10.12.05

(Finanzen) Jahresbilanz an den Weltbörsen

Die Feststellung kontrastiert zwar mit den sonstigen Meldungen zur Wirtschaftspolitik im flächengrössten Land der Welt. Aber die Russen waren, zumindest was die Börsenperformance im abgelaufenen Jahr betrifft, am erfolgreichsten – von einigen Exotenbörsen einmal abgesehen. Da mag der Prozess gegen den einst reichsten Mann Russlands ebenso wenig daran deuteln wie die Quasiverstaatlichung des grössten Ölkonzerns. Besser ins Bild passt der Einsitz von Deutschlands Ex-Bundeskanzler Schröder im Vorstand der grössten russischen – ebenfalls staatlich dominierten – Gasgesellschaft Gazprom. Trotz aller Bedenken gilt wohl: Der russische Markt ist – ebenso wie der chinesische und der indische – derart riesig, dass schon die schiere Masse den InvestorInnen Mut zu machen scheint und die Börsenkurse munter weiter in die Höhe treibt.

Das galt 2005 für die indische Börse ebenso, die knapp 30 Prozent zulegte im ablaufenden Jahr. Ihr ist am ehesten auch im Neuen eine gleich bleibende Leistung zuzutrauen, obwohl die politischen Gegebenheiten für einige Instabilität sorgen. Was umso mehr für den östlichen und noch mächtigeren Nachbarn China gilt. Legte dieser doch in einem stark staatlich beeinflussten Markt gar nicht zu. In den letzten Monaten sah es allerdings freundlicher aus, was eine Fortsetzung des Aufwärtstrends möglich macht.

An den europäischen Börsen war ein Aufwärtstrend unverkennbar – und Europa gilt unter den entwickelten Börsenmärkten auch fürs kommende Jahr als Favorit. Denn die Aufholjagd fand in erster Linie in kleineren Volkswirtschaften statt – wie erfreulicherweise in der Schweiz mit einem Plus von rund einem Drittel. Ebenfalls die Wiener Börse glänzte. Doch jene in Frankfurt, Paris und London zeigen ein vergleichsweise bescheidenes Plus von um die 20 Prozent – und damit nach den früheren happigen Verlusten durchaus nochmals Potenzial. Wie natürlich auch Japan, das die jahrelange Depression vergessen machte und mit einem Drittel im Plus liegt. Und Alle wollen noch mehr.

Was für die Amerikaner erst recht gilt, war doch in den USA 2005 an den Börsen kaum Geld zu verdienen. Politisch bedingt, fehlt hier das Vertrauen in ein Erstarken im kommenden Jahr. Aber mitunter kümmert sich die Börse ja auch auffällig wenig um die Politik. Plötzlich könnten also die Amerikaner wieder als Gewinner dastehen und damit aus dem Schatten ihrer südlichen Nachbarn treten, die mit Ausnahme Argentiniens ein glänzendes Jahr hinter sich haben. A propos aufstrebende Märkte: So unterschiedlich die jeweils nationalen Bedingungen sind, so einheitlich zeigt der Trend derzeit in fast all diesen Gebieten nach oben. Der Anlagetipp für das kommende Jahr lautet also: Rund ein Drittel der frei anlegbaren Mittel in einen Fonds stecken, der in den sogenannten Emerging Markets investiert. Stark vertreten sollten dabei die Regionen Osteuropa, Südostasien und Lateinamerika sein.

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