2.12.05

(Umwelt) Nachhaltigkeit braucht klare Standards

Labels und Ratings zu Fragen rund um die Umweltverträglichkeit im weitesten Sinne gibt es eine Reihe. Der nachhaltige Wirtschaftsverband der Schweiz (WIV) entwickelt nun ein spezielles Instrumentarium zur Beurteilung von Klein- und Kleinstbetrieben. An einer Veranstaltung in Bern stellte er das Konzept zur Diskussion. Ist auch schon so einiges vorhanden in diesem Bereich, so eignet es sich in erster Linie entweder für grössere, gar börsenkotierte Betriebe oder deckt nur Teilbereiche verschiedener Dimensionen der Nachhaltigkeit ab. Rolf Iten, Geschäftsführer des Planungsbüros Infras in Zürich, welches für die inhaltliche Konzeption vom WIV beauftragt wurde, machte an der Veranstaltung in Bern klar: Für Unternehmen mit wenigen MitarbeiterInnen gibt es keine Möglichkeit, die eigene Nachhaltigkeit mit vertretbarem Aufwand und doch genügendem Tiefgang zu untersuchen.

Das fanden VertreterInnen von Kleinbetrieben aus der Region Bern schon fast skandalös – aber auch Ausdruck einer Politik, die sich für solche Fragen im kommunalen Bereich gar nicht interessiert. Mit anderen Worten, die Initiative des WIV stösst auf Zuspruch. «Es wäre toll, neben den verkauften nachhaltigen Produkten auch den eigenen Betrieb auf solche Aspekte hin abklopfen zu können», meinte etwa Kathrina Keller, Geschäftsführerin des claro-Weltladens in Bern. Aber auch auf Seiten eines produzierenden Betriebs wie der cuboro AG (Spielwarenproduktion und –handel) sah Matthias Etter Bedarf.

Thomas Vatter vom gleichnamigen ökologischen Warenhaus in Bern skizzierte Eckpunkte, die die vom WIV angestrebte Checkliste umfassen müsste: Neben einer Eigenbewertung sollten die sogenannten Stakeholders zum Zuge kommen, Lieferanten wie Kundinnen wären also zur Beurteilung aufgerufen. Sodann sollte der dynamische Teil des Prozesses besonders betont werden, was Rolf Iten mit dem Schlagwort des lernenden Unternehmens umriss. Während Vatter auch noch Wert darauf legte, dass Nachhaltigkeit kein Selbstbedienungsladen sei, in dem jeder grad mal den Aspekt rauspicke, der vorteilhaft für den eigenen Betrieb ausfalle.

Auf einen besonders heiklen Punkt wies die PR-Beraterin Ursula Marti hin, als sie fragte: «Inwieweit sind Nachhaltigkeitsaspekte auf Seiten der Kundschaft in meine Beurteilung einzubeziehen, schliesst das beispielsweise die Arbeit für gewisse politische Parteien aus?» Diskussionsleiterin Claudia Nielsen, freischaffende Ökonomin und SP-Kommunalpolitikerin aus Zürich, wies darauf hin, dass die WIV-Initiative nur in Zusammenarbeit mit den Verbandsmitgliedern erfolgreich zu gestalten sei.

Keine Kommentare: