In der vergangenen Woche war es wieder so weit. Die grossen deutschschweizer Verlage präsentierten ihren Jahresabschluss 05. Dabei knüpften sie an gute alte Zeiten exzessiver Gewinne an und blendeten mit Margen, die kaum eine andere Branche erreicht. Der 80-Millionen-Gewinn der TA-Media-Gruppe etwa ist dabei ebenso erstaunlich wie der Cash Flow von Ringier. Dieser grösste CH-Verlag ist der einzige Medien-Milliarden-Konzern hierzulande und auch der einzige mit namhaftem Auslandgeschäft.
Eher unten durch musste im vergangenen Jahr die NZZ, allerdings auf hohem Niveau. An der Zürcher Falkenstrasse ist eher erstaunlich, dass übrige Verlagsbeine wie Sonntagszeitung, Luzerner oder Ostschweizer Medien bald einmal ähnlich hohe Umsätze wie die alte Tante erzielen. Da muss vielleicht jetzt der lang gediente NZZ-Chefredaktor Hugo Bütler für Remedur sorgen, der ausgerechnet an diesem 1.April sein Zepter an den Nachfolger übergeben hat (kein Scherz) und nun nur noch für die kommerziellen Belange der NZZ verantwortlich ist.
Wenn es die CH-Verlage auch nicht direkt zugeben, aber die Tendenz zu Gratiszeitungen und die Internet-Konkurrenz scheint doch Bauchschmerzen zu bereiten. Da will Ringier gleich mit Cash Daily und Heute neu auf den Markt, beide Male gratis. Dann kommt ein zusätzliches Gratiszeitungsprojekt von Sacha Wigdorowits hinzu, der schon 20 Minuten auf die Schiene brachte. Und im Internet haben sich unterdessen zumindest die Rubrikeninserate für Wohnungen, Autos und Jobs so weit verbreitet, dass frühere Umsatz- und Gewinngrössen für die Verlage kaum je mehr realisierbar sein werden. Wie eine Veranstaltung am Zürcher Bildungszentrum BIZE zudem klar machte, ist nun auch das deutschsprachige Wikipedia-Lexikon auf dem Vormarsch. Der Siegeszug von Wissen und Information, gratis übers Internet, scheint nicht aufzuhalten – und die Zukunft der Verlage bei gleich bleibendem Geschäftsmodell mittelfristig ernsthaft gefährdet.
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