Es kommt nicht häufig vor, dass Mitarbeiter eines Unternehmens öffentlich gegen einen ihrer Verwaltungsräte Stellung beziehen. So aber geschehen in der aktuellen Wochenendausgabe der Neuen Zürcher Zeitung von Ende Mai. Der Betroffene, der St.Galler Privatbankier Konrad Hummler ist nicht nur im Finanz- und Mediengeschäft aktiv, sondern profiliert sich derzeit als einer der (wenigen) Schengen-Gegner aus der Privatwirtschaft.
Allzuviel Sorgfalt lässt er seiner Kampagne im Rahmen eines «Wirtschaftskomitees» aber nicht angedeihen. So legen die Schengen-Gegner auf grossformatigen Plakaten verschiedenen EU-Kommissaren (ungefragt) Parolen in den Mund, wonach sie sich darauf freuten, bald auf die Schweizer Gesetzgebung Einfluss nehmen zu können. Doch ausgerechnet deren Dossiers hätten, wie die NZZ aufführt, rein gar nichts mit dem Schengenabkommen zu tun (zum Beispiel die Bereiche Umwelt, Haushalt und Konsumentenfragen).
So fragt die für einmal gar nicht so verstaubte Zeitungstante, ob denn das Komitee bewusst und wider besseres Wissen exotische Kommissarsnamen wie Dimas, Grybauskaité, Kyprianou und Spidla wählte, «weil sich mit diesen in der Öffentlichkeit das Misstrauen gegen die angeblich freihändige Einmischung eines fremden Gesetzsgebers besser schüren lässt?» Die NZZ schliesst ihren Einwurf gegen den eigenen Verwaltungsrat mit Hinweis auf das Leitbild seines Bankhauses. Dort sei eine ehrliche, kompetente und auf die tatsächlichen Kundenbedürfnisse ausgerichtete Beratung gelobt, die Vertrauen schaffe. Gegenüber seinen politischen «Kunden» sei Konrad Hummler mit seinem Komitee offenbar nicht zur gleichen Sorgfalt verpflichtet.
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