppelung war wesentlich einscheidender. Inflationsbereinigt hat der Ölpreis erst mit seinen aktuell 100$ die damalige Höchstgrenze überschritten (inflationsbereinigt 90$).

Sodann spielt das Öl für die Weltwirtschaft unterdessen eine weniger zentrale Rolle als damals. Erdgas ist in noch weit grösseren Mengen vorrätig, andere Energiequellen haben ihre Bedeutung aufrecht erhalten oder gar vergrössert (Kohle bei aller Umweltproblematik, Holz, Wasser). Und noch viel wichtiger: Unterdessen sind Alternativen ins Blickfeld gerückt, die eine Ablösung des fossilen Zeitalters als möglich erscheinen lassen. Das hat schon der deutsche Umweltjournalist Franz Alt eindrücklich belegt in seinen diversen Schriften wie etwa «Die Sonne schickt uns keine Rechnung».

Realistisch ist ein Ablöseszenario unterdessen vor allem, weil viele wirtschaftlich bereits rentable Projekte die Zukunftsfähigkeit der neuen Energien belegen. Windenergie ist ebenso nahe der Rentabilitätsschwelle wie die Biomasse, der Solarenergie wird in bereits wenigen Jahren Gleiches prognostiziert. Grosses Potenzial steckt in der Nutzung der Biomasse, die insbesondere wegen ihrer Grundlastfähigkeit sehr wertvoll ist (also mangelnde Winde oder fehlenden Sonnenschein auszugleichen vermag. Gleiches gilt für die Erdwärme (Geothermie), die trotz zwischenzeitlicher Schwierigkeiten vielleicht gar das allergrösste Potenzial aufweist. Je steiler der Anstieg des Erdölpreises, um so schneller werden alle diese Alternativen wirtschaftlich und die Ablösung des Erdöls als zentraler Energieträger realistisch. Also keine Angst vor einem Fasspreis von 200$, den das deutsche Institut für Wirtschaftsforschung unlängst prognostizierte!

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