19.6.07

(Umwelt) Italien ist Geothermie-Europameister

Erdwärme ist durch die unglückliche Versuchsbohrung in Basel (die Erdbeben zu Beginn des Jahres auslöste) unter Beschuss geraten. Dennoch weisen viele kleinere und grössere bereits realisierte Projekte in der ganzen Welt auf das enorme Potenzial dieser Energiequelle hin, die tageszeit- und witterungsunabhängig so genannte Bandenergie zu liefern vermag. Das grösste Werk weltweit steht in Kalifornien (betrieben von der Geysers Geothermal Association (GGA), siehe dazu deren Website www.thegga.org). Dort werden sage und schreibe rund eine Million Haushalte mit elektrischem Strom aus geothermischen Anlagen versorgt, was der Kapazität eines grösseren AKW entspricht.

Aber warum in die Ferne schweifen (auch Island, Philippinen und Neuseeland nutzen Geothermie bereits als bedeutsame Energiequelle)? In Europa ist Italien führend, wo 1987 durch eine Volksabstimmung der Bau von Atomkraftwerken abgelehnt worden war. Auf der Suche nach alternativen Energielieferanten besann man sich auf die heißen Quellen in der Toskana. Den Grundstein für die Stromgewinnung durch Geothermie hatte der florentinische Unternehmer Prinz Piero Ginori Conti gelegt. Nach mehreren Versuchen mit einem thermisch angetriebenen Kolbenmotor war es ihm im Juli 1904 gelungen, fünf Glühlampen zum Leuchten zu bringen. Neun Jahre später schon hatte man in Larderello das erste Erdwärmekraftwerk mit einer 250-Kilowatt-Turbine in Betrieb genommen.

Heute reichen die Bohrer bis zu 3500 Meter weit ins Erdinnere und fördern den bis zu 260 Grad Celsius heißen Dampf an die Oberfläche. Zudem gibt es ein Versuchsfeld, "in dem wir vier bis sechs Kilometer tief bohren", sagt Antonio Fini vom Museo della Geotermia. Inzwischen liefern 35 Energiezentralen in der Toskana und dem nördlichen Latium rund 4,5 Milliarden Kilowattstunden Strom pro Jahr. Auch die Zukunft ist gesichert. Denn die geothermischen Kraftwerke arbeiten in einem geschlossenen Kreislauf: Nachdem der Dampf die Turbinen angetrieben hat, wird das Wasser durch Schächte wieder in die Erde gespritzt, wo es sich erneut erhitzt. Allerdings erhält der Dampf auch einen Anteil nicht kondensierbarer Gase, darunter Kohlendioxid, Methan und Schwefelwasserstoff, die - nicht gerade umweltfreundlich - in die Atmosphäre entweichen.

Quelle: Eigene Recherchen und Geo 4/06

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