Erinnert sich noch jemand an den GROWIAN (Große-Wind-Anlage). An den schlanken, 350 Tonnen schweren Stahlrohrmast an der schleswig-holsteinischen Westküste mit einem 340 Tonnen schweren Maschinenhaus an seiner 100 m hohen Spitze und mit zwei 23 Tonnen schweren Rotorblättern? Die drei Megawatt Anlage am Kaiser-Wilhelm-Koog wurde ein Misserfolg. Vier Jahre nach dem Probebetrieb ging sie 1987 an ihrer eigenen Masse kaputt. Das 54 Millionen Euro teure Windrad erwies sich als eine der größten Fehlschläge in der Geschichte der Windenergiegewinnung.
Aber die deutschen Windingenieure gaben nicht auf. Sie zogen vielmehr Lehren aus dem GROWIAN-Desaster und begannen kleinere Windräder zu bauen und diese zu Windparks zusammenzufassen. Schließlich bauten sie dann doch immer größere Windräder. Heute drehen sich die ersten Sechs-Megawatt-Windmühlen. Auf dem GROWIAN-Gelände verwandeln heute 32 verschiedene Windkraftanlagen (WKA) Nordseewind in elektrischen Strom - himmlische Energie, umweltfreundlich, preiswert, ohne Probleme mit zu Ende gehenden Rohstoffen. Die 26,8 Megawatt Windkraft produzieren pro Jahr etwa 78 Millionen Kilowattstunden Strom. Das reicht um mehr als 50.000 Menschen mit Strom zu versorgen.
Nach 20 Jahren Erfolgsgeschichte der deutschen Windenergie produzieren heute knapp 20.000 Windräder sechs Prozent des deutschen Stromverbrauchs. Im August 2007 haben in Deutschland die Windräder erstmals eine etwas höhere Leistung als die 17 deutschen Atomkraftwerke. Da der Wind jedoch nicht immer weht, produzieren Windräder bisher freilich weniger Strom als AKWs. Allerdings: Auch AKWs produzieren nicht immer. Von den 17 AKWs lagen im Juli 2007 an manchen Tagen sechs still. Immerhin: Am 30. Juli 2007 speisen die Windräder in Deutschland bereits 226 Millionen Kilowattstunden Strom ins Netz ein, die AKWs brachten es am selben Tag auf 270 Millionen Kilowattstunden. Vielleicht schon in wenigen Jahren werden die Windräder in Deutschland mehr Strom produzieren als AKWs.
Weniger in Deutschland, aber weltweit ist die Windstromerzeugung im Aufwind. Deutschland ist zwar noch Windweltmeister, aber die USA, China, Indien oder Spanien installieren inzwischen jedes Jahr weit mehr neue Anlagen als Deutschland. Vor allem in Hessen, Baden-Württemberg, Bayern und Nordrhein-Westfalen wird die Windenergie seit Jahren politisch ausgebremst. Es fehlt in den genannten Bundesländern überhaupt nicht an geeigneten Windstandorten. Was allein fehlt, ist der politische Wille, so der deutsche Journalist und Umweltexperte Franz Alt. Eine Feststellung, die sich getrost auch auf die Schweizer Energiepolitik übertragen lässt.
Quelle: www.sonnenseite.com
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