12.11.06

(Medien) Betrüger im Netz hereingelegt

Fast jeder Internetbenutzer hat sich schon über die heuchlerischen Schreiben geärgert, in denen das Opfer einer afrikanischen Ungerechtigkeit oder Strafe den Adressaten bittet, beim Transfer von Millionenbeträgen auf ein sicheres Konto behilflich zu sein. Die Betrüger, die grösstenteils aus Nigeria stammen, appellieren an die heimliche Komplizenschaft ihrer Opfer und stellen als Belohnung für die erbetene zwielichtige Hilfeleistung einen Anteil am transferierten Betrag in Aussicht. Die meisten drücken beim Empfang solcher Schreiben die «Delete»-Taste. Michael Berry, ein 44-jähriger britischer Computerexperte, hatte vor ein paar Jahren eine bessere Idee, über die die NZZ am Sonntag in ihrer aktuellen Ausgabe berichtet.

Als sich Berry wieder einmal über einen besonders dreisten Betrugsversuch ärgerte, antwortete er dem Absender und tischte ihm seinerseits eine haarsträubende Geschichte auf. Und siehe da: Der Betrüger fiel auf ihn herein und schickte ihm Kopien seines Passes und eines Bankauszugs, «natürlich nichts als schlechte Fälschungen», kichert Berry am Telefon. Er kam auf den Geschmack und verbringt seither bis zu fünf Stunden pro Tag damit, im Internet Köder auszulegen und Betrüger mit langen Briefwechseln hinzuhalten. Er mache dies aus Spass, sagt Berry, aber auch als Dienst an der Allgemeinheit.

Wenn die Betrüger nach dem ersten Kontakt jeweils auf angebliche unvorhergesehene Schwierigkeiten hinweisen und die Vorauszahlung stets steigender Gebühren für einen «An-walt» oder «Mittelsmann» anfordern, willigt Berry ein, gibt aber beispielsweise vor, das Geld persönlich überbringen zu wollen. Er schickt Kopien gefälschter Flugtickets und bringt seine «Partner» dazu, für ihn Hotelzimmer zu reservieren. Dann kommt ihm etwas dazwischen, und alles muss von vorne beginnen. Die besten Geschichten, mit denen er Betrüger ihre Zeit ver-schwenden liess, hat Berry kürzlich veröffentlicht. Und er organisiert über die Website www.419eater.com den Widerstand gegen Internet-Betrüger. Quelle: NZZ am Sonntag vom 12.11.2006

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