Was waren wir einst froh, als das Gastgewerbegesetz gelockert wurde und auf die Pioniere der illegalen Beizenszene all die neuen Trendlokale folgten. Weil mit dem Fall des ungeliebten Gesetzes auch die Bedürfnisklausel gekappt wurde, was den Ausschank von Alkohol allenthalben ermöglichte, schossen all die neuen Gastroschuppen wie die Pilze nach dem Herbstregen aus dem Boden.
Besonders beizenfarbig wurde die Zürcher Szene in den Stadtkreisen 4 und 5. Früher waren es wenige Italo- und Spanierbeizen, die zum Male luden. Dann folgten all die Asiaten und vor allem die Multikulti-Esslokale, wo munter gemischt wurde, was gerade mehr oder weniger zusammen passte. Der Josef an gleichnamiger Strasse, zu Beginn noch Josef und Maria geheissen, gehörte zu den ersten und blieb bis heute eines der erfolgreichsten Experimente. Einen Abkömmling bildete das Lily's, an der Ecke zur Langstrasse gelegen, und bald einmal Liebling aller, die zwar Fastfood, aber doch nicht jenes amerikanischer Provenienz schätzten.
Die asiatische Küche in diesem einfach gehaltenen Restaurant begeisterte vor Jahren die Hungrigen in Scharen, Warteschlangen waren unvermeidlich. Die Currys überzeugten durch ihre geschmacklichen Nuancen wie ihre günstigen Preise gleichermassen. Doch geklagt sei es, dem ist nicht mehr! Was das Lily's unterdessen bietet, getestet bei mehreren Besuchen, ist im Bereich Curry eine geschmacksneutrale Suppe, mit nur wenig Gemüse durchsetzt und einem Fleischanteil tendierend gegen Null. Denn die meisten der eh schon wenigen Entenstückchen bestehen beispielsweise zumeist aus Fett oder zäher Haut. Gestiegen ist einzig der Preis, wird doch unterdessen die Beilage separat verrechnet – ein absoluter Unsinn, lässt sich das Ganze ohne Reis schon gar nicht verspeisen. Die Reklamation beim Servicepersonal wurde höchst ungnädig aufgenommen. Sie reichte von Unverständnis über die Beteuerung, sonst klage auch niemand über den zu geringen Gemüseanteil. Dabei hatten wir vom Fleisch noch gar nicht gesprochen. Das Lily's wird also aus unserem Speisezettel gestrichen. Die Erinnerung an das Servicepersonal stärkt zudem das Vorurteil der unfähigen und unfreundlichen Bedienung hierzulande. Und langsam keimt der Verdacht, die Liberalisierung des Gastgewerbegesetzes war vielleicht doch nicht das Gelbe vom Ei.
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