11.2.07

(Medien) Und die Zeitung auf Papier stirbt doch

Erst sah es nicht danach aus – doch nun offenbart der Blick auf die langfristige Entwicklung, wie sehr auf Papier gedruckte Zeitungen durchs Internet bedroht sind. Dazu einige Fakten, die die deutsche Wochenzeitschrift «Die Zeit» (im Internet) liefert: So ging innert 20 Jahren die Zahl verkaufter Exemplare von Tageszeitungen um fast einen Drittel zurück (von 63 auf 44 Millionen). Demgegenüber hat die renommierte englische Tageszeitung «The Guardian» unterdessen zehnmal mehr LeserInnen im Netz als auf Papier (12,7 versus 1,2 Millionen). Und so hat insbesondere bei den grossen US- Qualitätszeitungen ein Aderlass stattgefunden («Los Angeles Times» verzeichnete einen Rückgang verkaufter Exemplare von 1,2 Millionen auf 770'000). Die Amerikaner waren noch immer zuvorderst bei der Entwicklung im Mediensektor und man geht kaum fehl in der An-nahme, Europas Zeitungen bleiben davon verschont.

Gestützt wird die Annahme auch durch den Erfolg der Gratis-Pendler-Zeitungen, der ja gerade hierzulande offenkundig ist. Selbst das am Markt skeptisch empfangene Abendblatt «heute» weist unterdessen eine LeserInnenzahlen von über 200'000 aus. Das ist zwar bescheiden gegenüber der Erfolgsstory von «20 Minuten», aber respektabel gegenüber den vielen ver-kauften regionalen Tageszeitungen, die es nicht auf eine solche Beachtungszahl bringen. Bei beiden Faktoren – Internet wie Gratiszeitungen – sind es vor allem die Jungen, die als treibende Kraft eine Entwicklung vorantreiben, die in diesem Ausmass kaum jemand erwartet hätte. Und die vermutlich, dazu gehört nun nicht mehr so viel Prognosefähigkeit, auch in Zukunft anhalten wird.

Unklar allerdings bleibt, wie sich die neuen Medien langfristig über Wasser halten können. Das Werbevolumen der Gratiszeitungen ist teils beeindruckend, im Internet hält es mit der rasanten Beachtung der Sites aber längst nicht mit. Und medienpolitisch bringt es «Die Zeit» auf den Punkt, wenn sie die Problematik der Entwicklung wie folgt umschreibt: «Könnte es sein, dass der Leserschwund das stolze Wort von der vierten Gewalt hohl erscheinen lässt, dass ein wichtiger Pfeiler unserer Demokratie zu bröckeln beginnt? Oder macht es keinen Unterschied, wenn das gedruckte dem gesendeten Wort weichen muss? Bietet das Netz der bürgerlichen Öffentlichkeit möglicherweise eine bessere Teilhabe an den Angelegenheiten des Staates und der Gesellschaft, ist es somit vielleicht sogar das »demokratischere« Medium?».

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