Die englische Nachrichtenagentur Reuters geht im Zeichen der Produktionsverlagerung einen Schritt weiter. Ab jetzt soll journalistische Alltagsarbeit – und zwar jene aus dem Finanzbereich – in Indien und nicht mehr in England geleistet werden. Wie schon bei der Informatik ist Bangalore das auserwählte Zentrum, wo Reuters seine bereits bestehende Belegschaft von 300 InderInnen verdoppeln will. Im Gegenzug werden laut einem Bericht der englischen Zeitung Independent 3000 Arbeitsplätze auf der Insel wegfallen.
Die Auslagerung von Arbeitsplätzen wird begünstigt durch die sprachlichen Voraussetzungen. Die anvisierten neuen indischen Arbeitskräfte sprechen hervorragend Englisch und sind im Übrigen ebenso qualifiziert wie die englischen. Nach Reuters-Angaben kosten Berichterstatter in Indien im Vergleich zu etablierten Standorten in New York, London und Singapur 60 Prozent weniger. Einziges Problem der Verlagerung: der grosse Zeitunterschied. Die indische Belegschaft im Bereich des News-Geschäfts wird von nachmittags bis tief in den folgenden Morgen hinein arbeiten müssen.
Noch bevor also die Maschinen das Schreiben der Berichte übernehmen, werden diese in Indien, später einmal in China und weiss wer noch wo verfasst. Einziger Trost: Lokaljournalismus ist wohl gefeit gegen solche Verlagerungstendenzen und wird vielleicht einst noch die Königsdisziplin der hiesigen Schreiberzunft – ganz einfach weil sonst keine JournalistInnen mehr ihr Auskommen finden. (Quelle: Spiegel online – www.spiegel.de hat sich übrigens soeben wieder als meist besuchte Website im deutschsprachigen Raum erwiesen.)
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