17.9.05

(Medien) Ringier liquidiert klammheimlich

Die Wirtschaftszeitung Cash liefert ein Beispiel, wie Schönfärberei im Medienbusiness je länger je häufiger das Mass der Eigenberichterstattung ist. Heisst es doch im neuesten Editorial; «Die Leserschaftszahlen bestätigen die Führungsposition von Cash unter den Schweizer Wirtschaftszeitungen – trotz eines leichten Rückgangs.» Was Chefredaktor Schütz auch noch festhält betreffs der Steuersituation in der Schweiz («die Gefahr ist offenstichtlich, dass sie ihren Vorsprung verspielt») müsste betreffs der eigenen Positionierung wohl ebenso gelten. Angesichts von immerhin sieben Prozent Leserschaftsschwund und vor allem, weil er ein anderes Faktum verschweigt.

Während nämlich Neulancierungen bei Ringier jeweils gross angekündigt und gefeiert werden, erfolgen Blatteinstellungen klammheimlich. So wieder beim Vermögensmagazin VALUE, das bislang monatlich dem Wirtschaftsblatt Cash beilag und auf Ende Jahr eingestellt wird. Die Themen würden künftig ausführlich in der (nur noch zweibündigen) Zeitschrift abgehandelt – soweit die dürre unternehmensinterne Verlautbarung. Gegenüber der Öffentlichkeit Funkstille, siehe Cash-Editorial. Das war schon vor zwei Jahren so, als die damals noch hausinterne VALUE-Redaktion eliminiert wurde und rund ein Dutzend Leute ihre Anstellung verloren. Wochenlang hatte es im Ringier-Intranet nur geheissen, die Betroffenen können sich um das Outsourcing bewerben. Darunter befand sich auch der Schreibende.

Somit ist auch die letzte der neueren Schweizer Lancierungen ein Flop. Besser geht es Ringier nur im Ausland, wo das deutsche High-Level-Magazin Cicero herauskam oder in Osteuropa, wo gerade erst eine Gratiszeitung angekündigt wurde. Doch der Schweizer Markt ist für Ringier offenbar tot. Da helfen die Überlebensübungen mit dem Lifestyleheft Bolero wenig. Oder ist es ganz einfach das hiesige Management, das ideenlos an Projekten von gestern herumbastelt und ein Unternehmensführer, der bei den ersten Anzeichen eines Flops gleich die Segel streicht? Dabei ist trotz allen sportlichen Vorlieben des Michael Ringier nicht bekannt, dass er auch noch segeln ginge (neben Tennis und Skilanglauf). Personalia wie Geschäfte bleiben so oder so besser unter dem Deckel, siehe nochmals Cash und VALUE.

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