8.11.04

(Finanzen) Unsicherheit nach den Wahlen

Die US-Präsidentenwahl ist entschieden. Unter Börsianern kommt Erleichterung auf, denn Unsicherheit ist Gift für die Börse, da war ein klares Ergebnis mit Bush als Sieger willkommener. Womit sich einmal mehr zeigt, wie die Vertreter der Finanzindustrie einem kurzfristigen Denken verpflichtet sind. Die Kommentare lassen eine langfristige Sicht vermissen.

Nun sei hier nicht die Behauptung in die Welt gesetzt, mit Kerry wäre an den Börsen alles besser und die Krise der letzten Jahre endgültig ausgesessen. Es ist das Schicksal des Börsengeschehens, dass es von stetem Auf und Ab geprägt ist – woran auch ein demokratischer Präsident nichts ändern würde. Immerhin seien aber ein paar Tatsachen in Erinnerung gerufen. So waren die Finanzmärkte unter Präsident Clinton ausserordentlich erfolgreich – Clinton kann man allenfalls vorwerfen, die Marktkräfte zu sehr entfesselt und damit den folgenden Absturz ab März 2001 verstärkt zu haben. Zudem hat Wallstreet trotz politischer Distanz mehr meist von demokratischen Führern als von Republikanern profitiert.

Doch ein anderes Argument ist wichtiger. Die Wirtschaft steht in einer globalisierten Welt vor grossen Herausforderungen. Weit entwickelte Volkswirtschaften wie jene der USA werden sich auf hohem Niveau nur halten können, wenn sie sich für eine nachhaltigere Wirtschaftsweise entscheiden. Das bedeutet unter anderem hohe Investitionen in die Ausbildung breiter Bevölkerungskreise – und zwar dauernd. Es bedeutet auch eine Lösung der Energiefrage, die kaum von der bisherigen und neuen Administration zu erwarten ist. Bush setzt nicht nur im Inland auf das Öl als ewige Energiequelle. Er belegt die ganze Welt diesem Ölregime, indem er alle politischen Entscheide – beispielsweise den US-Krieg in Irak – diesem Regime unterordnet.

Nicht nur Unsicherheit also, sondern vor allem der Sieg von Bush wird langfristig die wichtigste Ökonomie der Welt ins Abseits führen, Budgetdefizite, soziale Ungleichheiten und vieles mehr wären anzufügen. Schlechte Aussichten für die Börse also, auch wenn es in kurzfristiger Euphorie nach einem Bush-Bonus aussieht. Aber eben, die Börsianer denken kaum weiter.

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