Solar- und Windenergie haben einen riesigen Nachteil: Die Stromproduktion hängt vom Wetter ab. Das Pilotprojekt „Kombikraftwerk“ soll das Problem jetzt lösen – Hoffnungsträger ist Biogas. Der deutsche Unternehmer Ulrich Schmack war es leid. Immer wieder musste sich der Chef der Schmack Biogas AG zwei Vorwürfe anhören, zuletzt während des Energiegipfels im Kanzleramt: Die erneuerbaren Energien seien entweder zu teuer oder nicht grundlastfähig, liefern also nur Strom bei Sonnenschein oder wenn der Wind weht.
Das Kombikraftwerk ist nun eine Pilotanlage, die über das Internet 36 Standorte von Windmühlen, Solarparks, Biogas- und Wasserkraftanlagen verknüpft und daraus ein Stromangebot errechnet. Der Windpark Pilsum hinter dem Emsdeich gehört ebenso dazu wie eine Solaranlage im sächsischen Freiberg oder ein Blockheizkraftwerk in Bad Hersfeld in Hessen. Im Maßstab 1:10.000 deckt das Kombikraftwerk vollständig den Strombedarf in Deutschland mit erneuerbaren Energien ab. Das passiert nicht nur theoretisch, sondern ganz real, denn die Anlagen sind tatsächlich am Netz und speisen Strom ein. Prognosen des Deutschen Wetterdienstes helfen, das Angebot von Wind- und Solarstrom zu berechnen.
Produzieren alle Energieträger über Bedarf, so soll ein Pumpwasserspeicher in Thüringen die Energie speichern. Macht allerdings das Wetter einen Strich durch die Rechnung, sind auch die Öko-Anbieter auf einen kleinen Anteil Importstrom angewiesen – und das kann nicht nur ökofreundlicher Windstrom aus Dänemark sein, sondern im Zweifelsfall auch Atomstrom aus Frankreich.
Doch es gibt noch Hürden: das Stromnetz. Denn das Kombikraftwerk verknüpft zahlreiche dezentrale Standorte in Deutschland. Ökostromanbieter fordern daher nicht nur einen leichteren Netzzugang, sondern auch neue Leitungen, die den Strom von A nach B transportieren. „Wir brauchen mehr Platz, nicht nur für neue Windrad-Standorte, sondern auch im Netz“, sagt Düser von Enercon. Das hat schon eine Studie der Deutschen Energieagentur gezeigt. Bis 2015 seien hierzulande rund 850 Kilometer neue Leitungen nötig, um die Energie aus Offshore-Windkraftanlagen einzuspeisen. Doch gegen den Netzausbau sträuben sich bislang die vier großen Energiekonzerne, weil sie Kosten in Milliardenhöhe fürchten.
Quelle: www.zeit.de
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