15.4.07

(Umwelt) Klimaschutz kostet gewaltig – oder doch nicht?

Das deutsche Umweltbundesamt prophezeit gewaltige Klimaschutz-Kosten. Der Klimaschutz käme damit weit teurer als bisher vermutet. Nach Berechnungen des Umweltbundesamts müssen die Deutschen ab 2020 rund elf Milliarden Euro (gegen 20 Milliarden Franken) pro Jahr aufwenden. Die Experten empfehlen, Vergünstigungen für Bauherren und Autofahrer radikal abzubauen. Nach Bevölkerungszahlen umgerechnet auf die Schweiz bedeutet dies rund eine Milliarde, die aber wegen des hierzulande geringen Einsatzes von Kohle unterschritten werden dürfte.

Dass der Klimaschutz nicht nur aus guten Absichten besteht, hat sich in den vergangenen Wochen und Monaten immer deutlicher herauskristallisiert. Den Anfang machte der "Stern-Report" der britischen Regierung, der die Folgen der globalen Erwärmung für die Weltwirtschaft in erschreckende Zahlen fasste. Seitdem werden immer mehr Studien über die Kosten des Klimawandels veröffentlicht. Jetzt präsentiert das Umweltbundesamt (UBA) den Deutschen eine horrende Rechnung. Nach Informationen des SPIEGEL besagt die 70 Seiten starke Analyse, dass die Bürger in fast allen Bereichen mit zusätzlichen Kosten rechnen müssen. Die Experten raten der Bundesregierung zu zahlreichen drastischen Maßnahmen, um die Kohlendioxid-Emissionen bis 2020 wie geplant um 40 Prozent im Vergleich zu 1990 zu senken. Dazu sollte etwa Bauherren die staatliche Förderung gekappt werden. "Abzuschaffen sind die Wohnungsbauprämie und die Arbeitnehmersparzulage für Bausparverträge", heißt es in dem Papier. "Auch sollten keine neuen, undifferenzierten Subventionen für Wohnungsneubau entstehen, zum Beispiel in Form einer pauschalen Förderung selbstgenutzten Wohneigentums im Zuge der Riester-Rente."

Zudem empfehlen die Fachleute, Besitzer von unsanierten Immobilien durch drastisch höhere Energiesteuern zu bestrafen. Gewaltige Belastungen drohen auch Auto- und Lastwagenbesitzern: "Deutschland muss im Verkehrssektor entschieden umsteuern", fordert das Umweltbundesamt. So soll die Maut für Lastfahrzeuge auf alle Bundesfernstraßen ausgedehnt und gleichzeitig kräftig angehoben werden. Zugleich wird die Verteuerung von Diesel und eine Umstellung der Kfz-Steuer auf Schadstoffausstoß empfohlen.

Wenn die Verhältnisse in Deutschland auch anders als in der Schweiz sind, Kosten von mehreren hundert Millionen Franken wird der Klimaschutz zweifellos verursachen. Aber er birgt auch Chancen durch die Schaffung neuer Arbeitsplätze im Bereich neuer Technologien – wenn sie denn gepackt werden. Und abgesehen davon sind die Kosten im Verhältnis zur hiesigen Wirtschaftsleistung doch bescheidener als angenommen.

Keine Kommentare: