13.1.07

(Medien) Mehr Verharmlosung als Uebertreibung

Wer würde Aids-Epidemie oder Rinderwahnsinn als Medienhype abtun, als Angstmacherei ohne Basis? Ihnen sind Millionen von Lebewesen zum Opfer gefallen und gelöst sind die beiden in den letzten 20 Jahren schlagartig aufgetretenen Probleme auch nicht, trotz Wegen zur Verbesserung der Situation. Andere Gesellschaftsprobleme krankten Jahre und Jahrzehnte unter zu wenig und nicht zu viel Beachtung durch die Medien, etwa das Massaker auf unseren Strassen, dem auch heute noch allein in der Schweiz hunderte, europaweit zehntausende und auf der ganzen Welt jährlich Millionen von Menschen zum Opfer fallen. Und schliesslich die rund 18'000 Kinder, die täglich an Hunger sterben. Wird ihnen genügend Referenz in den Medien erwiesen? Wohl kaum.

Dass es seitens der Medien gelegentlich zu Übertreibungen kommt, wie etwa beim Waldsterben, ist unzweifelhaft und kann teils deren Bemühen um Aufmerksamkeit angelastet werden. Das liegt aber auch in der häufigen Unsicherheit über die künftige Entwicklung, die das Risiko falscher Prognosen gratis mitliefert. Wenn der Schweizer Think Tank «Avenir Suisse» eine Tagung zum Spiel mit der Angst abhält – wie diese Woche in Zürich unter Leitung von dessen Direktor Thomas Held – so ist die Absicht durchsichtig. Mit Verweis auf das Waldsterben soll auch die Klimadiskussion madig gemacht werden. Das bewies Held dann abends in der Fernsehdiskussion Arena, als er wiederholt anführte: «Nehmen wir einmal an, es gäbe wirklich eine vom Menschen gemachte Klimaproblematik.»

Die Schweizer Denkfabrik und der ehemalige Berufsrevoluzzer Held selbst fallen immer wieder durch eine unqualifizierte Angstmacherei auf, etwa mit dem demographischen Problem, wonach die Altersvorsorge der Schweiz durch die Überalterung kurz vor dem Kollaps stehe. Von einer drohenden Klimakatastrophe will sie aber nichts wissen und führt unter anderem Wissenschafter als Zeugen vor, die im Solde der Erdölindustrie stehen. Das ist ihr Recht, doch durchsichtig. Denn Problemlage und Entwicklung des Klimas werden früh genug zeigen: Die Medien betreiben in der Regel nicht zu viel Schlaumschlägerei, sondern weisen vielmehr oft zu wenig auf den Ernst der Lage hin – Beispiele siehe oben.

1 Kommentar:

Tipps hat gesagt…

Dass Medien immer wieder unkritisch die von der PR-Maschinerie verbreiteten Klimamärchen nachplappern, zeigt ein Blick auf die FuW vom letzten Samstag: Ein (durchaus lesenswerter) Artikel über die Zukunft des CO2-Zertifikatehandels wird mit dem immer wieder bemühten Sentenz eingeleitet, es gebe bisher "keinen wissenschaftlichen Beweis für den Zusammenhang zwischen CO2-Ausstoss und Klimawandel." Tatsache ist: Es gibt heute keine glaubwürdige wissenschaftliche Studie mehr, die diesen Zusammenhang ernsthaft in Zweifel zieht. Trotzdem werden gewisse Medien nicht müde, das Gegenteil zu behaupten. Sie machen sich damit zu Erfüllungsgehilfen der grössten Klimasünder, sprich zu Lobbyisten der Verkehrs-, Schwer- und Erdölindustrie, welche aus leicht durchschaubaren Interessen ganz gezielt die Verbreitung solcher Klima-Mythen schmieren. Wieso Journis das tun, ist mir schleierhaft. Ist es unkritische Wirtschaftsbegeisterung, Anbiederung oder einfach kognitive Dissonanz aus schlechtem Gewissen?

herzlicher gruss
christian