Ähnlich wie die Nord-Süd-Debatte mit dem Globalisierungsstreit nach zwischenzeitlichem Tief zurück ins öffentliche Bewusstsein fand, macht sich nun die Energiefrage auf zum grossen Sprung. Kein Tag vergeht derzeit ohne hintergründige Berichterstattung der Medien. So auch an diesem Freitag 8.7., an dem ein US-Spezialist im Tages-Anzeiger die spezielle Rolle der USA aufzeigt.
Die Diskussion weist eine andere Qualität auf als in den vergangenen Jahrzehnten. Zwar ist es immer noch der Ölpreis, der als Ausgangpunkt gilt – kein Wunder angesichts der nach wie zentralen Rolle des Erdöls in der Energiefrage. Aber der Fokus ist in der Mitte des ersten Jahrzehnts im neuen Jahrtausend stärker als früher auf Alternativen gerichtet. Da feiert zwar die Atomenergie zweifelhafte Auferstehung, zumindest bei den ewig Gestrigen. Doch wird sie selbst von diesen nur als notwendiges Übel, als zwingende Übergangslösung gesehen und nicht mehr. Pferdefuss solcher Überlegungen ist, dass der Übergang wegen des ungelösten Abfallproblems eben gar keiner ist, sondern vielmehr eine strahlende Dauererscheinung.
Im Zentrum der Energiedebatte stehen aber nun die Alternativen oder Erneuerbaren. Unter ihnen gibt es ebenfalls viele neue Aspekte. So ist plötzlich Geothermie, speziell auch für die Schweiz, eine verheissungswolle neue Wärmequelle. Gespannt wartet die Fachwelt auf einen Grossversuch in Basel. Sodann tritt Biomasse vermehrt in den Vordergrund, für die Schweiz ebenfalls sehr interessant, da der Rohstoff in Form von Holz sowie Landwirtschaftsabfällen reichlich vorhanden ist. Einheimische Windenergie wird weiterhin einen schweren Stand haben, könnte aber unter den Stromimporten eine wichtige Rolle spielen. Das Gegenargument der Auslandabhängigkeit und langen Zuleitung überzeugt nicht. Denn beim massenhaft importieren Atomstrom aus Frankreich war es ja auch möglich, den Strom über weite Strecken einzuführen.
Und schliesslich – unzweifelhaftes Steckenpferd auch des Schreibenden – die Solarenergie. Ihr Wirkungsgrad wird ständig verbessert. Die Preise liegen unterdessen mit 60 bis 80 Rappen pro kWh bei rund der Hälfte der Kosten vor zehn Jahren - eine erstaunliche Entwicklung. Sie macht Appetit auf noch günstigere Tarife. Derzeit wird beispielsweise in Genf eine Anlage realisiert, die auf der Fläche von drei Fussballfeldern Sonnenstrom für etwa 300 Haushalte erzeugen wird (siehe auch Magazin «Erneuerbare Energien», das in der neuesten Nummer 3/05 die Ökostromszene Schweiz ausleuchtet). Es gibt viele Projekte auch in der Schweiz, die zielstrebig und in kleinen Schritten die Sonnenenergiewirtschaft anstreben.
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