Mit der Axel Springer AG übernimmt erstmals ein ausländischer Konzern einen bedeutenden Player der Schweizer Zeitungs- und Zeitschriftenbranche. Die deutsche Verlagsgruppe ist zwar bereits Eignerin des Verlags Handelszeitung, war mit dem Fachverlag nur in einer Nische präsent. Nun zahlt Springer gegen 140 Millionen Franken an die bisherigen Eigner der Jean Frey AG und dokumentiert damit, was der Eintritt in die Szene wert ist.
Denn es wechselt viel Geld die Hand – für die bisherigen Mehrheitseigner ein Weihnachtsgeschäft. Hatten sie doch vor mehreren Jahren nach nie widerlegten Branchengerüchten 80 Millionen aufgeworfen, um den Verlag – damals auch noch Mutterhaus der Weltwoche – zu übernehmen. Womit sich die investierte Summe in kurzer Zeit fast verdoppelt hat. Für eine Branche mit derart grossen Problemen – siehe Inseraterückgang – eine stolze Summe! Und für den Tessiner Financier Tito Tettamanti wieder einmal ein richtig lohnendes Geschäft.
Stolz kann auch der Eigner der Weltwoche, Roger Köppel sein, Chefredaktor und nunmehr Alleinbesitzer des renommierten und auch in Deutschland anerkannten Wochenblatts. Fragt sich nur, wo er die Mittel für den Kauf der restlichen 40 Prozent der Anteile her hat. Beteuerte er doch, schon für die ersten Anteile quasi sein ganzes Vermögen geplündert zu haben. Jetzt dürfte noch das letzte Hemd drauf gegangen sein.
Springer reibt sich derweil die Hände, weil nun der Eintritt in die CH-Medienlandschaft vollzogen ist und über kurz oder lang auch eines der ganz grossen CH-Medienhäuser (Tamedia, Ringier, ev. auch Berner Zeitungsgruppe) Ziel von Übernahmegelüsten werden kann. Die politische Rechte im Land hat derweil einen Pyrrhussieg errungen. Vor Jahren verhinderte sie den Übergang der Jean Frey AG an Ringier, hat damit aber schliesslich den Weg des einst stolzen vierten Zürcher Verlagshauses (neben TA, NZZ, Ringier) in ausländische Hände geebnet.
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